Keine Ruhe in Giesing
(sid). Eine kleine Stichelei gegen den ungeliebten Lokalrivalen wollte sich Stefan Lex nicht entgehen lassen. »Ich glaube, es gibt keine bessere Mannschaft in Deutschland, über die ich reden will«, sagte der Sechzig-Kapitän vor dem Pokalkracher gegen Borussia Dortmund.
So viel ist sicher: Wenn am heutigen Freitagabend (20.45 Uhr/ZDF und Sky) der BVB im Stadion an der Grünwalder Straße gastiert, ist es für 1860 München das Fußballspiel des Jahres. Auch wenn es eben nicht der FC Bayern ist, der nach Giesing kommt. Ein »Riesen-Highlight«, versichert Lex, sei dies für die Mannschaft. Und nicht nur für die. Nach schwierigen Jahren ist der Hype um 1860 auf einmal wieder zu spüren. Die Löwen gelten in der 3. Liga nach zuletzt zwei vierten Plätzen als Aufstiegsfavorit Nummer eins, haben sich im Sommer gezielt verstärkt. Nach dem erfolgreichen Auftakt gegen Dynamo Dresden ist die Euphorie groß.
Bei den Löwen könnte alles so schön sein. Doch Sechzig will einfach nicht zur Ruhe kommen. Alleine in diesem Sommer jagt ein Streit den nächsten: Plagiat von Fan-Artikeln, das Testspiel gegen Saudi-Klub Newcastle United, der Akkreditierungsentzug für ein Fanportal, die schier endlos wirkende Diskussion um das richtige Stadion. Die Liste ließe sich noch weiter fortführen. Gegenüber stehen sich wie eigentlich immer der Verein, angeführt von dem bei den Fans beliebten Präsidenten Robert Reisinger, und die Unternehmensseite rund um Investor Hasan Ismaik und Geschäftsführer Günther Gorenzel. Immer wieder geraten die Fronten aneinander - und Trainer Michael Köllner dazwischen. Der 52-Jährige äußert sich hin und wieder gerne zu Themen außerhalb des Sports, was Reisinger nicht unbedingt gefällt. »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold«, kommentierte er vielsagend im »Münchner Merkur«. Er finde es »gut, dass jetzt die Saison anfängt«, dann könne Köllner sich wieder »auf das Wesentliche« konzentrieren.
Der erwiderte zwar, er wolle seinen »Mund nicht halten«, doch das Wesentliche, so wird es auch Köllner sehen, ist in diesem Moment das Pokalspiel gegen Dortmund. »Für den ganzen Verein ist das ein absolutes Highlight«, sagte der ehemalige Club-Trainer in der »AZ«, wollte aber auch keine allzu große Hoffnung schüren: »Da müssen viele Dinge zusammenkommen: Wir müssen über uns hinauswachsen, der BVB darf keinen allzu guten Tag erwischen.«
Diese »Stolpergefahr« bestehe für den Favoriten natürlich immer. »Darüber denken wir aber nicht nach«, sagte der neue, alte BVB-Trainer Edin Terzic. Den monatelangen Ausfall von Neuzugang Sebastien Haller gelte es laut Terzic bestmöglich zu kompensieren: »Wir haben in der Vergangenheit auch ohne Stoßstürmer erfolgreichen Fußball gespielt.«
Die Münchner Marschroute ist indes klar. »Wir wollen denen Paroli bieten, solange es geht«, sagte Lex. Köllner betonte, es brauche einen »Hexenkessel« um den BVB zu bezwingen. Das Grünwalder Stadion scheint dafür prädestiniert. Vor 58 Jahren trafen die beiden Mannschaften zum bislang einzigen Mal für ein Pokalspiel in Giesing aufeinander. Der Sieger? 1860.