»Fall Mickelson« spaltet

(sid). Selbst Tiger Woods musste irgendwann den Elefanten im Raum ansprechen. Natürlich sei es »immer enttäuschend«, kritisierte der Golf-Superstar vor dem Start der PGA Championship, »wenn der Titelverteidiger nicht hier ist«. Gemeint war Phil Mickelson, der seit Wochen beharrlich schweigt. Und doch dreht sich in diesen Tagen alles um den in Ungnade gefallenen Ausnahmekönner.
Es ist nur ein Jahr her, da war Mickelson noch der gefeierte Held. Als ältester Majorsieger begeisterte er die Fans. Doch inzwischen ist »Lefty« abgetaucht, aus dem Publikumsliebling eine Reizfigur geworden, der Ruf ruiniert. Seine Absage als Vorjahressieger für das Turnier in Tulsa polarisiert, vor allem geht es in der hitzigen Diskussion aber um viel Geld aus Saudi-Arabien.
Eine neue milliardenschwere Turnierserie, finanziert vom saudischen Staatsfonds, spaltet die Golfwelt. Aussagen wie die von Organisator Greg Norman, mit denen er den Mord am Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul zuletzt heruntergespielt hatte (»Jeder von uns macht mal Fehler«), sorgten für Kopfschütteln. Dass die PGA Tour ihren Profis die Teilnahme an der Konkurrenz-Serie quasi verbietet, zeigt die verhärteten Fronten ganz deutlich.
Und Mickelson? Der soll eine der zentralen Figuren der neuen Tour werden - und sicher nicht nur, weil der exzessive Zocker in den vergangenen Jahren angeblich 40 Millionen Dollar verspielt haben soll. Seit er sich aber vor einigen Wochen im Gespräch mit einem Biografen über die Saudis an sich (»scary motherfuckers«) und die PGA (»manipulativ«) um Kopf und Kragen geredet hatte, ist es vorerst still geworden. Kritischen Fragen kann der sechsmalige MajorChampion so aus dem Weg gehen, stattdessen wird aber über ihn gesprochen.
»Phil hat einige Dinge gesagt, gegen die sich viele von uns, die sich der Tour und dem Erbe der Tour verpflichtet fühlen, gewehrt haben«, betonte Woods. Es gebe da draußen »viel Geld«, aber es sei »wie bei jedem anderen Sport auch. Man muss da rausgehen und es sich verdienen.« Mickelson habe seine Meinung, »wohin sich das Golfspiel entwickeln wird. Ich habe meine«.
Anders als etwa der deutsche Golfprofi Martin Kaymer, der ebenfalls mit der Saudi-Tour in Verbindung gebracht wird, ab Donnerstag zunächst aber im Southern Hills Country Club abschlagen wird, stehen Woods und zahlreiche andere Stars zur US-Tour. Die Debatte überlagert den Start des zweiten Majors in diesem Jahr. Und dennoch richtete Woods auch den Blick auf das Sportliche. Ob er nach seinem Comeback beim US Masters nun gewinnen könne? Er fühle sich »viel stärker« als vor rund einem Monat, sagte der 15-malige Major-Sieger: »Ich habe das Gefühl, dass ich es kann, definitiv.« Ob Mickelson dabei zusehen wird, ist nicht bekannt.