Kribbeln vor der Königsklasse

Die Teilnahme an der heutigen Auslosung der Champions League - zumal in Lostopf eins - ist ein Meilenstein für Eintracht Frankfurt. Eine sechs- köpfige Delegation reist nach Istanbul.
Ab heute Abend gehören sie dazu, zu den Königen, zur Elite des Weltfußballs, die Saison für Saison zusammenkommt, um sich miteinander zu messen, gegeneinander zu spielen um noch mehr Titel in den jeweiligen Vereinsvitrinen, um eine weitere Gravur auf dem Henkelpott, um Ruhm und Ehre, und vor allem um Millionen von Euro.
In Istanbul werden an diesem Donnerstag (18 Uhr/DAZN und Sky) die acht Gruppen der Champions-League-Saison 2022/23 ausgelost - mit dabei aus Deutschland neben dem etablierten Quartett aus München, Dortmund, Leipzig und Leverkusen auch die Frischlinge vom Main, die Frankfurter Eintracht. Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte des Klubs aus dem Hessischen, noch nie zuvor erreicht. Eine andere Welt.
32 Kugeln also werden am Abend durch die vier Lostrommeln wirbeln, der Zettel mit dem Eintracht-Schriftzug wird sich dabei in Topf Nummer eins bewegen - dem Europapokaltriumph sei Dank neben Größen wie Real Madrid oder Manchester City (siehe unten).
Noch darf fabuliert und geträumt werden von Spielen an der Anfield Road gegen den ruhmreichen FC Liverpool, über Wiedersehen mit dem im Frühjahr von der Eintracht in seinen Grundzügen erschütterten FC Barcelona oder Juventus Turin mit Filip Kostic bis hin zu relativen Leichtgewichten aus Pilsen und Haifa.
Eine sechsköpfige Delegation aus dem Hessischen reist in die türkische Metropole am Bosporus, darunter die Eintracht-Vorstände Axel Hellmann, Philipp Reschke und eben Krösche.
Der Champions-League-Modus ist ein altbekannter: Acht Vierergruppen, jeweils die zwei besten Teams ziehen ins Achtelfinale ein, während die Drittplatzierten im kommenden Jahr in der Europa League weitermachen müssen (oder dürfen). Die Gruppenvierten scheiden komplett aus. Bereits im September (6./7. und 13./14.) stehen die ersten beiden Spieltage an, fertig ist die Vorrunde mit der sechsten Paarung am 1./2. November. Die Katar-WM staucht den Spielplan doch erheblich zusammen.
»In der Champions League hängen die Trauben höher. Sie ist die Krone des europäischen Fußballs«, sagt der Frankfurter Vorstandssprecher Axel Hellmann. Was er ebenso weiß: Die Champions League ist ein Reichmacher - vor allem für die Dauergäste. Rund zwei Milliarden (!) Euro verteilt die Uefa in dieser Spielzeit unter den 32 Startern. Alleine für die Qualifikation zur Gruppenphase erhält jedes Team 15,64 Millionen aus dem mit 500,5 Millionen prall gefüllten Topf der Uefa. Dazu gesellen sich noch Sieg- (2,8 Millionen) sowie einzelne Punktprämien (930 000). »Interessant«, nennt Axel Hellmann diese wirtschaftlichen Themen.
Sportlich jedoch wird sich die Eintracht bei ihrer Road to Istanbul strecken müssen. Leistungsträger sind nicht mehr da (Martin Hinteregger, Filip Kostic), ein anderer liebäugelt mit einem Abgang zum Europa-League-Klub Manchester United. Immerhin: In der Causa Kevin Trapp soll eine Entscheidung möglichst zeitnah fallen, die Eintracht drängt auf diese Woche. Markus Krösche ist zuversichtlich, den Torhüter halten zu können. Er, der Sportvorstand, gehe »stark davon aus, dass Kevin mit uns Champions League spielt«.
Auf die Highlight-Auslosung in Istanbul folgt für die Eintracht am Sonntag das Alltags-Auswärtsspiel (17.30 Uhr) in Bremen, ein Duell, das tunlichst erfolgreich gestaltet werden sollte will die Stimmung im und um den Klub bis zum europäischen Auftakt nicht weiter belastet werden.
Die Eintracht wird als Außenseiter in die Champions-League-Saison gehen. 136 Spiele in der Königsklasse verteilt auf elf Spieler vereint der Kader. Das Gros der Erfahrung fällt dabei auf Mario Götze zurück, der es alleine auf bisher 62 Einsätze für Dortmund und Bayern brachte.
Mit deutlichem Abstand folgen dahinter der Ex-Salzburger Jerome Onguene mit 13 Spielen sowie Sebastian Rode und Kevin Trapp mit deren zwölf. Almamy Touré spielte für Monaco zehn Mal in der Königsklasse, Ansgar Knauff (für Dortmund), Djibril Sow (für Bern) und Makoto Hasebe (für Wolfsburg) jeweils sechs Mal. Lucas Alario kommt auf fünf Partien für Leverkusen, Luca Pellegrini auf drei für Juventus. Und schließlich durfte auch der junge Neuzugang Junior Dina Ebimbe für Paris ein Mal für sechs Minütchen ran.
Trainer Oliver Glasner freut sich jedenfalls schon: »Je schwieriger und je besser die Gegner, desto besser musst du selber sein. Du wirst gefordert, auf deinem höchsten Level zu performen. Wenn du das schaffst, kannst du auch die nächsten Schritte gehen.«