Klare Vorstellungen

Mit großen Zielen und reichlich NBA-Power sind die deutschen Basketballer in ihre EM-Vorbereitung gestartet. Das erste Testspiel steht am Mittwoch auf dem Programm. Bundestrainer Herbert will schon bald den Kader reduzieren.
Dennis Schröder warf und warf und warf. Während der Rest des Teams das Parkett bereits verlassen hatte, schob der Spielmacher der deutschen Basketballer noch eine Extraschicht, versenkte nach dem Training einen Ball nach dem anderen - und verkörperte zum Start der Mission »EM-Medaille« damit die ungezügelte Lust der deutschen Korbjäger.
»Wir versuchen, jedes Mal 110 Prozent zu geben, als Team zu agieren und Siege einzufahren«, sagte Schröder nach dem öffentlichen Training und rief das Erreichen der Playoff-Runde in Berlin als erstes Ziel aus. Deutlich forscher formulierte es am Montag Bundestrainer Gordon Herbert: »Wir wollen auf das Podium, wir wollen eine Medaille.«
Tatsächlich scheint für die mit reichlich NBA-Power verstärkte Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) bei der bevorstehenden Heim-EM (1. bis 18. September) vieles möglich. Zum Start in die dreiwöchige Turniervorbereitung präsentierte Coach Herbert jedenfalls eine Mannschaft, die sich sehen lassen kann.
Neben Schröder tummelten sich mit Vizechampion Daniel Theis (künftig Indiana Pacers) und den in der abgelaufenen NBA-Saison überzeugenden Wagner-Brüdern Moritz und Franz (beide Orlando Magic) drei weitere Profis aus Übersee im Basketball-Campus Köln. »Wir haben sehr viel Talent und vor allem Spieler, die miteinander gut spielen können und füreinander spielen«, sagte Debütant Franz Wagner. Die Teamchemie, die in den vergangenen Jahren nicht immer gepasst hatte, sei »jetzt schon extrem gut. Mir macht es extrem Spaß, deswegen bin ich sehr zuversichtlich.« Einen ersten Eindruck vom neuen deutschen Team gibt es bei den Testspielen in Belgien (Mittwoch) und den Niederlanden (Freitag).
Das Entscheidende für neue Erfolge, das betonte Schröder im Vorfeld in der »Braunschweiger Zeitung«, sei nicht die Anzahl der NBA-Profis, »sondern, dass wir die Teamchemie aufs höchste Level schrauben«. Stimmt es bei der deutschen Mannschaft in der Kabine, dürften selbst die Ausfälle der NBA-Profis Maximilian Kleber und Isaac Bonga nicht ins Gewicht fallen.
Höhepunkte der EM-Vorbereitung, in deren Verlauf auch der jüngst eingebürgerte Amerikaner Nick Weiler-Babb wohl noch zum Team stoßen wird, sind der Supercup in Hamburg (19./20. August) sowie die beiden WM-Qualifikationsspiele in Schweden (25. August) und gegen Europameister Slowenien in München (28. August).
Sonderfall
Weiler-Babb
Spätestens dann muss Coach Herbert seinen Kader von derzeit 17 auf zwölf Spieler reduzieren. Aber so lange will der Trainer nicht warten. »Am Freitag oder Samstag wollen wir auf zwölf Spieler kommen, so bald wie möglich wollen wir auf zwölf Spieler reduzieren. Dann haben wir eine Chance, ein echtes Team zu bauen«, sagte Herbert. Ein Sonderfall könnte Weiler-Babb werden. Der 26-Jährige vom FC Bayern musste wegen einer dringender Familienangelegenheiten in die USA reisen und steht derzeit nicht zur Verfügung. »Familie ist die höchste Priorität, Basketball ist Nummer zwei und drei«, sagte Herbert.
Vor allem Schröder will nach einigen Enttäuschungen mit der Nationalmannschaft in diesem Jahr sein Meisterstück machen. Der Reinfall bei der WM 2019 in China, als das DBB-Team von Edelmetall gesprochen hatte, dann aber abgeschlagen auf Rang 18 landete, soll sich nun vor eigenem Publikum bloß nicht wiederholen. Seine neue Lust auf Spiele im Deutschland-Trikot unterstrich Schröder schon bei seinem Comeback nach fast dreijähriger Nationalmannschaftspause im Sommer. Nach einem Sieg gegen Estland (88:57) hatte er Anfang Juli mit seiner persönlichen Bestmarke von 38 Punkten und ganz viel Spielfreude großen Anteil am Erfolg gegen Polen (93:83).