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Gosens gibt den Vortänzer

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Pep Guardiola steht mit ManCity nach dem Rückspiel-4:0 gegen Real Madrid im Finale der Champions League und will den Henkelpott nun endlich zum Scheichverein holen. © DPA

(sid). Vortänzer Robin Gosens und »König« Lautaro Martinez jubelten losgelöst vor der legendären Curva Nord, wo die Inter-Tifosi außer Rand und Band waren. Der erstmalige Einzug ins Finale der Champions League seit 2010 versetzte das Giuseppe-Meazza-Stadion in einen schwarz-blauen Ausnahmezustand - mittendrin im Mailänder Wahnsinn: der überglückliche Gosens.

»Die ganze Stadt, die Fans, sie haben 13 Jahre gewartet - jetzt sind wir wieder da! Das fühlt sich einfach gigantisch an, das ist so groß, ein Traum«, sagte der deutsche Fußball-Nationalspieler nach dem 1:0 (0:0) von Inter im Halbfinal-Rückspiel gegen Erzrivale AC Mailand; schon das Hinspiel hatte Milan 2:0 gewonnen. Jetzt wolle man am 10. Juni in Istanbul »auch den letzten Schritt machen«.

Nicht nur für den »stolzen« Gosens und seine Kollegen erfüllte sich im 237. »Derby della Madonnina« ein Traum - die Fans der Nerazzurri feierten derart ausgelassen, als hätten sie den Henkelpott schon zum vierten Mal in der Vereinshistorie gewonnen. Von San Siro zogen die Interisti freudetrunken zum Domplatz und feierten die ganze Nacht eine Party. »Wir haben großartige Arbeit geleistet. Ich habe das schon bei der WM erlebt: Wenn alle in die gleiche Richtung gehen, dann ist alles einfach«, sagte der argentinische Siegtorschütze Martinez (74.).

Noch in der Gruppenphase hätte niemand auf Inter gesetzt. In den Duellen mit dem FC Bayern war der Traditionsklub chancenlos. Und jetzt? Die Münchner befinden sich längst in der Krise und die Nerazzurri vor der »Vollendung ihres Meisterwerks« (»Gazzetta dello Sport«).

(sid). Die Fußball-Bundesliga steuert dem großen Finale im packenden Titelkampf zwischen Serienmeister Bayern München und Herausforderer Borussia Dortmund entgegen. Was spricht für die Bayern, was für den BVB?

Das spricht für die Bayern

Die Ausgangslage: Die Bayern liegen zwei Spieltage vor dem Saisonende vorne - auch wenn es nur ein Pünktchen ist. Außerdem haben sie das deutlich bessere Torverhältnis und stünden daher im Falle einer Punktgleichheit am Ende vor dem BVB. Dass der Rekordmeister als Spitzenreiter in die letzten beiden Spiele ging und den Titel noch verspielte, war zuletzt 1993 der Fall. Damals wurde Bremen noch Meister.

Die Erfahrung: Zehn Meisterschaften in Serie sind in Europas Topligen unerreicht. Wenn jemand weiß, wie man die »Salatschüssel« gewinnt, dann die Bayern-Stars. »Wir holen uns das Ding«, rief Routinier Thomas Müller zuletzt im Brustton der Überzeugung.

Der Trend: Thomas Tuchel scheint endlich angekommen in München. Das jüngste 6:0 gegen den FC Schalke war das beste Spiel in seiner noch kurzen Amtszeit. Sein Plan, zunächst auf defensive Stabilität zu setzen, geht auf. Und auch vorne stimmt es wieder: In Serge Gnabry haben die Bayern aktuell einen echten »Torgaranten« (vier Treffer in drei Spielen).

Das spricht für den BVB

Die Euphorie: Die ganze Stadt will den Titel, der Glaube im Verein ist trotz der schlechteren Ausgangssituation groß. Die Vorbereitungen für die Meisterparty am Borsigplatz laufen im Rathaus und bei der Polizei längst auf Hochtouren. »Es ist wohl kein Geheimnis, dass ich mir den BVB als Meister wünsche«, sagte auch der frühere Meistermacher Jürgen Klopp: »Denn was man dann erlebt, vergisst man nie mehr: Mit der Schale um den Borsigplatz, das ist immer noch eines der ganz großen Highlights meiner Karriere. Das gönne ich Fans, Verein, Trainer und Spielern dieses Jahr so sehr.«

Die Form: In der Rückrundentabelle liegt Dortmund vier Punkte vor dem FC Bayern. Seit der langen WM-Pause feierte der BVB 13 Siege in 17 Spielen, nur die Begegnung in München ging verloren. Torjäger Sebastien Haller kommt immer besser in Schwung, seit Wochen glänzen die Flügelflitzer Donyell Malen und Karim Adeyemi. Auch Jude Bellingham hat sich aus seinem zwischenzeitlichen Tief gekämpft. Zuletzt wurden Wolfsburg (6:0) und Mönchengladbach (5:2) aus dem Stadion geschossen. Der BVB wartet allerdings seit Februar auf einen Auswärtssieg.

