Die Kickers aus Stuttgart hoffen auf die Sensation
(sid). Jürgen Klinsmann kommt die Zeitverschiebung im über 9000 km entfernten Los Angeles ganz gelegen. »18 Uhr deutscher Zeit ist hier 9 Uhr morgens. Das ist optimal. Zum zweiten Espresso ziehe ich mir dann das Spiel rein«, sagte der frühere Bundestrainer vor dem Pokalspiel der Stuttgarter Kickers gegen Eintracht Frankfurt - und schob angesichts der »Wahnsinns-Hürde« für seinen ersten Profi-Klub eine durchaus berechtigte Frage hinterher:
»Warum dürfen wir nicht ein bisschen träumen?«
Träumen soll natürlich erlaubt sein, wenn der Fünftligist am Dienstag (18.00 Uhr/Sky) den amtierenden Europa-League-Champion zur zweiten Runde des DFB-Pokals im mit 10 000 Zuschauern seit 16 Jahren erstmals ausverkauften Gazi-Stadion auf der Waldau empfängt. Dass die Gegensätze jedoch kaum größer sein könnten, dessen ist man sich auch bei den Kickers bewusst.
»Das ist nicht neu für uns«, betonte Cheftrainer Mustafa Ünal: »Wir kennen das aus dem Erstrundenspiel gegen Greuther Fürth.« Auch wenn die Außenseiterrolle gegen die Eintracht »noch einen Tick extremer« ausfällt: Beim 2:0 gegen den Bundesliga-Absteiger hatten die Schwaben bewiesen, dass sie gegen höherklassige Vereine bestehen können. Zudem macht die Stuttgarter Pokalhistorie gegen Frankfurt durchaus Hoffnung.
Vor 35 Jahren waren die beiden Mannschaften zum bislang einzigen Mal im Pokal aufeinandergetroffen. Die Kickers gewannen als damaliger Zweitligist das Viertelfinale mit 3:1 und zogen bis ins Finale von Berlin ein, wo sie am Hamburger SV scheiterten. Der Weg scheint also geebnet, doch neben einem Wunder müsste Stuttgart auch für ein Novum sorgen. Noch nie überstand ein Fünftligist die zweite Pokalrunde. Ohnehin sind die Kickers erst die fünfte Oberliga-Mannschaft, die es überhaupt so weit schaffte.
Nach dem bislang letzten Bundesliga-Intermezzo in der Saison 91/92 ging es für die Kickers aber stetig bergab. Im Sommer starteten sie in die mittlerweile fünfte Saison in der Oberliga - und geraten im Rest der Fußball-Republik zunehmend in Vergessenheit.