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Haller macht den Unterschied

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Dortmunds Sebastien Haller jubelt nach seinem zweiten Tor beim 3:0-Sieg in Augsburg und symbolisiert auch den Unterschied im Meisterkampf: Der BVB hat einen Torjäger, der FC Bayern nicht. © DPA

Die emotionale Rückkehr von Sebastien Haller ist im dramatischen Titelkampf ein entscheidender Faktor für Dortmund. Der FC Bayern hätte gerne so einen Torjäger.

Der FC Bayern dürfte ausnahmsweise neidisch in Richtung Dortmund blicken. Die Borussia ist zum einen vor dem mit Spannung erwarteten Saisonfinale auf Meisterkurs, und: Der BVB kann derzeit etwas bieten, was die Münchner neben der Tabellenführung sehr gerne hätten - einen echten Torjäger.

Während beim wankenden Rekordmeister seit Wochen über die (Nicht-)Besetzung im Sturm diskutiert und die Kaderplanung längst infrage gestellt wird, hat sich in Dortmund Sebastien Haller nach einer Krebserkrankung zum entscheidenden Faktor im dramatischen Meisterkrimi entwickelt. BVB-Trainer Edin Terzic sprach bereits hochemotional vom »größten Wunder der Saison«.

Der 28-Jährige macht gerade den Unterschied - auch zum großen Konkurrenten in München, wo die Bosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic vor der Saison einen kapitalen Denkfehler begingen. Anstatt auf den schmerzhaften Abgang von Torgarant Robert Lewandowski mit dem Transfer eines klassischen Mittelstürmers zu reagieren, verpflichteten sie Flügelspieler Sadio Mané und vertrauten neben Eric Maxim Choupo-Moting auf die Torgefahr von Stars wie Serge Gnabry, Thomas Müller oder Leroy Sané.

Bereits nach dem beeindruckenden 6:1 zum Saisonauftakt in Frankfurt ahnte Bayern-Ikone Müller, was passieren könnte: »Es werden auch noch andere Spiele kommen, wo wir sagen: Heute hat der Mittelstürmer gefehlt.« Die kamen vor allem in der Rückrunde zuhauf. Verzweifelt versuchen die Bayern nun, den Fehler zu korrigieren: Spekuliert wird über Randal Kolo Muani von Eintracht Frankfurt, Dusan Vlahovic von Juventus Turin oder Victor Osimhen aus Neapel. Sicher ist nur: Es wird teuer für die Bayern.

Die Borussia agierte dagegen im vergangenen Sommer mit mehr Weitsicht, als sie für Topangreifer Erling Haaland eben Haller von Ajax Amsterdam für 31 Millionen verpflichtete. Dass der ivorische Nationalspieler kurz nach dem Transfer wegen einer Hodenkrebserkrankung inklusive Operation und Chemotherapie monatelang ausfiel, konnte keiner ahnen.

Umso wichtiger ist Haller seit seiner emotionalen Rückkehr im Januar. Er selbst erzielte neun Treffer und gab fünf Vorlagen. Haller sei aber, betonte Terzic am Sonntag nach dem 3:0 in Augsburg, nicht nur »wichtig für die Tore. Er lässt die anderen neben sich auch glänzen«. Er mache sie »besser«.

Terzic meint Spieler wie Karim Adeyemi oder Donyell Malen, die in der Hinrunde keine Rolle spielten und kein einziges Mal trafen. Seit Hallers Rückkehr blühten Adeyemi (5 Tore) und Malen (9) jedoch mächtig auf. Entsprechend gefeiert wird Haller inzwischen in Dortmund. Sportdirektor Sebastian Kehl würdigt »die besondere Geschichte von Sebastien. Er hat ein ganz spezielles Lob verdient.«

Egal, was jetzt noch passiere, »dass er wieder bei uns ist, ist ein reines Wunder«, betonte Terzic. Haller habe nicht nur als Torjäger gefehlt, »sondern auch als Mensch in der Kabine. Er ist so wichtig«. Der BVB-Coach hofft nun, dass sein Stürmer beim Finale am Samstag (15.30 Uhr) gegen Mainz »ähnlich erfolgreich ist. Dann ist er der Held der Saison«. Einer, der dem FC Bayern fehlt.

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