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Lange in Gedanken bei toter Mutter

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(sid). Für die Rückkehr an den Ort seiner größten Triumphe schöpft Patrick Lange Kraft aus seiner schwersten Zeit. Die letzten gemeinsamen Tage mit seiner mittlerweile verstorbenen Mutter »im Angesicht des Todes« hätten »neue Energien freigesetzt«, erzählt der zweimalige Weltmeister im SID-Interview. Die tiefgreifenden Gespräche im Hospiz »werden für den Rest meines Lebens in meinem Kopf bleiben«.

Und diese sollen ihn beim ersten WM-Start nach dem tragischen Schicksalsschlag zu neuen Heldentaten beflügeln. Nichts weniger als die deutsche Siegesserie auf Hawaii gilt es in Abwesenheit des verletzten Jan Frodeno zu retten. Ein siebter schwarz-rot-goldener Jubeltag nacheinander sei »definitiv ein Ansporn. Wir wollen das Rennen nicht aus der Hand geben«, betonte Lange.

Auch wenn es »hart« werde, sei er »ziemlich guter Dinge, dass wir zumindest eine realistische Chance haben, die Serie noch das eine oder andere Jahr aufrechtzuerhalten.« Dabei könnten die Vorzeichen kaum ungünstiger sein. Frodeno fehlt nach Hüft-Operation, Sebastian Kienle scheint nicht mehr in der Form vergangener Tage - und Lange hat gesundheitlich ein rabenschwarzes Jahr hinter sich.

Die Ausweich-WM in St. George/Utah verpasste er wegen einer komplizierten Schultereckgelenksprengung, auf dem Weg zurück bremste ihn im Juli eine Corona-Infektion. »Auch wenn es momentan runtergeredet wird, muss ich sagen, dass ich das niemandem wünsche. Das war schon eine heftige Grippe«, sagte der Hawaii-Champion von 2017 und 2018.

Er könne dennoch »im Best-Case-Szenario um den Sieg mitreden«, so Lange. Der Hesse strotzt wieder vor Tatendrang, nachdem er 2019 in ein tiefes Motivationsloch gefallen war. Die Krebs-Diagnose seiner Mutter, das krankheitsbedingte Aus auf Hawaii und die Trennung von seinem langjährigen Trainer - all das war zu viel. »In aller Negativität steckte aber auch super viel Aufbruch und Möglichkeit«, erzählt er rückblickend.

Er sei »dem Jahr 2019 gar nicht so undankbar. Es hat mich herausgefordert, mir aber auch die Möglichkeit gegeben, mich menschlich und sportlich zu entwickeln«. Sportliche Fortschritte waren auch nötig, denn eine neue Generation drängt vehement auf den Machtwechsel. »Die alten Hasen wie ich wollen, solange es geht, auf dem Thron sitzen bleiben«, erklärt der Wahl-Österreicher. Doch die Jungen würden »kräftig rütteln«. Der Norweger Kristian Blummenfelt gilt nach dem dominanten Triumph bei der Ausweich-WM als Topfavorit, doch Lange fürchtet sich nicht: »In einer direkten Laufentscheidung weiß ich, dass ich mich vor niemandem zu verstecken brauche.«

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