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Halbfinal-Rückspiele

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Duell der Strategen: Manchester City mit Ilkay Gündogan (r.) und Toni Kroos von Real Madrid kämpfen heute mit ihren Teams um den Einzug ins Champions-League-Finale. © IMAGO

Sportlich hat Bayer Leverkusen vor dem Halbfinal-Rückspiel der Europa League gegen die AS Rom noch alle Chancen. Dabei hofft die Werkself auf eine für Leverkusen einmalige Stimmung.

Champions League Inter Mailand - AC Mailand Di., 21.00 - Hinspiel: 2:0

Manchester City - Real Madrid Mi., 21.00 - Hinspiel: 1:1

Europa League Bayer Leverkusen - AS Rom Do., 21.00 - Hinspiel: 0:1

FC Sevilla - Juventus Turin Do., 21.00 - Hinspiel: 1:1

Conference League FC Basel - AC Florenz Do., 21.00 - Hinspiel: 2:1

Alkmaar - West Ham United Do., 21.00 - Hinspiel: 1:2

(dpa). Ilkay Gündogan mag sich, wenn es um die Champions League geht, vorkommen wie der Hase in dem Märchen mit dem Igel. Wenn er glaubt, die Hand endlich am Henkelpott zu haben, ist plötzlich Toni Kroos schon da. Nun geht es im Halbfinal-Rückspiel der Königsklasse zwischen Gündogans Manchester City und Kroos’ Real Madrid natürlich nicht um eine private Angelegenheit der beiden deutschen Fußball-Stars. Auch haben beide keine Wette laufen, wer denn nun schneller sei, Hase Gündogan oder Igel Kroos. Besondere Eifersüchteleien zwischen den Strategen des Spiels mit der Rückennummer 8 sind auch nicht bekannt.

Aber: Die Historie und die Magie des Henkelpotts macht die zweite Partie am Mittwochabend (21 Uhr/DAZN) im Ethihad Stadium von Manchester nach dem 1:1 in der Vorwoche auch zu einem Duell der beiden in ihrer Heimat chronisch unverstandenen Profis mit einer ähnlichen und doch so unterschiedlichen Vita. Beide wurden 1990 geboren. Gündogan im Oktober in Gelsenkirchen, Kroos im Januar in Greifswald - und damit in sozialen Milieus, die im deutschen Einheitsjahr Welten auseinander lagen. Beiden wurde in der Heimat nie die ganz große Fan-Liebe zuteil, sie zogen in die große Fußball-Welt und fanden dort ihr Glück.

Nur: Kroos hat die Champions League fünfmal gewonnen, Gündogan noch nie. Das ist die Unwucht, die im Londoner Wembleystadion 2013 ihren Anfang nahm. Gündogan traf für Borussia Dortmund damals per Elfmeter. Der FC Bayern München gewann dennoch 2:1 und Kroos durfte sich erstmals Champions-League-Sieger nennen, obwohl er im Endspiel verletzt fehlte.

Kroos ging zu Real Madrid und ließ vier Königsklassen-Siege folgen. Gündogan wechselte später nach England zu City und sehnt sich so sehr wie sein ganzer, nur national dauererfolgreicher Club nach diesem internationalen Titel, der den Königlichen irgendwie immer wieder zufliegt.

Das Drama kulminierte im vergangenen Mai, als Real City den Finaleinzug nach zwei Last-Minute-Toren letztlich in der Verlängerung (3:4/3:1) verwehrte. »Niemand hat im vergangenen Jahr erwartet, dass wir gewinnen würden. Und das haben wir trotzdem«, erinnerte sich Kroos nun vor der Neuauflage. Seine Worte klangen wie eine Drohung: »Ich vertraue unserer Erfahrung.«

Dabei ist es keineswegs so, dass City Real nicht schlagen kann. Im Corona-Jahr 2020 setzten sich die Engländer im Achtelfinale zweimal mit 2:1 durch - um dann im Viertelfinale an Olympique Lyon (1:3) zu scheitern. 2021 hatte Gündogan das Endspiel mit den Cityzens gegen den FC Chelsea (0:1) verloren. »Es ist unser großer Traum, die Champions League zu gewinnen«, sagte Gündogan dem Portal t-online. Im Finale in Istanbul am 10. Juni soll sich dieser erfüllen.

Bei aller bislang ungestillten Sehnsucht muss man sich Gündogan nicht als unzufriedenen Fußballer vorstellen. Im Gegenteil. Bei City, der derzeit individuell wohl besten Mannschaft der Welt, ist er der Kapitän und nicht andere Koryphäen wie Kevin De Bruyne oder Erling Haaland. Trainer Pep Guardiola bezeichnete ihn sinngemäß als klügsten Spieler, den er je betreute. Guardiola will Gündogan unbedingt zum Bleiben überreden, wenn der Vertrag im Sommer ausläuft.

Kroos hat sich praktisch schon entschieden, eine letzte Saison in Madrid dranzuhängen. Er hat dort seinen Mittelpunkt gefunden. Trainer Carlo Ancelotti ist ein Kroos-Fan, der Junge von der ostdeutschen Ostseeküste ist eine Institution bei den Königlichen. Dieser Stellenwert bei internationalen Top-Clubs ist die Parallele von Gündogan und Kroos. In der Fremde erreichten sie den Status, der ihnen in der Heimat verwehrt blieb. Zu unnahbar, zu introvertiert kommen beide oft rüber. Egal, wie das Kräftemessen ausgeht. 2024 kann sich ein Kreis schließen, dann findet das Finale der Champions League wieder in Wembley statt.

