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Dicke Luft

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Thomas Müller, hier in der Diskussion mit Dayot Upamecano, hat »eine ganz schöne Krawatte« und kritisiert den Auftritt seines FC Bayern beim 2:2-Remis gegen Stuttgart. © IMAGO

(sid). Keine Gier, kein Hunger, keine Effizienz: Diesen FC Bayern wird Rückkehrer Robert Lewandowski gnadenlos bestrafen - nach dem schlechtesten Saisonstart in der Fußball-Bundesliga seit zwölf Jahren schlug Thomas Müller Alarm. »Ich habe eine ganz schöne Krawatte und bin sauer auf uns selbst«, schimpfte der Ur-Münchner, »ich bin bedient.«

Vor dem brisanten Wiedersehen mit Lewandowski am Dienstag (21 Uhr/Prime Video) in der Champions League gegen den FC Barcelona herrscht dicke Luft bei den bayerischen Remis-Königen. Beim ernüchternden 2:2 (1:0) gegen den weiter sieglosen VfB Stuttgart fehlte der letzte Biss - und ein Torgarant wie der Weltfußballer. »Wir müssen zwei Gänge höher schalten, gegen Barcelona sogar drei«, forderte Sportvorstand Hasan Salihamidzic und mahnte: »Barcelona hat Topspieler, spielt guten Fußball, Lewa ist vorne, er nutzt jede Möglichkeit. Wir sind gewarnt.« Die Probleme lassen sich nach dem dritten Unentschieden in der Liga hintereinander nicht mehr wegdiskutieren. »Wir hatten nicht die Schlüssel«, sagte Matthijs de Ligt über das chaotische Offensivspiel. Allerdings war es der Abwehrchef, der dem VfB mit seinem unglücklichen Foul am starken Stuttgarter Stürmer Serhou Guirassy dessen Elfmeter-Ausgleich zum Endstand (90.+2) ermöglichte.

»Wir müssen verstehen, dass, wenn wir jedes Spiel gewinnen wollen, wir auch in den letzten zehn Minuten bis ans Letzte gehen müssen. Wir haben etwas hergeschenkt«, polterte Müller, jeder Einzelne müsse sich hinterfragen. Kapitän Manuel Neuer und Wortführer Joshua Kimmich verweigerten jedweden Kommentar. Die Gemengelage ist explosiv, auf der Tribüne blickten Vorstandschef Oliver Kahn und Ehrenpräsident Uli Hoeneß säuerlich. Und Julian Nagelsmann? Der Trainer reagierte nach der »gefühlten Niederlage« ungewohnt schmallippig - und übte Kritik an der Offensive. »Ich hätte mir mehr Power gewünscht«, sagte er, »es war zu wenig Gier nach vorne.« Im Abschluss habe die Qualität gefehlt - und »Lewa«? Diese Frage holt die Bayern immer mehr ein, zumal der Pole auch bei Barca trifft und trifft. Beim 4:0 in Cadiz erzielte er sein neuntes Pflichtspieltor im sechsten Spiel und bereitete einen Treffer vor.

Für die auf sechs Positionen veränderten Bayern trug sich Ausnahmetalent Mathys Tel mit 17 Jahren und 136 Tagen als jüngster Startelf-Debütant und Torschütze (36.) in die Münchner Bundesligahistorie ein. »Das war ein Lichtblick«, sagte Salihamidzic. Jamal Musiala (60.) traf nach dem 1:1 durch Chris Führich (57.) zur erneuten Führung, die Guirassy spät konterte. Der Rekordmeister hatte sogar Glück, dass Guirassys erster Treffer (51.) nach Führichs Trikotzupfer gegen Kimmich zurückgenommen wurde.

Trotzdem fehlen den Münchnern sechs fest eingeplante Punkte - »mindestens vier zu viel«, wie Salihamidzic spitz anmerkte. Für Grundsatzdebatten oder Sorgen sei ohnehin nicht der Zeitpunkt, »es ist noch früh in der Saison. Die Jungs wissen selber, dass das nicht gereicht hat.«

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