Euphorischer Tim Walter

(sid). Der große Name Felix Magath schüchtert Tim Walter nicht ein. »Felix hat als Fußballer viel erreicht, als Trainer viel erreicht«, sagte der Coach des Hamburger SV vor dem Relegations-Showdown gegen Hertha BSC, »insofern hat er in der Erfahrung mir was voraus. Aber wir sind jung und hungrig, wir sind mutig.«
Die Erfolge des einstigen Hamburger Titelsammlers re-spektiert Walter, mehr noch, er spricht voller Hochachtung über die 68 Jahre alte Klub-Ikone. Doch der 22 Jahre jüngere Trainer-Heißsporn wittert jetzt seine riesige Chance. Das Motto an der Elbe lautet: Magath war gestern, heute ist Walter!
Walters Lust auf das Hinspiel in Berlin am Donnerstag (20.30 Uhr/Sky/Sat.1), das wurde auf der Pressekonferenz am Dienstag einmal mehr offenbar, ist ungezügelt. Mit seinen funkelnden Augen und dem fast euphorischen Grinsen verkörpert er die Stimmungslage in der Hansestadt - und reißt sein vor Wochen schon abgeschriebenes Team mit.
»Wir haben vor allem die Euphorie, die Freude und einfach das Selbstvertrauen auf unserer Seite«, sagte Walter. »Mut«, das betonte der Mann mit dem Faible für spektakulären Offensivfußball, sei ein wichtiger Aspekt. »Und trotzdem wissen wir, dass Hertha eine sehr gute Qualität individuell hat.«
Der lange Zeit in der Öffentlichkeit nicht gerade mit Liebe überschüttete Walter surft gerade die Welle. Als viele in ihm schon den x-ten am stolzen HSV gescheiterten Trainer sahen, blieb Walter Walter. Gebetsmühlenartig sprach er seinem Team das Vertrauen aus und blieb seinem mitunter riskanten Spielsystem auch treu, als der HSV fünf Spieltage vor Schluss mit sieben Punkten Rückstand vermeintlich abgeschlagen auf Platz sechs herumdümpelte.
Und auch jetzt, fünf Spiele, fünf Siege und die Qualifikation für die Relegation später, bleibt Walter Walter. »Ich habe überhaupt keinen Grund abzuheben«, sagte er am Dienstag: »Wenn es drauf ankommt, erdet mich schon meine Frau.« Aber das, so Walter, brauche sie momentan nicht.
Beim Gedanken an Donnerstag kriegt Walter feuchte Hände. Beinahe kindlich ist die Vorfreude auf die Partie im ausverkauften Olympiastadion. Bis zu 30 000 Hamburger werden in der Hauptstadt erwartet. »Das ist ein richtig schönes und geiles Gefühl«, sagte Walter: »Ich kann gar nicht beschreiben, was in einem vorgeht.«