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»Ein riesiges Debakel«

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Meinungsstarker Ruderer: Oliver Zeidler. © IMAGO

Dichtung und Wahrheit in der Formel 1. Alpine verkündet ein australisches Toptalent als Fahrer für 2023. Der Haken: Oscar Piastri selbst sieht das ganz anders. Was steckt dahinter?

Heimspiel für Oliver Zeidler. Bei den European Championships (11. bis 21. August) rudert der Dachauer, der für die Frankfurter RG Germania startet, im Einer auf der Regattastrecke, die er sein Wohnzimmer nennt. Doch mit den Strukturen im Deutschen Ruderverband und der personellen Besetzung ist der 26-jährige Europa- und Weltmeister von 2019 überhaupt nicht zufrieden, wie er im Interview mit unserer Zeitung erklärt.

Oliver Zeidler, wie viel Zeit verbringen Sie aktuell in Ihrem »Wohnzimmer«?

Das sind schon 14 Stunden pro Woche. Hinzukommen noch andere Athletik-Einheiten. Wenn man dann noch Physiotherapie und Fahrzeit dazurechnet, ist es eigentlich ein Fulltime-Job.

Was erwarten Sie von den European Championships?

Es ist eine riesige Chance für Sportarten, die sonst nicht so im Fokus stehen, die sonst nicht so viel Sendezeit erhalten. Es ist unsere Aufgabe, den Menschen in München unseren Sport näherzubringen. Und man wird sehen, dass man auch ohne den ganzen Aufwand, der in den letzten Jahren für Olympia betrieben wurde, ohne die ganzen Summen, die für Stadien ausgegeben wurden, ein großes Sportereignis veranstalten kann. Hier in München haben wir alles vor der Haustüre. Vielleicht kann man dadurch auch Olympia wieder attraktiver machen. Olympia in Deutschland würde dem Sport sehr guttun. So negativ behaftet das ganze IOC-Thema ist, das Interesse an Sport ist bei den Menschen doch weiter da. Man müsste das alles mal wieder etwas geraderücken.

Nach der Leichtathletik-WM wurde die Sportförderung in Deutschland wieder mal stark kritisiert.

Wir sind in Deutschland keine Profis, müssen aber gegen Profis antreten. Wir müssen damit leben. Am Ende kann nur die Politik und die Gesellschaft etwas dagegen machen. Ich habe vorhin gesagt, wie viel Zeit ich im Boot verbringe. Ich muss aber auch für die Karriere nach der Karriere vorsorgen. Das finde ich auch extrem wichtig, dass man als Athlet nach der Karriere nicht in ein Loch fällt. Aber die Förderung muss viel leistungsbezogener werden. Nach dem Juniorenalter müssen den Sportlern weiter Perspektiven aufgezeigt werden. Im Rudern haben wir eine gute Basis, junge Talente entscheiden sich aber dann oft dazu, den ganzen Aufwand nicht weiterzubetreiben. Weil der Sport einfach nicht attraktiv genug ist in Deutschland. Der Anspruch der Gesellschaft ist immer, dass wir möglichst viele Medaillen holen sollen. Dann muss aber auch ein entsprechendes Umdenken stattfinden. Ohne Aufwand bekommt man nichts.

Wie sieht das in Ihrem Sport aus?

Im Rudersport ist das ein riesiges Debakel. Die Gelder müssen besser verteilt werden, wir müssen professioneller werden. Die besten Skuller sind eigentlich alle im Bereich Frankfurt im Verein, aber unser Bundesstützpunkt ist in Hamburg. Hamburg hat keine Erfolgstrainer, keine sportlichen Aushängeschilder. Wie will man jemandem aus dem Juniorenbereich verkaufen, dass er nach Hamburg gehen muss, um in der Nationalmannschaft zu rudern? Das versteht der Verband leider nicht. Wir müssen komplett umdenken und alles infrage stellen.

Klingt nach großer Unzufriedenheit unter den Athleten.

Wenn man sich die Saisonresultate im Rudern anschaut, das ist ein Debakel. Wir sind so schlecht wie lange nicht. Die Abwärtsspirale, die 2010 angefangen hat, dreht sich immer schneller. Wir haben aber auch im Deutschen Ruderverband niemanden, der diese Ahnung hat vom Leistungssport. Man muss sich das mal vorstellen: Der Doppelvierer, eigentlich ein Medaillengarant, fährt in Luzern, der wichtigsten Regatta vor den Meisterschaften, im B-Finale auf den vorletzten Platz. Und was macht man dann? Der Trainer beantragt zwei Wochen Urlaub danach, und der Sportdirektor (Mario Woldt, Anm. d. Red.) genehmigt den auch noch. Es ist legitim, dass ein Arbeitnehmer einen Urlaubsantrag stellt. Aber derjenige, der ihn letztendendes genehmigt, gehört rausgeworfen.

Und das ausgerechnet vor den European Championships.

Wir haben jetzt eine Heim-EM mit viel Medienpräsenz. Da kann man es sich doch nicht leisten, ein Boot, vier Menschen, die den Anspruch haben, Leistung zu bringen, zwei Wochen alleinezulassen. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Bei solchen Strukturen, bei solchen Entscheidungen brauchen wir uns über fehlenden Erfolg nicht wundern. Solche Entscheidungen werden durchgängig im deutschen Ruderverband getroffen. Es wird Zeit, dass da jetzt Verantwortung übernommen wird. Da muss sich was ändern!

