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Hausinterne Konkurrenz

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Florian Wellbrock will bei der WM in Budapest seine beiden Titel über 1500 m und 10 km verteidigen. © IMAGO

(sid). Der deutsche Schwimm-König und sein Kronprinz wurden von Kaiserwetter empfangen. Bei strahlendem Sonnenschein kehrten Florian Wellbrock und Lukas Märtens ins Teamhotel auf der Margareteninsel ein - doch zum Urlaub sind weder der Olympiasieger noch sein designierter Nachfolger nach Budapest gereist. Sie wollen bei der Weltmeisterschaft (17. Juni bis 3.

Juli) den leichten Aufschwung im deutschen Schwimmsport fortsetzen.

Während die Wasserspringer ohne den zurückgetretenen Rekord-Europameister Patrick Hausding in der Medaillenbilanz wohl zurückschrauben müssen und die Wasserballer sich im schwierigen Neuaufbau befinden, wird von den Schwimmern viel erwartet. Klein, aber fein - so lautet das inoffizielle Motto des nur elfköpfigen Beckenteams. »Wir können uns über junge Leute freuen«, sagte Cheftrainer Bernd Berkhahn über aufstrebende Schwimmer wie Anna Elendt oder Rafael Miroslaw, »die in die Weltspitze vorstoßen wollen«.

Dort ist Wellbrock längst angekommen. Er wagt in Budapest erneut den Doppelstart: erst im Becken, dann im Freiwasser. Dabei will der 24-Jährige seine beiden WM-Titel (1500 m und 10 km) verteidigen, theoretisch sind für ihn fünf Siege möglich. »Auf meinem Niveau geht man an den Beckenrand und will Gold«, sagte Wellbrock selbstbewusst: »Ich brauche da nicht die Hosen voll zu haben.«

Keine Angst, aber großen Respekt hat Wellbrock vor seinem Teamkollegen Märtens. Der 20-Jährige reist mit drei Weltjahresbestzeiten (400, 800 und 1500 m) nach Budapest, vor allem im 400-m-Rennen am Samstag trauen ihm Experten den großen Wurf zu. Im April in Stockholm war Märtens in 3:41,60 Minuten so schnell gewesen wie seit fünf Jahren kein Schwimmer mehr. Selbst Paul Biedermanns Fabel-Weltrekord (3:40,07) war nicht so weit weg.

»Der Groschen ist gefallen«, sagte Berkhahn über den bisherigen Trainingsweltmeister, der Wellbrock in gemeinsamen Einheiten in Magdeburg immer öfter besiegt. Aber eine WM sei »ein ganz anderer Schnack«, betonte Deutschlands Vorschwimmer, der von der teaminternen Konkurrenz selbst profitiert. Auch der seit Kriegsbeginn in Magdeburg trainierende Doppel-Europameister Michailo Romantschuk aus der Ukraine hält den Druck hoch.

Die russischen Athleten um den zweifachen Olympiasieger Jewgeni Rylow dürfen dagegen nicht an der WM teilnehmen. Der Weltverband FINA wollte sie zuerst unter neutraler Flagge starten lassen, doch auf Druck der nationalen Verbände folgte der Ausschluss.

Das erhöht die Chancen für die deutschen Wasserspringer auf Podestplätze. Nach Hausdings Rücktritt muss die Olympiadritte Tina Punzel noch mehr Verantwortung übernehmen. »In der Rolle sehe ich mich schon«, sagte die Dresdnerin, die aber auch zugab: »Patrick war immer sehr präsent. Man merkt schon, dass er nicht mehr da ist.«

Die eingeschobene WM gefällt nicht allen. Verbände klagen über die Kurzfristigkeit, der DSV zum Beispiel lässt seine Beckenschwimmer direkt nach den Wettkämpfen zu den Finals 2022 in Berlin (23. bis 26. Juni) einfliegen.

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