Das Programm: Beim FC Augsburg und zu Hause gegen den FSV Mainz 05 - die Mannschaft von Edin Terzic hat das leichtere Restprogramm gegenüber den Bayern, die noch gegen RB Leipzig und beim 1., FC Köln ran müssen. Beide BVB-Gegner wurden zum Ende der Hinrunde von Dortmund knapp besiegt. »Wir werden bis zum Ende alles jagen«, kündigte Terzic an.

(sid). Eine Aussprache im Kreis der Landesfürsten, eine Entschuldigung des Übeltäters, dazu der kräftige Rüffel des Chefs: Wenn es nach dem Willen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) geht, hat der Verband die brisante »Winkler-Affäre« zügig ad acta gelegt. Obwohl »Nachwehen« nicht ausgeschlossen erscheinen, muss DFB-Vize Hermann Winkler nach seinen Äußerungen über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erst einmal keine weiteren Konsequenzen fürchten.

»Die Konferenz missbilligte die Äußerungen Winklers, die seinem Amt nicht gerecht wurden und im Widerspruch zu den Werten des DFB stehen«, teilte der DFB mit, nachdem Winkler mit seinem Social-Media-Post über Selenskyj einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hatte. Schließlich befindet sich der DFB um Präsident Bernd Neuendorf inmitten der Vorbereitungen auf das symbolträchtige 1000. Länderspiel gegen die Ukraine.

Winkler habe beim Treffen der Regional- und Landesverbandspräsidenten in Köln laut DFB »persönlich« um Entschuldigung gebeten. »Mein Post ist unsäglich und nicht zu rechtfertigen, es war ein Fehler und wird sich nicht wiederholen«, sagte der Chef des Nordostdeutschen Fußballverbandes.

Dennoch hat sich der DFB-Vize ins Abseits manövriert. Die Konferenz stelle sich »einhellig hinter die Kritik, die Neuendorf bereits am Montag geäußert hatte«, hieß es. Winkler hatte Selenskyj als »ehemaligen ukrainischen Schauspieler« bezeichnet, aufgrund dessen Besuch in Berlin sei durch eine »Allgemeinverfügung« die City weitestgehend abgeriegelt und »die Spree für Touristen teilweise gesperrt«. In der Vergangenheit war Winkler mehrmals aufgrund seiner Nähe zu Russland aufgefallen.

(sid). Pep Guardiola feierte den Triumph der »Außerirdischen« mit den steinreichen Bossen aus der Wüste. Vier Finger streckte der Teammanager von Manchester City lachend in die Luft, nachdem er mit Fußball »von einem anderen Planeten« das große Real Madrid in seine Einzelteile zerlegt hatte. Direkt neben ihm saß in den Katakomben des Stadions Khaldoon Al Mubarak, Klubchef aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, und machte es dem Spanier nach.

Vier Finger - einer für jedes Tor, mit dem City den Titelverteidiger gedemütigt hatte. Guardiola müsse sich »gefühlt haben, als wäre er gestorben und in den Himmel gekommen«, schrieb die Zeitung »The Sun« nach dem beeindruckenden 4:0 (2:0), das Manchester zum zweiten Mal ins Finale der Champions League brachte. Der heiß ersehnte Henkelpott, für dessen Gewinn die Besitzer seit dem Einstieg im Jahr 2008 Milliarden investiert haben, ist nur noch einen Sieg entfernt.

Und spätestens seit der Gala von Mittwoch ist klar, dass City am 10. Juni in Istanbul als klarer Favorit in das Endspiel gegen Inter Mailand gehen wird. »Inter wird keine Chance gegen die Mannschaft haben, die sich möglicherweise als die größte aller Zeiten in der Geschichte des englischen Fußballs herausstellt«, schrieb der »Telegraph«. Für den »Guardian« war der Triumph über Real gar »ein Museumsstück - nicht nur eine Lektion, sondern eine Schelte«.

Vor allem Guardiola durfte den Sieg genießen. Seit sieben Jahren bastelt der Katalane nun am großen Ziel, immer wieder wurde ihm vorgehalten, er könne nur mit Lionel Messi den Thron besteigen - wie 2009 und 2011 mit dem FC Barcelona. Bernardo Silva (23., 37.), ein Eigentor von Eder Militao (76.) und Julian Alvarez (90.+1) befeuerten die Triple-Hoffnungen der Citizens, die schon am Wochenende den Titel in der Premier League perfekt machen können.

Kritiker bemängeln, all das Geld müsse ja irgendwann den Unterschied machen. Für den »Guardian« gleicht Citys Kunst auf dem Rasen »der Perfektion einer sinnlosen, kilometerhohen Kristallpyramide in der Mitte der Wüste«. Aber eben einer Perfektion, die nun drei Titel binnen kürzester Zeit bringen könnte - am 3. Juni trifft City im FA-Cup-Finale auf Manchester United.

