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Düsseldorf plant freien Eintritt für alle

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Unaufgeregt korrekt: Ernst Huberty als »Sportschau«-Moderator 1980. ARCHIV © DPA

Analysen und Matchplan sind nicht nur für Fußball-Stars wesentlich. Ohne intensive Spielvorbereitung läuft’s auch beim Schiedsrichter nicht, sagt Spitzenreferee Felix Brych.

(sid). Ticket-Revolution im deutschen Profifußball: Zweitligist Fortuna Düsseldorf will künftig allen Zuschauern zu den Heimspielen freien Eintritt gewähren. Das geht aus einem am Dienstag verschickten Schreiben des Vereins an seine Partner hervor, das dem Sport-Informations-Dienst vorliegt.

Für Mittwoch (14.30 Uhr) haben die Rheinländer zu einer Pressekonferenz eingeladen. Der neue Weg läuft unter dem Motto »Fortuna für alle«. »Unser Ziel ist es deshalb, allen Fans kostenlosen Eintritt bei Liga-Heimspielen zu ermöglichen, egal ob Fortuna-Mitglieder, Dauerkarteninhaber, organisierter Support, regelmäßiger Stadionbesucher oder Gästefans«, heißt es in dem Schreiben. Bereits in der kommenden Saison soll das Projekt in einer Pilotphase in einzelnen Heimspielen umgesetzt werden, nach WDR-Informationen soll es zunächst drei Begegnungen betreffen.

Möglich machen diesen revolutionären Ansatz »strategische Partner, die gemeinsam mit uns der Überzeugung sind, dass der Fußball vor allem den Fans gehört«. Die künftig über den neuen Weg erzielten Sponsoring-Einnahmen sollen nach einem bestimmten Schlüssel verteilt werden. Neben Investitionen in den Profikader sollen so 20 Prozent in den Nachwuchs und den Frauenfußball fließen. Weitere 20 Prozent sind für die digitale Infrastruktur und die Arena vorgesehen.

(sid). Krawatte, Weste, Anzug - Ernst Huberty stand während seiner Zeit als der Anchorman in der ARD-»Sportschau« stets wie aus dem Ei gepellt vor der Kamera. Seine Fangemeinde war groß und sorgte auch schon mal für besondere Blüten. »Mir schrieb mal ein Mann, dass ihm meine Krawatte aus der Sendung gefallen habe. Er bat mich, sie ihm mal auszuleihen für seine Geburtstagsfeier«, sagte Huberty einmal im Interview, »ich würde sie garantiert zurückbekommen, frisch gereinigt. Und so kam es dann auch - allerdings war die Krawatte unbrauchbar geworden, durch die Reinigung hatte sich das Inlett verzogen.«

Huberty hat den Schaden verkraftet, aber diese Anekdote zeigte, dass er als »Mr. Sportschau« zu den absoluten Ikonen des Fernsehens zählte. In einem Atemzug zu nennen mit Hans-Joachim Kulenkampff, Karl-Heinz Köpcke, Peter Frankenfeld, Robert Lembke oder Rudi Carrell. Am Montag ist Ernst Huberty, der TV-Geschichte geschrieben hat, im Alter von 96 Jahren gestorben.

»Er hat mit seiner Souveränität vor der Kamera und seiner Sachlichkeit vor dem Mikrofon die Fußball-Epoche der 60er und 70er Jahre geprägt wie kein anderer Sportjournalist«, kommentierte DFB-Präsident Bernd Neuendorf, »der Fußball sagt: Danke, ›Mr. Sportschau‹.«

Huberty machte sich nach Ende seiner ARD-Karriere - eine unkorrekte Spesenabrechnung führte zu seinem Aus - als »Coach« vieler namhafter heutiger TV-Moderatoren bei Premiere und Sat.1 einen Namen. Dabei galt immer sein persönliches Credo: »Nichts ist schlimmer als der schludrige Umgang mit Sprache.« Noch heute schwärmen viele bekannte TV-Reporter und Moderatoren, die das Glück hatten, durch Hubertys Schule gegangen zu sein, in höchsten Tönen von ihrem Lehrmeister.

WDR-Intendant Tom Buhrow lobte die langjährige Galionsfigur des Ersten: »Als ›Mr. Sportschau‹, wie ihn das Publikum liebevoll nannte, hat er als erster Moderator diese Sendung entscheidend geprägt: wohltuend unaufgeregt und mit großer Seriosität.« Huberty war am 4. Juni 1961 derjenige, der die erste »Sportschau« moderieren durfte. Seine Mitstreiter waren damals unter anderem Koryphäen wie Addi Furler und Dieter Adler. Teilweise mehr als 15 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern versammelten sich damals vor den Bildschirmen.

Der gebürtige Trierer wollte eigentlich ins Feuilleton, als er in Koblenz mit dem Journalismus begann. »Angefangen habe ich mit Theaterkritiken für die ›Rhein-Zeitung‹, habe Hörfunkreportagen gemacht für den Südwestfunk, den Karnevalszug in Mainz übertragen«, berichtete er einmal. Doch schließlich landete er im Sport und war über Jahrzehnte auch »DER« Mann im Ersten, der Fußballspiele live kommentierte. Im entscheidenden Moment auch mal schweigen können, das war eine seiner großen Stärken. Gleichzeitig galt, was er sagte, war förmlich in Stein gemeißelt. Denn ihm war stets klar: Gesagt ist gesagt, »da kann man nichts zurücknehmen«.

