Klopp akzeptiert seine Rote Karte

(sid). Als der Prestigesieg gegen Manchester City perfekt war und sich die Emotionen an der Anfield Road weitgehend gelegt hatten, schloss Jürgen Klopp Frieden mit seinem Platzverweis. »Ich weiß seit 55 Jahren, dass schon mein Blick in diesen Momenten eine Rote Karte wert ist. Insofern war sie letztlich verdient«, sagte der Teammanager des FC Liverpool nach dem 1:
0 (1:0) gegen Pep Guardiolas Starensemble.
Wie einst als Rechtsverteidiger bei Mainz 05 war der Erfolgstrainer die Seitenlinie entlanggestürmt und hatte den Schiedsrichterassistenten wegen eines nicht angezeigten Fouls lautstark beschimpft. Der Unparteiische Anthony Taylor kannte kein Pardon und schickte Klopp in der 85. Minute auf die Tribüne.
In der Sache allerdings sah sich der Bestrafte auch mit einem gewissen zeitlichen Abstand im Recht. »Ich habe übertrieben, aber ich war nicht respektlos. Und ich weiß nicht, ob ich schon mal eine klarere Situation in einem Fußballspiel gesehen habe, die nicht gepfiffen wurde«, analysierte der frühere Coach von Borussia Dortmund.
Dass ihm nun eine Sperre von einem Spiel droht, wischte Klopp zunächst einmal beiseite. Viel wichtiger war ihm, dass die Reds sich eindrucksvoll gegen ManCity behauptet hatten: »Es war eine wirklich, wirklich gute Leistung in einem unglaublich intensiven Spiel auf einem unheimlich hohen Niveau gegen das beste Team der Welt.«
Und doch entschied eine einzige Szene das enge Duell. City-Verteidiger Joao Cancelo verschätzte sich im Zweikampf, Mohamed Salah schloss seinen anschließenden Alleingang in der 76. Minute mit dem Treffer des Tages nervenstark ab. Der Ägypter beendete damit 513 torlose Minuten, Manchester kassierte die erste Auswärtsniederlage seit August 2021.
Am Mersey durften die Fans somit einen wichtigen Erfolg feiern, der zumindest die Chancen des FC Liverpool auf die Teilnahme an der Champions-League-Saison 2023/2024 wahrte. Als Tabellenachter beträgt der aktuelle Rückstand auf den viertplatzierten FC Chelsea nur noch sechs Punkte.
Der FC Arsenal an der Tabellenspitze hingegen hat schon 14 Zähler mehr gesammelt als die Klopp-Mannschaft, Hoffnungen auf den 20. Meistertitel erscheinen daher derzeit unrealistisch. »An den Titel müssen wir im Moment nicht denken, aber ich hoffe, dass unser Selbstvertrauen jetzt gestärkt ist«, sagte Torschütze Salah.
Einige unverbesserliche Liverpool-Anhänger konnten ihre Emotionen nicht zügeln und bewarfen Manchester-Teammanager Guardiola im Stadion mit Münzen.
Schlimmer noch: Mitgereiste Fans aus Manchester stimmten während der Partie üble Gesänge an, die auf die Stadion-Tragödien in Brüssel 1985 und Sheffield 1989 mit zahlreichen Liverpool-Opfern anspielten. »Dieses Verhalten setzt Familien, Überlebenden und allen, die mit solchen Katastrophen zu tun haben, sehr zu«, hieß es in einer Reaktion des Klubs.