Gislason setzt auf Klimpke

Das erste Länderspiel seit 180 Tagen wird für die deutschen Handballer zum Prüfstein. Verletzungen stören Alfred Gislason jedoch in der WM-Vorbereitung. Überdies legt sich der Bundestrainer bei der Besetzung seines Torhüter-Duos fest.
Mehr als 8000 Zuschauer in der Halle, der Europameister zu Gast und die WM im Hinterkopf - Alfred Gislason kann das erste Länderspiel seit 180 Tagen kaum erwarten. »Wir freuen uns riesig«, sagte der Bundestrainer der deutschen Handballer vor dem Duell mit Schweden am heutigen Donnerstag (19 Uhr/Sport1) in Mannheim.
Die jüngsten Ausfälle von Linkshänder Fabian Wiede und Kreisläufer Jannik Kohlbacher trübten zwar auch beim Isländer die Stimmung. Der Härtetest gegen den Weltklassegegner soll dennoch wichtige Erkenntnisse mit Blick auf die Weltmeisterschaft in Polen und Schweden (11. bis 29. Januar) bringen.
»Ich erwarte ein spannendes Spiel. Wir wollen es genießen und alles dafür tun, um in Angriff und Abwehr gut reinzukommen«, sagte Gislason. Schon am Samstag (20.15 Uhr/sportschau.de) folgt im andalusischen Jaen gegen den Olympiadritten Spanien der zweite Prüfstein.
Gislason will im WM-Countdown jede Sekunde nutzen. Nur vier Spiele bleiben bis zum WM-Start im Januar. Vier Spiele für den Feinschliff. Vier Spiele, um die richtigen 18 Handballer für die WM-Mission zu finden.
Im Tor legte sich der DHB-Coach am Mittwoch - praktisch sicher - auf das Duo aus Andreas Wolff und Till Klimpke fest. »Normalerweise ist dieses Duo ziemlich fest für die WM vorgesehen«, sagte Gislason. Wolff, beim polnischen Champions-League-Finalisten Vive Kielce unter Vertrag, und der Wetzlarer Bundesliga-Profi Klimpke stehen auch für die laufenden Spiele im EHF EURO Cup im deutschen Kader. Dies sei »schon ein Zeichen«, bekräftigte Gislason in einem virtuellen Medientermin am Mittwoch. Wolff und Klimpke hatten bereits bei der EM im Januar das deutsche Gespann gebildet. Gislason lobte außerdem Patrick Groetzki. Der Rechtsaußen von den Rhein-Neckar Löwen befinde sich »in der Form seines Lebens«, sagte der Isländer. Groetzki bewertete die Lage nüchtern: »Es macht mich stolz, dass ich Leistung zeigen konnte und der Bundestrainer das auch so sieht.« Auf dem Feld läuft der Konkurrenzkampf dennoch auf Hochtouren, auch wenn Gislason einmal mehr betonte: »Wir haben nicht viel Zeit für Experimente.« Der Trainerfuchs hofft, beim vierten großen Turnier seiner Amtszeit endlich ohne Corona-Turbulenzen durchzukommen. Das mittelfristige Ziel der Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) ist zwar die Heim-EM 2024 in Deutschland. Doch schon bei der WM will Gislason den nächsten spielerisch Schritt sehen. Das bedeutet unter anderem: ein besseres Umschaltspiel. Gislason setzt dafür auf komplette und junge Spieler. Wechsel zwischen Angriff und Deckung soll es möglichst nicht mehr geben. »Es ist besser, mit wenig Abwehrspezialisten zu arbeiten«, bekräftigte Gislason im Rahmen des Lehrgangs in Frankfurt/Main.
Dass Wiede nach einem Trainingsunfall als einer der zentralen Spieler in Gislasons Gedankenspielen ausfällt, passt dem 63-Jährigen gar nicht. »Das ist natürlich sehr schade für unser System, aber jeder Ausfall ist für einen anderen Spieler eine Möglichkeit, zu glänzen.« In Wiedes Fall bietet sich dem nachnominierten Rückkehrer Franz Semper diese Chance.
Jammern ist ohnehin kein Charakterzug Gislasons - und mit Verletzungssorgen kämpfen im EHF EURO Cup, wo neben Deutschland, Schweden und Spanien auch Weltmeister Dänemark als viertes bereits für die EM qualifiziertes Team antritt, alle Mannschaften. Deutschland will im 111. Länderspiel-Duell mit Schweden daher auf Sieg spielen. »Das Ergebnis spielt natürlich eine Rolle«, betonte Gislason. Und DHB-Sportvorstand Axel Kromer ergänzte: »Wir werden nie ein Spiel angehen und sagen, das Ergebnis ist egal.«