Große Show von »Big Al«

(sid). Stephen Curry und Klay Thompson schlichen mit leerem Blick aus dem heimischen Chase Center. Die Basketball-Kunstschützen der Golden State Warriors waren bedient, nachdem ihnen zum Auftakt der NBA-Finals ein fast schon abgeschriebener Oldie die Lichter ausgeschossen hatte: Dank der wundersamen Wiederauferstehung von Al Horford sind die Boston Celtics ihrem ersten NBA-Titel seit 14 Jahren ein Stück näher gekommen.
»Irgendwie haben mich die Jungs immer wieder gefunden. Und ich habe die Dinger einfach reingehauen«, sagte der Teamkollege von Nationalspieler Daniel Theis nach dem 120:108 zum Auftakt in der Best-of-seven-Serie in San Francisco. Sechs von acht Dreier-Versuchen verwandelte »Big Al« - der 36 Jahre alte und 2,08 m große Center stahl den »Splash Brothers« der Warriors die Wurfshow.
»Die Celtics haben am Ende fast alles getroffen«, sagte Curry, dessen 34 Punkte und sieben Dreier im Ballhagel der Celtics untergingen: 40:18 gewann der Rekordmeister das Schlussviertel, fand neunmal von jenseits der 7,24-m-Linie das Ziel. »Wir hatten Selbstvertrauen«, sagte Horford, der 26 Punkte erzielte. Nie war er wichtiger als derzeit - zum Leidwesen von Celtics-Rückkehrer Theis, dessen Spielzeit auch wegen Horfords Gala-Form limitiert ist - gegen die Warriors kam er in sechs Minuten auf drei Punkte. Sollte dabei der 18. Titel der Celtics herausspringen, wäre für Theis die Kurzarbeit verkraftbar. Für Horford wäre es das Happy End einer schon an die Wand gefahrenen Karriere.
»Ich war wirklich abgeschrieben«, sagt er. Nach seinem ersten Celtics-Engagement war Horford 2019 dem Ruf des Geldes nach Philadelphia gefolgt. Oklahoma City übernahm die Reste von Horfords Monster-Vertrag (vier Jahre, 109 Millionen Dollar), sortierte ihn schnell aus. Horfords Rettung: Die Celtics wollten den noch enttäuschenderen, noch teureren Kemba Walker loswerden - »Big Al« landete wieder in Boston, schuftete sich zum Leistungsträger zurück und steht im 15. NBA-Jahr erstmals im Finale.