Eintracht Frankfurt unter Zugzwang
(sid). Albtraum-Debüt für Eintracht Frankfurt, anhaltende Krise bei Bayer Leverkusen - also musste Bayern München mal wieder den deutschen Abend in der Fußball-Champions-League retten. Während für die Liga-Mitstreiter vermeintliche Pflichtaufgaben zum unlösbaren Rätsel wurden, untermauerte der Meister eindrucksvoll seine europäischen Titelambitionen.
»Wir fühlen uns gut und haben den Härtetest bestanden«, sagte Thomas Müller nach dem weitgehend souveränen 2:0 (1:0) bei Inter Mailand.
Die Zuversicht vor dem brisanten Wiedersehen mit Ex-Torjäger Robert Lewandowski ist enorm. »Wir freuen uns jetzt auf Barca und Robert. Wir kennen Robert gut und wissen um seine Fähigkeiten. Aber auch er weiß, dass es nicht einfach gegen uns ist«, betonte Kapitän Manuel Neuer. Vor allem Leroy Sané weckte bei den Münchner Rekord- und Titeljägern beim 19. Auftakterfolg in der Königsklasse in Serie große Hoffnungen. »Er ist ein Schlüsselspieler, einer für die besonderen Momente«, lobte Neuer den »Unterschiedsspieler«, der das erste Tor nach einem Kabinettstückchen selbst erzielt (25.) und das Eigentor von Danilo D’Ambrosio (66.) erzwungen hatte. Für Sané geht es nun darum, Konstanz in sein Spiel zu bringen. Im zweiten Gruppenspiel gegen Barca dürfte dann der Bayern-Abwehr der erste echte Stresstest bevorstehen. »Die Defensive sieht gut aus«, schwärmte der Keeper aber schon mal.
Das war bei der Eintracht gegen Sporting Lissabon nur gut 60 Minuten der Fall, ehe die Treffer von Marcus Edwards (65.), Francisco Trincao (67.) und Nuno Santos (82.) den Stecker zogen. »Wir haben viel Lehrgeld bezahlt«, haderte Torhüter Kevin Trapp: »Wenn du vorne deine Möglichkeiten nicht machst, kriegst du es hinten um die Ohren gehauen.« 112 Tage nach dem historischen Triumph von Sevilla fehlte es für die höchste internationale Bühne noch an Reife.
Frankfurt muss zudem bis auf Weiteres auf Abwehrspieler Christopher Lenz wegen einer Muskelverletzung verzichten. Nach Angaben des Vereins erlitt der Linksverteidiger am Mittwoch einen Faszieneinriss. Lenz fällt sowohl im Bundesliga-Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am Samstag als auch im Champions-League-Gastspiel bei Olympique Marseille am kommenden Dienstag aus. Der Linksverteidiger war gegen Sporting durch Luca Pellegrini ersetzt worden.
»Die Fehlertoleranz ist viel niedriger als in der Europa League«, analysierte indes Eintracht-Mittelfeldmotor Djibril Sow. Es fehle lediglich an »Kleinigkeiten«, ergänzte Glasner. Und genau deshalb schaltete nach dem ersten Champions-League-Spiel der Vereinsgeschichte auch niemand in den Panikmodus. Vielmehr schöpfte der entzauberte Gewinner der Europa League Mut aus dem lange ordentlichen Auftritt. »Das ist Champions-League-Niveau - und wir haben gesehen, dass wir mitspielen können«, betonte Keeper Trapp.
Mitspielen konnte auch Leverkusen beim belgischen Underdog FC Brügge - doch das war zu wenig. Denn vorne zählten zwei Tore wegen Abseits nicht und hinten fiel Lukas Hradecky beim 0:1 (0:1) selbst mit dem Ball in den Armen ins Tor (42.). »Es ist scheißegal, wie wir die Tore kassieren. Wenn man in der Scheiße liegt, dann ist es richtig scheiße«, sagte der Torhüter nach seinem folgenschweren Fauxpas.
Gerardo Seoane erhielt trotz der sechsten Niederlage im siebten Pflichtspiel erneut Rückendeckung. Jegliche Nachfragen zur Personalie des Schweizer Coaches beantwortete Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes mit einem klaren »Nein«. Dennoch sollte der Erfolg sicher zügig zurückkehren.