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»Gekämpft, gekratzt, gebissen«

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Gedankenschnell: Dortmunds Marco Reus (Nr. 11) stochert den Ball gegen Leverkusens Torwart Lukas Hradecky (l.) und Piero Hincapie (r.) über die Linie. © DPA

Borussia Dortmund zeigt beim 1:0-Arbeitssieg gegen Leverkusen Mentalität, bangt aber um den verletzten Angreifer Adeyemi. Der Noch-Kölner Modeste wird Haller- Nachfolger beim BVB.

Karim Adeyemi hüpfte auf einem Bein und in Badeschlappen vor der Südtribüne auf und ab. In einiger Entfernung zu seinen Mitspielern, um ja nicht zu riskieren, dass ihm jemand auf den lädierten Fuß bei der Feier mit den Fans nach dem 1:0 (1:0) gegen Bayer Leverkusen tritt. »Ich habe mir den Zeh überdehnt, mal sehen, ob es eine Sehne oder die Kapsel ist«, sagte Adeyemi.

Von Stadionsprecher Norbert Dickel wurde der 20-Jährige vor 81 365 Fans als Schütze des Siegtreffers ausgerufen. Erst nachher korrigierte sich Dickel: Marco Reus hatte in der zehnten Minute den Ball entscheidend über die Linie gedrückt. Adeyemi musste nach einem Foul bereits in der ersten Halbzeit dieser Fußball-Bundesliga-Partie ausgewechselt werden und vergrößert damit die personellen Sorgen.

Immerhin haben die Dortmunder einen Ersatz für den an Hodenkrebs erkrankten Stürmer Sebastien Haller gefunden. Anthony Modeste (34) soll vom 1. FC Köln zum BVB wechseln. Mündlich haben sich beide Vereine schon auf den Transfer geeinigt.

Beseelt von der brodelnden Stimmung im Stadion sah Sebastian Kehl nach dem letztlich glücklichen Sieg großzügig über spielerische Mängel hinweg. »Wir haben gekämpft, gekratzt, gebissen. Das ist das, was die Menschen hier sehen wollen. Wir haben einen großen Schritt nach vorn gemacht und wollen eine besondere Saison spielen.« In der ersten Hälfte spielten die Dortmunder zielstrebig nach vorne, erzwangen den Führungstreffer. Als die Ideen im Offensivspiel mit zunehmender Spielzeit ausgingen, verteidigte das in den vergangenen Jahren für mangelnde Mentalität und schluderige Abwehrarbeit kritisierte Team mit Leidenschaft das eigene Tor. Stellvertretend dafür stand Neuzugang Nico Schlotterbeck, der sich im Spiel die Schulter auskugelte und nach kurzer Behandlung wieder auf den Platz zurückkehrte. Zudem klärte Torhüter Gregor Kobel gleich mehrfach prächtig gegen Bayer-Torjäger Patrik Schick in höchster Not.

Für ein Kuriosum sorgte Bayer-Torhüter Lukas Hradecky. Der Finne hatte sich in der zweiten Minute der Nachspielzeit den Ball mit den Händen vor dem heranstürmenden Marco Reus ganz knapp außerhalb des Strafraums geschnappt. Seine Füße standen im Strafraum - doch das ist gemäß Regel in diesem Fall irrelevant. Nach Eingriff des Videoassistenten sah er von Schiedsrichter Felix Brych die Rote Karte. Somit musste Edmond Tapsoba für den Rest der Nachspielzeit ins Bayer-Tor. »Ich hätte bei der Schiedsrichter-Schulung besser aufpassen sollen«, gestand Hrackey im Nachhinein ein.

Aufregung gab es nach Abpfiff um einen Polizeieinsatz in und außerhalb des Stadions, der die 81 365 Zuschauer nach dem Spielende für rund eine halbe Stunde zum Verbleib im Stadion zwang. Die Polizei bemerkte am Samstag gegen 18.40 Uhr ein Fahrzeug mit laufendem Motor auf einem nahen Parkplatz, im Innenraum fanden sich gemäß Behörden-Mitteilung vom späten Abend »zwei leere Holster für Schusswaffen«.

Später teilte die Dortmunder Polizei dann mit: »Im Rahmen der weiteren Überprüfung konnte der Halter, der gleichzeitig auch der Fahrer des Fahrzeugs war, ermittelt und im Stadion angetroffen werden. Er wurde in Gewahrsam genommen und zu seinem Fahrzeug befragt. Alle Gefahrenmomente konnten in diesem Zusammenhang ausgeräumt werden.« Der Besitzer sei Inhaber »eines kleinen Waffenscheins«. MIT DPA/SID

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