Lukas Hradecky hatte kritische, ja ungläubige Blicke geerntet. Doch der Kapitän und Torhüter von Bayer Leverkusen hatte es keineswegs ironisch gemeint. Die Gänsehaut-Stimmung beim Hinspiel in Rom sei ja schön und gut gewesen, sagte Hradecky mit Blick auf das 0:1 im Stadio Olimpico: »Aber ganz ehrlich: Ich finde, in der BayArena ist es manchmal lauter.« Deshalb könne man im Rückspiel »noch mal einen größeren Hexenkessel« erwarten.

Diese Aussage steht am Donnerstag (21 Uhr/RTL) beim Halbfinal-Rückspiel der Europa League gegen die AS Rom vor einer kritischen Überprüfung. Als »Hexenkessel« war die BayArena im Vergleich zu manch anderem Fußballstadion bisher nicht berühmt. Doch es ist zumindest logisch, was Hradecky meint. Zum einen bezieht sich der 33-Jährige darauf, dass in Rom abseits des Spektakels vor dem Spiel und beim Siegtor wenig gesungen wurde - wie in Italien üblich. Zum anderen haben sich unter Trainer Xabi Alonso in Leverkusen ein Hype und eine Euphorie entwickelt wie seit Jahren nicht.

Sämtliche Tickets für das Spiel gegen die Roma um Star-Trainer José Mourinho waren in 90 Minuten ausverkauft. Die Mitgliederzahl ist im letzten halben Jahr von 27 000 auf 35 000 um rund ein Drittel gestiegen. Von den letzten fünf Heimspielen war nur das gegen RB Leipzig nicht ausverkauft, weil im Leipziger Block Plätze frei blieben. Und schon vor dem Viertelfinale gegen Union Saint-Gilloise aus Belgien hatten 3000 Fans den Mannschaftsbus empfangen und im Pyronebel zum Stadion begleitet. Alonso, als Spieler Welt- und Europameister und zweimal Champions- League-Sieger, war anschließend sogar gefragt worden, ob er so etwas schon mal erlebt habe. »Als Trainer noch nicht«, antwortete der Spanier.

Es ist in und um Leverkusen allen bewusst, dass der Donnerstag eine historische Chance für den Verein bedeutet. Erstmals seit 21 Jahren könnte Bayer wieder ein Europacup-Finale erreichen, gar seit 30 Jahren ist der Club ohne Titel. Was ihm zwischenzeitlich viel Spott und Häme und den Beinamen »Vizekusen« einbrachte. Der Verein habe es »einfach mal wieder verdient« und sei »auch dran, einen Pokal hochzuhalten«, sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler, bis vergangenen Sommer Sportchef bei Bayer und beim Hinspiel in Rom als Edelfan mit dabei. Hinzukommt: Nach dem Aus aller Bundesliga-Rivalen sind die Augen und Hoffnungen der deutschen Fans auf die Werkself gerichtet. »Wenn man mit den Kollegen schreibt oder telefoniert, bemerkt man schon eine gestiegene Aufmerksamkeit«, sagte Sportchef Simon Rolfes: »Und man merkt bei Fans wie Verantwortlichen, dass die Europa League einen anderen Stellenwert hat als vor zehn Jahren. Oder als der UEFA-Cup, der viele nicht interessiert hat. National und international ist das eine große Nummer.«

Das hat das direkte Umfeld längst registriert und so wird am Donnerstag unabhängig von der Vergleichbarkeit mit den römischen Tifosi sicher eine Atmosphäre herrschen, wie man sie in Leverkusen selten erlebt hat. »Die Stimmung wird überragend sein. Da freut sich jeder von uns drauf«, sagte Abwehrchef Jonathan Tah, seit 2015 im Verein. Und auch Rolfes kündigte »eine fantastische Stimmung« an.

Der Optimismus ist trotz der Hinspielniederlage und der Verletzungen von Robert Andrich sowie Odilon Kossounou ungebrochen. »Es ist noch alles drin«, sagte Rolfes. Man habe schon im Hinspiel »gezeigt, dass sie verwundbar sind. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir das Spiel zu Hause gewinnen können«. Und wie Alonso deutet er es sogar zum kleinen Vorteil um, dass sie das auch müssen. »Die Marschrichtung ist klar«, sagte Rolfes: »Und manchmal ist es besser, wenn man mit dem Mindset ins Spiel geht, Tore schießen zu müssen.«

(dpa). Unter dem Eindruck des fehlenden klaren Bekenntnisses zu Trainer Daniel Farke für die kommende Saison nehmen die Spekulationen über mögliche Nachfolger des 46-Jährigen bei Borussia Mönchengladbach zu. Laut »Bild« werden beim Fußball-Bundesligisten drei Namen als mögliche neue Trainer ab dem Sommer diskutiert: Gladbachs U23-Coach Eugen Polanski, der frühere Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl und der ehemalige Leverkusen-Coach Gerardo Seoane.

Gladbachs Sportchef Roland Virkus hatte in der »Rheinischen Post« eine ausführliche Aufarbeitung der Saison angekündigt: »Wir werden alles analysieren, dazu gehört natürlich auch der Trainer.« Farke war zu Saisonbeginn verpflichtet worden und hat Vertrag bis Juni 2025. Mit 39 Punkten liegt die Borussia auf Rang elf.

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Lukas Hradecky und Jonathan Tah bedanken sich nach dem Hinspiel bei den Bayer-Fans - und gehen davon aus, dass ihre Anhänger nun mehr Lärm machen als die Tifosi in Rom. © MAGO

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