NICO-MARIUS SCHMITZ

Alpine wähnt sich im Recht. Das jedenfalls verkündete ein Sprecher des Teams am Tag nach der Posse um Oscar Piastri im Gespräch mit der BBC. Man habe alle Fristen eingehalten, Piastri sei damit vertraglich verpflichtet, im kommenden Jahr für Alpine in der Formel-1-WM zu starten. Gut und schön, die Sache hat halt nur einen gewaltigen Haken: Piastri will gar nicht. Und auch er wähnt sich im Recht.

Der Hintergrund ist klar: Piastri wird mit einiger Sicherheit bei McLaren zugesagt haben und dort seinen australischen Landsmann Daniel Ricciardo beerben - möglicherweise schon in der laufenden Sommerpause. Ricciardo, einst einer der besten Fahrer im Feld, hat sich in den vergangenen Monaten zunehmend als Flop erwiesen, sein Teamkollege Lando Norris hält ihn mühelos in Schach.

In Gang gesetzt hatte die Posse am Montag der Spanier Fernando Alonso, der seinem Ruf als Unruhestifter wieder mal vollauf gerecht wurde. Der 41-Jährige hatte aus dem Nichts seinen Wechsel von Alpine zu Aston Martin verkündet. Dabei war sein aktuelles Alpine-Team noch davon ausgegangen, mit dem Spanier auch nächstes Jahr zusammenzuarbeiten.

»Ich war zuversichtlich, dass wir trotz der Gespräche, es ist nichts falsch daran, zu sondieren, sehr nah an einer Einigung sind«, meinte am Dienstagmorgen Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer rückblickend. Alpine reagierte aber prompt, verkündete am Dienstagnachmittag die Personalie Piastri - und sah sich postwendend mit dem Dementi des derzeit heißesten Nachwuchsfahrers der Szene konfrontiert.

Am Dienstagabend nämlich meldete sich der 21-Jährige via Twitter zu Wort. »Alpine F1 hat ohne meine Zustimmung eine Pressemitteilung veröffentlicht, wonach ich nächstes Jahr für sie fahre. Das ist falsch, ich habe keinen Vertrag mit Alpine für 2023 unterschrieben«, verkündete Piastri: »Ich werde nächstes Jahr nicht für Alpine fahren.«

Piastri gilt als überaus veranlagter Fahrer, auch andere Rennställe haben ein Auge auf ihn geworfen. Sein Manager Mark Webber, langjähriger Teamkollege von Ex-Weltmeister Sebastian Vettel, soll seit einiger Zeit schon in Verhandlungen mit McLaren stehen, dorthin zieht es Piastri mit Macht. Allerdings ist er derzeit noch als Test- und Ersatzfahrer an Alpine gebunden - oder doch nicht?

Was wird aus

Schumacher?

Es geht um eine Frist, die angeblich am 31. Juli um Mitternacht ausgelaufen ist. Innerhalb dieser Frist, so heißt es, hätte Alpine die Option auf eine weitere Zusammenarbeit mit Piastri ziehen müssen, was Teamchef Szafnauer aber nicht getan habe. Offensichtlich in der sicheren Annahme, sein Fahrer-Duo mit Alonso und Esteban Ocon werde auch im kommenden Jahr für den französischen Rennstall fahren.

Einem, der sicher gerne mit Piastri tauschen würde, droht derweil nach wie vor das Formel-1-Aus. Für Mick Schumacher schlossen sich zuletzt einige Türen, nun wohl auch die bei McLaren. Dass er bei Haas bleibt, scheint nach den Querelen mit Teamchef Günther Steiner fast ausgeschlossen, viel mehr Möglichkeiten bieten sich dem Sohn des Rekordweltmeisters gerade nicht. Gut möglich also, dass nach Vettels Rücktritt-Ankündigung in der vergangenen Woche 2023 gar kein deutscher Fahrer in der Formel 1 vertreten ist - zum ersten Mal seit 1990.

(dpa). Rekord-Europameister Timo Boll bangt wegen einer Rippenverletzung um seine Teilnahme an der Tischtennis-Heim-EM in der übernächsten Woche in München.

Der 41 Jahre alte Titelverteidiger von Borussia Düsseldorf fehlte in den vergangenen Tagen bei einem Lehrgang der Nationalmannschaft und am Mittwoch wegen ärztlicher Behandlungen auch bei der EM-Pressekonferenz des deutschen Teams. »Mein Rippenbruch macht mir aktuell wieder Probleme«, ließ Boll am Mittwoch ausrichten. »Ich werde alles tun, um für die EM in München bereit zu sein.« Er hatte sich die Verletzung bereits im Juni zugezogen.

(dpa). Für Tatjana Maria ist das erste Turnier seit ihrem sensationellen Siegeszug bis ins Wimbledon-Halbfinale schon wieder vorbei. Die 34-Jährige aus Bad Saulgau unterlag in der ersten Runde des Tennisturniers in Washington am Dienstag (Ortszeit) der Chinesin Xiyu Wang mit 2:6, 5:7.

Damit endete die Hartplatzveranstaltung, die zur Vorbereitung auf die US Open dient, für Maria enttäuschend. Auf dem Rasen von Wimbledon hatte sie überraschend die Runde der besten vier erreicht und war dort an der Tunesierin Ons Jabeur gescheitert.

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Für welches Formel-1-Team Toptalent Oscar Piastri künftig fahren wird, ist unklar - seine Vertragssituation ist nach der jüngsten Posse unklar. © IMAGO

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