Ein perfekter Abend

Borussia Dortmund hofft auf eine neue Stabilität. Gregor Kobel und Mats Hummels gehen dabei voran. Und Leipzig feiert einen Prestigesieg gegen Real Madrid. Den Schwung will das Team von Marco Rose im Endspiel um das Achtelfinale nutzen.
Der zarte Kuss des »Ungeheuers« erwischte Gregor Kobel mitten in der Heldengeschichte. Gerade berichtete der Torhüter von Borussia Dortmund im Vereinsfernsehen von seiner Elfmeterparade - da kam Erling Haaland und drückte ihm zum Abschied einen Schmatzer auf die bärtige Wange. Auch die Kollegen hätten Kobel knutschen können: Dem BVB bleibt dank seines exzellenten Torhüters ein Zitterspiel um das Champions-League-Achtelfinale erspart.
»Es war ein megageiler Moment, an den ich mich länger noch gerne zurückerinnern werde«, sagte Kobel, er meinte offensichtlich seine Parade gegen Riyad Mahrez (58.): »Endlich haben wir uns einmal belohnt. Die Mannschaft hat unglaublich gut verteidigt.« Youssoufa Moukoko schrieb bei Instagram, Kobel solle nun immer auf ihn »hören«. Der junge Stürmer hatte ihm die Ecke angezeigt.
Vor wenigen Wochen wäre das undenkbar gewesen: Der BVB entdeckt mit einem 0:0 gegen die Weltauswahl Manchester City eine neue Stabilität und hat dreimal in Folge zu null gespielt. Dabei war Kobel vor zehn Tagen nach einem folgenschweren Ausrutscher bei Union Berlin (0:2) noch tief geknickt. In dieser Dortmunder Achterbahnsaison wäre jetzt der Moment gekommen, an dem der Wagen vom höchsten Punkt in die Tiefe rauscht und die Insassen kreischen. Dies soll verhindert werden: Doch bereits am Samstag (18.30 Uhr/Sky) bei Eintracht Frankfurt wartet ein Spiel, in dem der BVB seine neue Reife beweisen muss.
Dass mehrere Dortmunder am Dienstagabend Statements setzten, darf als Zeichen gewertet werden. Mats Hummels kochte Haaland bis zu dessen früher Auswechslung ab und empfahl sich bei Hansi Flick für den WM-Kader, in dem seine BVB-Verteidigerkollegen Nico Schlotterbeck und Niklas Süle Plätze sicher haben. Julian Brandt überzeugte, Karim Adeyemi wirkte unglücklich, hat aber laut Hummels »rechts geackert wie ein Stier«.
Unterdessen ließen sich Timo Werner und seine Teamkollegen noch Minuten nach dem Abpfiff feiern, »Oh, wie ist das schön«, hallte aus Tausenden Fankehlen durch die Leipziger Champions-League-Nacht. »Wir haben es nun in der eigenen Hand und müssen nicht mal gewinnen«, sagte der Stürmer von RB nach dem Prestigesieg gegen Real Madrid. »Das ist eine optimale Ausgangslage. Wir haben uns diese Situation verdient«, betonte Werner. Auch Trainer Marco Rose war nach dem so wichtigen 3:2 (2:1) im Kampf um das Achtelfinale mit dem Auftritt seiner Mannschaft gegen den Titelverteidiger »sehr zufrieden« - doch trotz aller Euphorie ist auch ihm klar: Das Ziel ist noch nicht erreicht. »Wir haben uns ein Endspiel erarbeitet«, sagte der RB-Coach: »Dort müssen wir den letzten Schritt gehen.« Das Ticket für die K.-o.-Runde ist zum Greifen nah. Ein Unentschieden gegen Schachtar Donezk im letzten Gruppenspiel würde RB am Mittwoch (18.45 Uhr) für das Weiterkommen reichen, mindestens die Teilnahme an der Europa League hat sich Leipzig dank des Sieges gegen Real bereits gesichert.