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Flick setzt auf »Tiger« Gerland

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Hermann Gerland assistiert Bundestrainer Hansi Flick bei der WM in Katar. © IMAGO

Jasager kann Hansi Flick nicht gebrauchen - deshalb nimmt der Bundestrainer Hermann Gerland mit zur WM. Sein Auge für Talente ist die größte Stärke des »Tigers«.

Die Vorfreude auf die WM ist bei Thomas Müller vor einigen Tagen noch einmal gewachsen. »Am meisten Spaß und Gaudi«, erzählte Müller einst über seinen Lieblingstrainer, »hatte ich auf die Jahre gesehen mit Hermann Gerland. Ich bin mal drei Stunden mit ihm im Auto gesessen, da brauchst du kein Radio mehr.« Die Sprüche hat »Radio« Müller übernommen, auch sonst hat er Gerland viel zu verdanken. Ohne den »Tiger« wäre der Münchner Kultspieler in jungen Jahren wohl bei der TSG Hoffenheim gelandet, doch dank Gerland begann sein kometenhafter Aufstieg beim deutschen Fußball-Rekordmeister.

Über die Jahre haben Müller und Gerland bei den Bayern unzählige Titel gesammelt - und ein ganz großer soll am vierten Advent hinzukommen. Bundestrainer Hansi Flick hat Gerland für die WM in Katar (20. November bis 18. Dezember) als Assistenten in sein Team geholt. Eine Entscheidung, die nicht nur Müller freut.

»Hermann hat mit den besten Trainern der Welt gearbeitet«, begründet Flick diese Entscheidung in der »Süddeutschen Zeitung«. »Wenn er Spiele für uns beobachtet, kann ich mich hundertprozentig auf sein Urteil verlassen. Seine Analysen sind oft ein Genuss.« Flick lobt aber nicht nur »das gute Auge« des 68-Jährigen, »auch seine direkte Art wird uns im Turnier guttun«.

Gerland wird nach seinem Abschied von Bayern München im vergangenen Jahr von Flick bereits als Scout für die A-Nationalmannschaft eingesetzt. Darüber hinaus ist er Assistent von Trainer Antonio Di Salvo bei der U21-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Doch Flick schätzt nicht nur die taktischen Fähigkeiten Gerlands. »Ich brauche Trainer, die nicht sagen: Toll, Trainer, klasse gemacht, du bist der Beste. Ich möchte Trainer, die auch mal sagen: Hansi, das finde ich jetzt nicht richtig.« Gerland könne dies »aufgrund seiner großen Erfahrung besonders gut«. Trotz seines Alters versteht Gerland auch die Sprache der Jugend. »Wenn es bei Hermann immer heißt: Ach, alte Schule! Beim FC Bayern wurde das auch manchmal über ihn gesagt. Das ärgert mich«, sagte Flick.

Das Auge für Talente ist Gerlands größte Stärke. Neben Müller schafften beim FC Bayern auch Bastian Schweinsteiger, David Alaba und Philipp Lahm unter seiner Anleitung den Sprung zu den Profis. Über Lahm sagte Gerland einst zu seiner Frau: »Gudrun, wenn das kein Superspieler wird, gebe ich meine Lizenz zurück und werde Volleyball- oder Wasserballtrainer.«

Gerland durfte seine Lizenz behalten. Nur auf sein Bauchgefühl sollte sich Flick bei der Wüsten-WM vielleicht nicht verlassen. »Auf Gefühle gebe ich gar nichts. Dreimal hatte ich das Gefühl, einen Sohn gezeugt zu haben - und wir haben drei Töchter zu Hause«, sagte Gerland einmal.

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