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Geschke stürmt ins Bergtrikot

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Simon Geschke (dahinter der spätere Etappensieger Bob Jungels) hat das Bergtrikot bei der Tour de France erobert. © DPA

(sid). Simon Geschke zeigte sein breitestes Lächeln, während eine überdimensionale Sonnenbrille die strahlenden Augen überdeckte. Beim Sieg des Luxemburgers Bob Jungels auf der ersten Alpenetappe der Tour de France war der Freiburger überraschend ins Bergtrikot gestürmt - als insgesamt achter deutscher Radfahrer. Vorjahressieger Tadej Pogacar verteidigte unterdessen mühelos das Gelbe Trikot, er muss sich aber wegen eines Coronafalls in seinem Team Sorgen machen.

Geschke lieferte bei der schwierigen neunten Etappe der Frankreich-Rundfahrt einen beeindruckenden Kampf. Beim ersten großen Anstieg des Tages, dem Col de la Croix, sicherte sich der 36-Jährige als Führender der Spitzengruppe zehn Bergpunkte. Am Pas de Morgins fuhr er dann kurz vor dem Ziel mit zwei weiteren Zählern endgültig ins »Gepunktete Trikot«.

»Ich bin ein paar Tode gestorben an der letzten Bergwertung, aber die Chance wollte ich unbedingt nutzen«, sagte ein erschöpfter, aber hochzufriedener Geschke: »Man kommt nicht oft in die Situation, ein Trikot bei der Tour zu tragen.« Tagessieger Jungels fuhr die letzten rund 60 Kilometer im Solo, nachdem er aus einer Spitzengruppe heraus attackiert hatte. Er feierte seinen ersten Etappensieg bei der Tour. Der 29-Jährige vom Team AG2R Citröen war vor Beginn der Rundfahrt mit zwei positiven Coronatests aufgefallen, er durfte aufgrund einer niedrigen Viruslast aber an den Start gehen. Auf den letzten Kilometern hielt er unter anderem den französischen Publikumsliebling Thibaut Pinot erfolgreich auf Distanz. Die Favoriten hielten sich derweil zurück. Der Gesamtführende Pogacar verlebte einen weitgehend ruhigen Nachmittag am Hinterrad seiner Teamkollegen, zog aber am Ende noch einmal den Sprint an. Hauptkonkurrent Jonas Vingegaard blieb am Hinterrad des Dominators, der am Ende Fünfter wurde. Der Gesamtdritte Geraint Thomas verlor als Siebter überschaubare drei Sekunden.

Über 192,9 km war es am Sonntag bei bestem Wetter vom schweizerischen Aigle, dem Hauptsitz des Radsport-Weltverbandes UCI, über zwei Anstiege der ersten Kategorie nach Chatel les Portes du Soleil gegangen. Geschke gelang es knapp 150 Kilometer vor dem Ziel, sich vom Feld abzusetzen. Gemeinsam mit einer großen Spitzengruppe fuhr er einige Minuten Vorsprung heraus. »Ich habe mich gut erholt und würde es gerne nochmal probieren«, hatte Geschke vor dem Rennen bei der ARD gesagt - er ließ seinen Worten Taten folgen.

Auch am Samstag hatte sich das Tour-Geschehen rund um die schweizerisch-französische Grenze abgespielt. Vor der malerischen Alpenkulisse am Genfer See in Lausanne hatte Allround-Superstar Wout van Aert in beeindruckender Manier seinen zweiten Etappensieg eingefahren. Beim Bergauf-Sprint in Lausanne ließ er sogar Pogacar hinter sich, der »nur« Dritter wurde.

Zuvor hatte das Coronavirus das Fahrerfeld erreicht, als Geoffrey Bouchard und Vegard Stake Laengen im Vorfeld der Etappe positiv getestet wurden. Letzterer fährt für das UAE Team Emirates - den Rennstall von Titelverteidiger Pogacar. Der wurde zwar am Samstag und Sonntag wie auch alle restlichen Teammitglieder negativ getestet, doch der Fall in den eigenen Reihen schürt beim bislang unantastbaren Dominator die Angst vor einem coronabedingten Tour-Aus. »COVID ist nicht mein größter Rivale. Es kann aber die ganze Tour ruinieren. Wir sind jeden Tag unterwegs und werden von vielen Fans unterstützt. Ich mag das, aber das birgt natürlich Gefahren«, sagte Pogacar. Spannend dürfte es in Bezug auf die Corona-Thematik am Montag werden. Am ersten »echten« Ruhetag stehen verpflichtende Tests für alle Fahrer an.

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