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Kräfte bündeln, Ressourcen schonen

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Auch Eintracht Frankfurt wird angesichts von 13 Spielen innerhalb von 44 Tagen rotieren müssen - Trainer Oliver Glasner könnte dabei heute auf Lucas Alario (l.) setzen, auch wenn der Mittelstürmer nicht ins aktuelle Spielsystem passt. © IMAGO

Die Eintracht hat den Spitzenreiter zu Gast, der mal nicht aus dem Süden der Republik kommt. Das Heimspiel gegen Union Berlin ist der Start zu kraftraubenden englischen Wochen.

Nicht nur, aber auch für Eintracht Frankfurt beginnt nun die Phase der Saison, die Trainer Oliver Glasner gerne als Crunchtime bezeichnet. Also die Zeit, in der es drauf ankommt. Okay, die Spielzeit biegt jetzt noch nicht in ihre entscheidende Phase ein, in der Liga sind ja erst sieben Partien absolviert. Und doch steht ein enorm wichtiger Abschnitt bevor - bis zur WM in der Wüste Mitte November geht es Schlag auf Schlag, die international und im Pokal noch vertretenen Vereine treten in 44 Tagen 13-mal an - danach weiß man in den Wettbewerben, wohin die Reise zumindest in etwa gehen könnte.

Für Eintracht Frankfurt beginnt der heiße Herbst gleich mal mit dem Duell gegen den Spitzenreiter, der überraschenderweise nicht aus dem Süden, sondern dem Nordosten der Republik kommt: Union Berlin, die Eisernen aus Köpenick. Wer hätte das gedacht? Erschwerend kommt für den Europa-League-Sieger vom Main hinzu, dass sich die Hauptstädter diese Position redlich verdient haben, sie gelten ligaweit als ekligste Truppe, extrem unbequem zu bespielen. Das wird also am heutigen Samstag (15.30 Uhr/Sky) ein erster Lackmustest für die Eintracht, die in dieser Saison ihre Schwäche gegen sich hinten verschanzenden Mannschaften ablegen muss - ansonsten wird sie es erneut schwer haben, in der Liga auf einem der vorderen Ränge abzuschließen.

Es reicht nicht, gegen die Spitzenteams gut mitzuspielen und dort unerwartete Punkte zusammenzuklauben, wer zwischen vier und sieben landen will, der darf gerade gegen Teams aus dem Mittelfeld oder dem unteren Segment des Tableaus wenig liegen lassen. Dazu zählt Union freilich tabellarisch nicht.

Für Glasner geht es darum, Lösungen gegen die Betonmischer zu finden, das ist bekannt, aber auch darum, in den kommenden Wochen sein Team so zu präparieren, dass es für den Tanz auf drei Hochzeiten gewappnet ist. Der Fußballlehrer ist kein Freund von großer Rotation. Den Europa-League-Triumph hat der harte Kern des Ensembles errungen, das maximal minimal verändert wurde.

Das funktionierte nur, weil die Spieler aus dem zweiten Glied nicht bockten und auch das Niveau im Training hoch hielten. Doch es führte auch dazu, dass die Eintracht in der Liga durchgereicht wurde - bis auf Platz elf. Geistige und körperliche Frische immer am Anschlag zu halten, das klappte nicht.

Das soll sich in dieser Saison nicht wiederholen, und dazu bedarf es eines gewissen Austauschs der Akteure, denn es ist nicht zu erwarten, dass das Team bis Mitte November jetzt einfach mal in identischer Formation durchpowern wird. »Wir haben den Kader entsprechend aufgestellt, uns in der Breite verstärkt und erfahrene Akteure verpflichtet«, sagt Sportvorstand Markus Krösche. »In drei Wettbewerben müssen wir auf hohem Niveau rotieren können.«

Flexibilität gefragt

Glasner muss die Profis mit weniger Spielzeit irgendwie einbauen, ohne einen größeren Leistungsabfall befürchten zu müssen. Da ist sicher eine gewisse Flexibilität in der Spielanlage gefragt, nicht jeder Fußballer passt in jedes System. Ein Beispiel: Lucas Alario ist mit der aktuellen Spielweise gar nicht kompatibel, er ist ein klassischer Mittelstürmer mit einem ausgeprägten Instinkt für Tore, der aber seine Stärken nicht zur Geltung bringen kann, wenn kaum Flanken kommen und der Ball viel zu wenig in die Box befördert wird. Glasner wird einen Weg finden müssen, den fast 30-Jährigen irgendwann ins Spiel einzubinden - ansonsten hätte sich die Eintracht die 6,5 Millionen Euro Ablöse auch sparen können.

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