Endlich wieder auf Schnee

(sid). Karl Geiger tankte daheim in Oberstdorf bei Ehefrau Franziska und Töchterchen Luisa Kraft, auch Markus Eisenbichler schnaufte vor dem Trip an den Polarkreis bei den Lieben in Siegsdorf durch: Für die deutschen Skisprung-Stars wird es nach dem Matten-Malheur zum Weltcup-Auftakt Anfang November ab Samstag beim »scharfen Start« in den WM-Winter richtig ernst - große Rückstände sind bis zum Start der Vierschanzentournee kaum noch aufzuholen.
»Ab der Tournee sollte man gut aufgestellt sein, denn spätestens ab dann geht es ganz hart zu und Schlag auf Schlag mit langen Reisen, der WM und Skifliegen«, sagte Geiger vor den ersten »Schneespringen« bei knackigen Minusgraden im finnischen Ruka. Und dort wird sich zeigen, ob die DSV-Adler einen Monat vor dem Tournee-Auftakt in Geigers Oberstdorfer Heimat schon gut aufgestellt sind.
Vor drei Wochen waren sie das nicht: Keine einzige Top-10-Platzierung gab es für das deutsche Team bei den beiden wegen der Fußball-WM weit nach vorne geschobenen Springen auf der Mattenanlage im polnischen Wisla, Geiger landete auf Rang 33 und 17. »Ich habe in Wisla schon einen ziemlichen Deckel kassiert, es lief einfach nicht gut«, sagte Geiger im Podcast »Ski happens«: »Ich habe gemerkt, dass zur Spitze nach vorne doch ein ziemlicher Abstand ist.«
Und diesen muss Geiger möglichst schnell mindestens deutlich reduzieren, beginnt doch in Nordostfinnland die erste heiße Saisonphase. Nur drei Weltcupstationen - Ruka, das Heimspiel in Titisee-Neustadt (9. bis 11. Dezember) und die Generalprobe in Engelberg (17./18. Dezember) - stehen vor der am 29. Dezember in Oberstdorf beginnenden Vierschanzentournee an, bei der es für die DSV-Adler traditionell um den ersten deutschen Sieg seit Sven Hannawald im Winter 2001/02 geht.
Und weil eine solche Zielsetzung in der Form von Wisla illusorisch wäre, tüftelte Bundestrainer Stefan Horngacher in der Wettkampfpause in Oberstdorf mit seinem Team an grundlegenden Dingen. Nach Wisla habe man »den Kernfehler suchen« müssen, sagte Geiger: »Wir haben einige Sachen ausprobiert, es geht in die richtige Richtung.« Jedoch: »Der absolute Knotenlöser war jetzt noch nicht dabei.«
Den Knoten lösen soll nun die deutsche Lieblingsanlage von Ruka. Bei Geiger, der bei zehn Springen seit 2016 dort nur einmal nicht in den Top 10 landete. Und auch bei Eisenbichler - der sechsmalige Weltmeister hatte 2020 auf der Rukatunturi-Schanze den letzten seiner erstaunlicherweise nur drei Weltcupsiege gefeiert.
»Ich mache mir überhaupt keinen Stress«, sagte der berufsentspannte Grundoptimist Eisenbichler mit Blick auf die mauen Wisla-Resultate (13. und 20.): »Der Höhepunkt ist die Vierschanzentournee, da müssen wir ehrlich sein.«