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Hungriger Außenseiter

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Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht würde mit seinem Team gerne an die letzte, sehr erfolgreiche Saison anknüpfen. © IMAGO

Nach dem knapp verpassten Bundesliga- Aufstieg greift der SV Darmstadt 98 wieder an - ohne sich dabei unnötig unter Druck zu setzen. Die Hessen haben das Gros ihrer Leistungsträger gehalten.

Diesen Eindruck wollte Carsten Wehlmann nicht auf sich sitzen lassen. »Nein, nein«, bedeutete der Sportchef von Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98, »das täuscht.« Darauf zu schließen, dass er und die anderen Entscheidungsträger bei den Hessen eine entspannte Sommerpause erlebt hätten, nur weil der Klub auf dem Transfermarkt vergleichsweise wenig agierte, sei ein Trugschluss.

In Darmstadt können sie recht zufrieden sein mit den bisherigen Wechselspielchen. Trotz einer herausragenden Saison mit Platz vier im Abschlusstableau konnte das Gros an Stammkräften gehalten werden. Lediglich Torjäger Luca Pfeiffer und Außen Tim Skarke verließen den Klub. Im Gegenzug kamen mit den beiden Offensiven Oscar Vilhelmsson (18 Jahre, IFK Göteborg) und Magnus Warming (22, FC Turin) sowie dem Mittelfeldkämpfer Yassin Ben Balla (26, FC Ingolstadt) drei potenzielle Stammspieler dazu. »Die Truppe lebt und ist bereit«, sagt Torsten Lieberknecht, der am Samstag (13 Uhr/Sky) mit dem Spiel bei Jahn Regensburg in seine zweite Saison als Lilien-Trainer startet. Eine die noch besser als die erste werden könnte? »Wir bleiben ambitioniert und versuchen, wieder unsere Nische zu finden«, antwortet Lieberknecht. Ein klares Ziel formuliert er bewusst nicht.

Honsak fällt länger aus

Obwohl die Liga nach den Aufstiegen der beiden Schwergewichte aus Bremen und Schalke um zwei Attraktionen und Favoriten ärmer ist, will auch Wehlmann die Erwartungen nicht hochschrauben. Ganz im Gegenteil. »Nur weil wir Vierter geworden sind, werden wir nicht automatisch jetzt Ziele formulieren. Das wäre vermessen mit Blick auf die starke Konkurrenz und die unterschiedlichen wirtschaftlichen Möglichkeiten, das würde auch nicht zu Darmstadt 98 passen.« Ein einstelliger Tabellenplatz, vor allem keinerlei Abstiegssorgen sollen es mindestens sein.

Für den an der Seitenlinie zwar oft wild umherhüpfenden, ansonsten aber sehr bodenständig daherkommenden Trainer ist ohnehin immer das nächste Spiel das schwierigste. Ein vermeintlich langweiliger Ansatz, den der Coach jedoch in der täglichen Trainingsarbeit auch vertritt. Lieberknecht gesteht seinen Spielern Freiheiten zu, will diese aber niemals ausgenutzt wissen. Larifari lässt er nicht zu.

Auf unbestimmte Zeit, »mehrere Wochen«, so Lieberknecht, werden jedoch die beiden Offensivspieler Mathias Honsak (Knochenödem am Rücken) und Aaron Seydel (Hirnhautentzündung) fehlen, das schmerzt, da auch der junge Schwede Vilhelmsson erst Anfang der Woche zum Team gestoßen war. Der 18-Jährige, der bereits mit 15 in der Heimat sein Profidebüt gab, soll auf Sicht den Abgang von Pfeiffer kompensieren. Vilhelmsson sei eine Mischung aus »Soforthilfe und Perspektivspieler«, sagt Wehlmann, der bei der ersten Begutachtung des Juniorennationalspielers gleich erkannt habe, dass dieser »einiges an Qualität besitzt«. Bloß: »Man darf ihn mit Erwartungen nicht überladen.« Am Samstag wird wohl Phillip Tietz als Solist in vorderster Linie beginnen. Die Lilien halten zudem die Augen nach einem weiteren Angreifer offen.

Vor allem aber wird es die erfahrene Achse richten müssen, die - das ist eine Stärke der Lilien - aus einer Vielzahl an Spielern besteht. Im Tor ist Marcel Schuhen eine absolut sichere Bank. Auf links verteidigt seit eh und je solide bis sehr gut der Kapitän Fabian Holland, auf der anderen Seite entwickelte sich Matthias Bader zu einem der besten Rechtsverteidiger der Liga. Im Mittelfeldzentrum räumt Klaus Gjasula ab, während Nebenmann Tobias Kempe, der Schlüsselspieler, die Angriffe initiiert. Vorne hat Tietz seine Knipserqualitäten längst nachgewiesen. Alles in allem verfügt der SV Darmstadt über eine Mannschaft, die nicht automatisch ganz oben anklopfen muss, es bei einem optimalen Saisonverlauf aber durchaus erneut kann. Kategorie: hungriger Außenseiter.

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