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Der Dazwischenfeger hat Pause

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Kristijan Jakic (hier gegen Stuttgarts Hiroki Ito/l.) macht seine Sache als Eintracht-Rechtsverteidigr gut. Im kroatischen Nationalteam ist er derzeit außen vor. © IMAGO

Eintracht-Abräumer Kristijan Jakic verteidigt in Frankfurt nun hinten rechts - das macht er mit einiger Inbrunst und immer besser. Allerdings hat ihn seine Zwangs- versetzung den Platz im kroatischen Auswahlteam gekostet.

Den Traum, die Farben seines Heimatlandes zu repräsentieren, hat sich der stolze Kroate Kristijan Jakic längst erfüllt, im Oktober 2021. »Das war mein größter Wunsch, seit ich ein kleines Kind bin«, sagte der 25-Jährige mit brüchiger Stimme nach seinem Debüt für die Kockasti, die Karierten. Sechs Minuten durfte er beim 3:0 auf Zypern mitspielen, Minuten für die Ewigkeit für ihn. Seitdem war der feurige Zerstörer im Dienste der Eintracht ein fester Bestandteil der kroatischen Fußball-Nationalelf, keine tragende Säule, aber eine verlässliche Stütze. Trainer Zlatko Dalic berief ihn in der Folge in allen zehn Länderspielen in die Auswahl, zweimal stand er in der Startelf, beim 1:1 gegen Slowenien spielte er durch. Seine persönliche Bilanz: vier Einsätze, drei Siege, ein Remis.

Doch nun, ausgerechnet im Nations-League-Doppelpack, den letzten beiden Länderspielen vor der WM in Katar, steht Jakic in Frankfurt auf dem Trainingsplatz, während seine Landsmänner versuchen werden, erst Dänemark und dann Österreich niederzuringen - im Hinblick auf die WM sind die aktuell nominierten Spieler im Vorteil. Nicht ganz optimal gelaufen für den Tattoo-Terrier. Jakic aber lächelt eine entsprechende Frage locker weg. Durch die Nichtnominierung könne er ja auch mal durchschnaufen. Doch in Wahrheit wäre der Mann aus den dalmatinischen Bergen gerne dabei gewesen. Die WM ist das Größte, was ein Fußballer erreichen kann.

Unglücklicherweise hatte der in Split geborene Defensivspieler aber erst seinen Stammplatz verloren und ist dann, als er wieder regelmäßig spielen durfte, auch noch teamintern zwangsversetzt worden: vom zentralen Mittelfeld nach hinten rechts in der Abwehr. Die ungewollte Neuorientierung wird ihn erst mal seinen Platz im Nationalteam gekostet haben. Coach Dalic macht dem Allrounder aber Hoffnung: »Wir beobachten ihn, er ist im Fokus - im defensiven Mittelfeld und auf der rechten Seite.«

Das Problem an der Geschichte: Der Nationalcoach hat sich hinten rechts für Josip Juranovic von Celtic Glasgow entschieden, was auf der Hand liegt. Der 27-Jährige ist Stammspieler auf dieser Position, »unumstritten«, wie Dalic sagt. Etwas überraschend aber ging der zweite Platz an Josip Stanisic vom FC Bayern München. Der 22-Jährigen kommt nur auf eine Spielzeit von insgesamt 70 Bundesliga-Minuten beim strauchelnden Abonnementsmeister, hat aber einen Stein im Brett bei Dalic, auch die letzten beiden Länderspiele gegen gute Gegner durfte Stanisic machen. »Ich hoffe, er wird mehr Spielzeit beim FC Bayern bekommen«, sagt Dalic. Wenn nicht, könnte die Stunde des Frankfurters Jakic schlagen. Momentan spricht wenig dafür, dass er seinen Platz im Eintracht-Team verlieren könnte. Und Bewährungschancen gibt es zuhauf, bis zur WM stehen noch 13 Pflichtspiele an. Jakic ist ein Kämpfertyp, so ist er aufgewachsen und erzogen worden, und mit jeder Minute Spielzeit wächst seine Perspektive auf einen Platz im Nationalteam - egal, ob rechts oder zentral. Vielseitigkeit kann ja nicht nur Fluch, sondern auch Segen sein.

Jakic findet sich auf der Verteidigerposition immer besser zurecht, obwohl er dort zuvor nie gespielt hatte. Und er sammelt fleißig Pluspunkte. Zum Beispiel am Samstag in Stuttgart, als er kurz vor Schluss eine Kamada-Ecke mit dem Schädel ins VfB-Tor wuchtete. Das 3:1, die Entscheidung.

Anfangs, erzählt der Spieler, habe er die Laufwege nicht gekannt, da war vieles ungewohnt, doch mittlerweile hat er sich an den neuen Posten gewöhnt. Natürlich muss er noch lernen, wann er sich einschalten kann und wann er besser hinten bleibt. Und er wird sein Pass- und Offensivspiel verbessern müssen, wenn Eintracht-Trainer Oliver Glasner tatsächlich weiterhin mit ihm auf rechts plant. Defensiv macht er seine Sache gut, inbrünstig, knallhart, nach vorne ist das indes ausbaufähig. Aber das ist ja auch klar, das gehört so oder so nicht zur Kernkompetenz des unverwüstlichen Dazwischenfegers, der auch gefragt wurde, ob er vielleicht nicht doch mit einer Rückversetzung auf seine angestammte Position ins Mittelfeld liebäugele. Da hat er nur gelacht: »Ich suche mir das ja nicht aus, das entscheidet der Trainer. Und wenn er sagt: ›Hey, du gehst ins Tor‹, okay, dann bin ich der Torwart.« So weit wird’s wohl erst mal nicht kommen.

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