Jüngster Titelträger

(sid). Der Aufstieg von Kalle Rovanperä zum mit Abstand jüngsten Rallye-Weltmeister ist ein Paradebeispiel für perfekte Frühförderung. Sein Vater Harri war ein mehr als passabler Pilot, 2001, wenige Monate nach Kalles Geburt, gewann er die Rallye Schweden. Und mit seinem Filius machte Harri Rovanperä verbotenerweise früh die oft schneebedeckten Wege rund um Jyväskylä, Epizentrum des finnischen Rallyesports, unsicher.
»Er war mein erster Lehrer. Er brachte mir bei, dass ein Auto ein Lenkrad, ein Gaspedal und eine Kupplung hat. Und dann sagte er mir: Setz dich ans Steuer«, berichtete Rovanperä einmal. Auf YouTube finden sich teils millionenfach geklickte Videos, in denen ein blonder, blauäugiger Junge von acht Jahren einen aufgemotzten Kleinwagen ans Limit bringt. Knapp 14 Jahre später ist dieses Bleifuß-Talent das Maß der Dinge in der Rallye-WM.
Sechs der elf bisherigen Saisonläufe entschied Rovanperä für sich, durch den Triumph in Neuseeland am Sonntag ist ihm im Alter von 22 Jahren und einem Tag der Titel nicht mehr zu nehmen. Damit pulverisierte er den Rekord des 2007 tödlich verunglückten Schotten Colin McRae, der war 27 Jahre »alt« bei seinem einzigen Titelgewinn 1995. Und ganz nebenbei beendete Rovanperä die 20-jährige Durststrecke der Rallye-Nation Finnland.
»Ich würde gerne weinen, aber ich kann es nicht«, sagte Rovanperäs Landsmann und Toyota-Teamchef Jari-Matti Latvala, der sich selbst an den zwischen 2004 und 2021 dominierenden Franzosen Sebastien Loeb und Sebastian Ogier die Zähne ausgebissen hatte. »Mir fehlen die Worte. Kalle ist ein Superheld«, schwärmte Latvala nun.
Und wie die meisten Superhelden hat auch Rovanperä die Regeln und Gesetze bisweilen kreativ ausgelegt. Weil er in Finnland als Minderjähriger nicht bei Rallyes starten durfte, ging er im Teenageralter nach Lettland. Dort durfte Rovanperä fahren, sofern sein Beifahrer im Besitz eines Führerscheins war - der Co-Pilot musste dann den Wagen zwischen den Wertungsprüfungen im Straßenverkehr überführen.