Huberty arbeitete zu Beginn seiner Karriere auch beim Südwestfunk in Baden-Baden, war Sportreporter und Moderator. 1957 erfolgte der Wechsel zum Westdeutschen Rundfunk (WDR), dort gehörte er zunächst der Redaktion »Hier und Heute« an. Erst drei Jahre später ging es in die Sportredaktion. Bis 1982 moderierte er die »Sportschau«, eines der Aushängeschilder in der ARD. »Ich habe erreicht, was ich wollte«, lautete Hubertys Fazit bei seinem Abschied. Dies können nur wenige von sich behaupten.

Foulelfmeter, Handspiel oder Rot? Entscheidungen eines Schiedsrichters werden von Zehntausenden im Stadion und Millionen vor den Fernsehschirmen heiß diskutiert. Eine Basis für gute Leistungen legen die Unparteiischen abseits der großen Öffentlichkeit. »Ein Schiedsrichter gewinnt die Spiele mit den Dingen, die man nicht sieht. Der erste Moment im Kabinengang ist ganz wichtig, wie man dasteht, wie man den Spielern gegenübertritt«, sagt der frühere Weltschiedsrichter Felix Brych, für den ein Motto besonders wichtig ist: »Ich muss die Spieler für mich gewinnen.«

Brych zählt seit vielen Jahren zu den besten deutschen Schiedsrichtern, war bei der WM 2014 und 2018 sowie bei der EM 2016 und 2021 im Einsatz. International pfeift er seit zwei Jahren nicht mehr; Bundesliga-Spiele will der 47-Jährige aber auch in der neuen Saison noch leiten. Über sein Leben als Schiedsrichter schreibt der promovierte Jurist in seinem Buch »Aus kurzer Distanz«, das an diesem Donnerstag erscheint.

Stars und Trainer stehen im Mega-Business Profi-Fußball stets im Rampenlicht. Zwar hat sich auch die Bezahlung der Schiedsrichter verbessert, aber populärer und reicher werden immer die Spieler sein. Ein Schiedsrichter rückt nur in den Fokus, wenn er entscheidende Fehler macht. »Anfeindungen sind nicht einfach. Dieses dicke Fell aufzubauen, war auch eine Aufgabe. Aber das führt auch dazu, dass man mit einem dicken Fell durchs Privatleben geht, weil man das nicht einfach so wieder ablegen kann«, sagt Brych im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Von einem Schiedsrichter werde immer Perfektion verlangt, hebt der Münchner hervor. Eine wesentliche Grundlage ist für den Mann, der über 330 Bundesliga-Spiele und 69 Königsklassen-Partien geleitet hat, die Vorbereitung. Neben körperlicher Fitness für zehn, elf Kilometer pro Spiel und das Woche für Woche verbrachte er unzählige Stunden mit der Analyse: Vorangegangene Spiele, besondere Rivalitäten, Vorgeschichten, Verletzungen, Torflauten, sogar private Probleme der Stars interessieren Brych bei der Recherche.

»Ein Stürmer, der zehnmal nacheinander getroffen hat, lässt sich von mir wenig bis nichts sagen. Den muss ich ganz anders anpacken als einen, der zehn Spiele nicht getroffen hat«, beschreibt es der FIFA-Weltschiedsrichter von 2017. »Ich erinnere mich noch an ein Spiel mit Wayne Rooney, der zu der damaligen Zeit private Probleme hatte. Dann spielte er im Regen in Braga. Da muss man feinfühlig im Umgang sein.« Das Miteinander ist gerade mit Alphatieren wie Sergio Ramos, Giorgio Chiellini, Zlatan Ibrahimovic oder Sergio Busquets entscheidend. Denn wenn man die Anführer als »Partner« gefunden hat, hilft das enorm. »So, wie Ramos und ich miteinander umgehen, gehen auch die Mitspieler mit mir um.«

In der Regel setzt Brych, der als Abteilungsleiter Talentförderung und Schiedsrichter beim Bayerischen Fußball-Verband arbeitet, einen ganzen Tag für die Vorbereitung an. »Im heutigen Hochgeschwindigkeitsfußball ist es unmöglich, alles zu sehen. Meine größten Entscheidungen habe ich in die Zweifel reingepfiffen«, sagt er. »Manche Dinge muss man fühlen und anhand anderer Parameter oder Indizien entscheiden. Je besser die Vorbereitung war, desto besser war mein Gefühl für die Situationen.« Auch der Matchplan wird abgesteckt: Setzt man enge Grenzen oder lässt man mehr laufen? »Aber wenn das Spiel dann ganz anders läuft oder die Stimmungen auf dem Platz anders sind, muss man den Matchplan anpassen.«

Wie hart sich Fehler in der Vorbereitung auswirken können, erlebte Brych bei der WM 2018 im Spiel zwischen der Schweiz und Serbien. »Die politischen Konflikte dahinter hatte ich unterschätzt«, sagt er. Brych war nach dem Duell wegen eines nicht gegebenen Elfmeters von serbischer Seite angefeindet worden. Das Spiel und die Proteste kosteten ihn die Möglichkeit auf weitere Spiele in Russland. »Danach ging es mir nicht gut, auch körperlich nicht. Dann isst man abends auch mal zu viel Schokolade. Danach war jedes Spiel eine Belastung, weil es immer um mein Überleben als international anerkannter Schiedsrichter ging«, erinnert er sich. Umso wichtiger war ihm ein erfolgreicher internationaler Abschied bei der EM 2021.

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Spitzenschiedsrichter Felix Brych gibt Einblicke in seine intensive Spielvorbereitung. © IMAGO

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