»Es sind nur noch drei Spiele, eines in jedem Wettbewerb. Wir können es schaffen«, sagte Guardiola, der auch mit Bayern München vergeblich den Henkelpott gejagt hatte. Wo er den Triumph über Real in seiner Trainerlaufbahn einordnen würde, wurde der Katalane gefragt. Seine Antwort: »Wenn man den Gegner bedenkt - ganz oben.« Doch der ganz große Triumph steht noch aus. 100 Siege hat Guardiola nun in der Champions League gefeiert, einzig Carlo Ancelotti (107) und Alex Ferguson (102) haben diese Marke bislang erreicht. Sieg Nummer 101 soll gegen Inter Mailand folgen. Dann wäre Guardiola endgültig ganz oben angekommen - eben im Himmel.

Toni Kroos schaute derweil mit gemischten Gefühlen auf die Saison von Real. »Wir hatten das Glück, diesen Wettbewerb oft zu gewinnen. Trotzdem bin ich weit davon entfernt, ein Halbfinale als Enttäuschung zu beschreiben«, sagte er bei DAZN.

(sid). Alle Zweifel erstickte Torsten Lieberknecht im Keim. Zittern, Angst, Nervosität? Nein, nein, davon wollte der Trainer von Darmstadt 98 trotz der beiden vergebenen Matchbälle nichts hören. Und obwohl sich das Aufstiegsrennen plötzlich doch noch zuspitzt, glaubt der Lilien-Coach weiter fest an das große Ziel. Seine Spieler, so der Plan, müssen sich nur trauen.

»Wenn ihr in die Disco geht«, begann Lieberknecht seine ungewöhnliche Motivationsrede in Richtung der Profis, »habt eure Traumfrau gesehen, aber euch nicht getraut, sie anzusprechen.« Irgendwann, so der 49-Jährige, habe man dann ja gedacht: »Ey, jetzt gehe ich fünfmal aufs Klo, fünfmal laufe ich an ihr vorbei - also jetzt packe ich die Chance.«

Genau das wollen die Lilien am heutigen Freitag (18.30 Uhr/Sky) auch gegen den 1. FC Magdeburg, trotz der Niederlagen gegen den FC St. Pauli (0:3) und bei Hannover 96 (1:2). »Unsere Freundin ist der Aufstieg, also packen wir jetzt zu - und holen uns den Aufstieg«, betonte Lieberknecht. Das Motto für seine Profis? »Denkt einfach an die Freundin, die ihr damals angesprochen habt.«

Klar ist aber auch: Darmstadt muss liefern. An den beiden Spieltagen zuvor war bereits alles angerichtet, die Chance auf die Bundesliga-Rückkehr aber ließ der lange Zeit souveräne Zweitliga-Spitzenreiter liegen - und verspielte sein komfortables Polster. Sollten erneut die Nerven versagen, könnte am Samstag der 1. FC Heidenheim vorbeiziehen und der drittplatzierte Hamburger SV bis auf einen Zähler heranrücken. »Heidenheim und uns wünsche ich definitiv den Aufstieg. Wir hätten es verdient«, sagte Lieberknecht, der zugleich mit den Psychospielchen begann. Ihm sei natürlich klar, dass die Hamburger »etwas dagegen haben. Die haben nämlich extrem viel zu verlieren. Das wissen sie auch, sie lügen sich halt in die Tasche.«

Darmstadt dagegen habe noch immer »nur etwas zu gewinnen«. Ihm sei »vor gar nichts bange. Macht euch nicht so viele Gedanken, habt positive Gedanken«, sagte der Lilien-Coach, der das A-Wort lange vermieden hatte - bis jetzt: »Wir haben es in der eigenen Hand und wir wollen aufsteigen.« Laut Lieberknecht müssen die Lilien dafür aber über ihren Schatten springen - wie er damals bei seiner »Traumfrau«. Seit 22 Jahren sei er nun mit ihr verheiratet, »glücklich mit drei Kindern - weil ich mich getraut habe. Hätte ich es nicht gemacht, hätte ich etwas verpasst«.

Champions League Inter Mailand - AC Mailand 1:0 Hinspiel: 2:0 - Inter im Finale

Manchester C. - R. Madrid 4:0 Hinspiel: 1:1 - City im Finale

Europa League Bay. Leverkusen - AS Rom Do., 21.00 - Hinspiel: 0:1

FC Sevilla - Juvent. Turin Do., 21.00 - Hinspiel: 1:1

Conference League FC Basel - AC Florenz Do., 21.00 - Hinspiel: 2:1

Alkmaar - West Ham U. Do., 21.00 - Hinspiel: 1:2

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Heute soll es im dritten Anlauf klappen mit dem Bundesliga-Aufstieg, davon sind Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht (r.) und Fabio Torsielle überzeugt. © DPA

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