Eintracht in der Bredouille

Der Ausfall von gleich fünf Defensivspielern bringt Eintracht Frankfurt vor dem heutigen Bundesliga-Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg in Not. Trainer Oliver Glasner muss improvisieren.
Der graue Alltag hat Eintracht Frankfurt wieder mit einem der grauesten Gegner, dem VfL Wolfsburg, der aber immerhin mit dem ehemaligen Eintracht-Trainer Niko Kovac, ein gern gesehener Gast in Frankfurt, kommt. Und was tun die abgestürzten Eintracht-Überflieger nach der Champions-League-Ernüchterung? Sie freuen sich drauf. Und hoffen, dass sie sich in der Bundesliga neues Selbstvertrauen für kommende Königsklassen-Aufgaben holen. Erstaunlich, denn das war bis vor kurzem genau umgekehrt: Da vergoldeten brillante Auftritte auf internationaler Bühne die tristen Vorstellungen in der Liga. »Mit einem Grinsen im Gesicht« habe man seinerzeit dagesessen nach magischen Europapokal-Abenden, erinnert sich Trainer Oliver Glasner, in der Liga habe man sich dagegen schwer getan.
Für die Partie am Samstag (15.30 Uhr/Sky) hat der Trainer ein einfaches Motto ausgegeben: »Birne klar bekommen und dann volle Kraft voraus.« Klingt gut, lässt sich aber mutmaßlich nicht so einfach bewerkstelligen. Denn bis zum Anpfiff hat der Fußballlehrer ein paar knifflige taktische Nüsse zu knacken. Die fünf Ausfälle - Rode, Touré, Lenz, Buta, Onguené, allesamt Defensivkräfte - bereiten ihm gehöriges Kopfzerbrechen, es gibt viele Baustellen, weil neben den Verletzten die Neuzugänge Ebimbe und Pellegrini ihre Probleme mit Fitness und Spielintensität haben. Der Franzose agiere, sagt Glasner, »am Anschlag«.
Sollte Ebimbe nicht von Anfang an spielen können, hätte der Trainer ein Problem im defensiven Mittelfeld. Rückt er Kristijan Jakic wieder an seine angestammte Position, klafft hinten rechts eine Lücke. Wer soll sie stopfen? Timothy Chandler? Ansgar Knauff? Glasner könnte auch Makoto Hasebe für die Sechs nominieren, doch dagegen sträubt er sich.
Oder wird Glasner Daichi Kamada zurückziehen? Das hat gegen Magdeburg geklappt, dem Frankfurter Offensivspiel fehlen dann aber kreative Ideen und Torgefahr des Japaners. Oder lässt er Ebimbe, der jetzt schon mehr Spiele in Frankfurt absolviert hat als im ganzen Jahr zuvor, erneut eine Stunde ran? Doch am Dienstag steht in Marseille schon die nächste Hürde.
Oder wechselt der Coach das System, kehrt von Vierer- zur Dreierkette zurück - mit Altmeister Hasebe im Zentrum sowie Tuta und Ndicka an seiner Seite? Das ist denkbar und hätte den Vorteil, dass Jakic die abräumenden Dienste im Mittelfeld übernehmen könnte. Aber Glasner warnt vor dem schnellen Lukas Nmecha, der den 38 Jahre alten Hasebe in Laufduelle verwickeln könnte.
Und wer soll dann die beiden Außenpositionen übernehmen? Knauff steckt in einer Formkrise und macht defensiv immer wieder dieselben Fehler. Oder Jesper Lindström? Und wer soll links spielen? Pellegrini ist, unabhängig von seiner mauen Vorstellung gegen Lissabon, keiner für die Außenbahn, selbst wenn er sich persönlich besser einschätzt. Ihn in die Spur zu bringen, wird eine zentrale Aufgabe für Glasner werden. Für links käme noch Chandler infrage, hat er schon gespielt, vielversprechend ist diese Aussicht indes nicht. Auch Hrvoje Smolcic wäre eine mögliche Alternative. Schwierig abzuwägen, viele Fragezeichen.
Derlei taktischen Überlegungen freilich bedeuten immer gravierende Umstellungen innerhalb der Mannschaft. Etwas, dass Glasner aus guten Gründen vermeiden will. Die richtige Mischung will gefunden sein, der Coach wird noch ein wenig grübeln müssen.