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Lange Mängelliste

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Neuer Job, altes Leid: Schalkes Trainer Thomas Reis hat eine Mammutaufgabe vor sich, um Schalke vor dem drohenden Abstieg zu retten. © DPA

Der Wahnsinn von Köpenick geht weiter. Während sie bei Union Berlin das M-Wort weiter meiden, wird Rani Khedira mit dem FC Barcelona in Verbindung gebracht und darf sich Hoffnungen auf die WM machen.

(dpa). Hinten anfällig, vorne harmlos und ohne Ideen: Spätestens die ernüchternde Niederlage gegen den SC Freiburg dürfte Thomas Reis endgültig klargemacht haben, auf welch schwierige Aufgabe er sich als Trainer des FC Schalke 04 eingelassen hat. Der neue Coach des Bundesliga-Letzten bemühte sich nach dem 0:2 zwar, das Positive bei seinem Team hervorzuheben und sagte: »Ich habe eine Mannschaft gesehen, die zumindest alles investiert hat.« Die fußballerische Unterlegenheit des Aufsteigers dürfte ihn jedoch alarmiert haben.

Technische Fehler und Ungenauigkeiten im Spiel nach vorne verhinderten fast jede Torgefahr. »Wir sind im Vorwärtsgang und dann spielst du die Bälle ins Aus statt zum Mitspieler«, nannte Reis als Beispiel. Der 49-Jährige, der erst drei Tage vor der Partie als neuer Trainer präsentiert worden war, bemängelte zudem inkonsequente Zweikampfführung beim 0:1 durch Vincenzo Grifo und vor dem Foul, das zu einem Strafstoß und damit letztendlich zu Grifos zweitem Treffer am Sonntag führte. »Die Zweikämpfe darfst du nicht verlieren. Da musst du rigoroser rangehen«, sagte er.

Unter anderem daran und am Umschaltspiel will er in seiner ersten vollen Trainingswoche als S04-Coach arbeiten. In der Winterpause könnte S04 zudem auf dem Transfermarkt noch einmal tätig werden. Immer wieder wird deutlich, dass es bei sich bietenden Chancen in der Offensive an Geschwindigkeit mangelt.

»Gedankengänge habe ich, aber die teile ich erst mit Peter«, sagte Reis mit Blick auf mögliche Verpflichtungen in der WM-Unterbrechung ab Mitte November, die er mit Sportvorstand Peter Knäbel besprechen will. Der 56-Jährige übernimmt nach dem überraschenden Rückzug aus persönlichen Gründen von Sportdirektor Rouven Schröder vorerst dessen Aufgaben.

»Wichtig ist erst mal, dass man vor der Pause sieht, dass trotzdem eine Entwicklung stattfindet«, sagte Reis. »Danach werden wir schauen, wo wir der Meinung sind: Das könnte dem Verein helfen, das könnte der Mannschaft helfen.« Der enge finanzielle Rahmen des klammen Revierclubs schränkt die Möglichkeiten allerdings ein.

Positiv stimmt den Coach neben der Einsatzbereitschaft seines Teams der Zusammenhalt auf Schalke. Nach der siebten Pflichtspielniederlage der Gelsenkirchener in Serie, gab es nicht etwa Pfiffe aus der Fankurve. Die Anhänger unterstützten ihr Team auch nach Abpfiff lautstark. »Ich finde, dass die Zuschauer ein sehr feines Gespür haben. Sie kennen die Situation«, sagte Reis dazu. Auch Linksverteidiger Thomas Ouwejan, der schon in der ersten Hälfte wegen Knieproblemen ausgewechselt werden musste, freute sich über die Atmosphäre auf den Rängen. »Wir bekommen extra Energie von den Fans«, sagte Ouwejan. »Dass sie immer noch so hinter uns stehen, ist unglaublich. Wir hoffen, dass das so bleibt.«

Vor dem Spiel hatten die Anhänger in der Nordkurve die Mannschaft mit einer großen Choreografie begrüßt und dabei auch Rauchtöpfe abgebrannt. Weil der blaue Rauch nicht gut abzog und die Sicht etwas behinderte, musste die Partie in der Anfangsphase kurz unterbrochen werden. Rauchtöpfe sind im Stadion verboten. Polizei und Feuerwehr wollen »bis auf Weiteres« dem Sicherheitskonzept des Vereins nicht mehr zustimmen, sobald Choreografien angemeldet werden.

Das Stadion An der Alten Försterei bebte, als 20 000 Unioner von der Meisterschaft sangen - und nach der furiosen Last-Minute-Rückkehr an die Tabellenspitze verriet Rani Khedira am Sky-Mikrofon gar ein kleines Geheimnis. »Ich wurde in Kenntnis gesetzt, dass ich auf Flicks Liste stehe«, sagte Union Berlins Mittelfeldmotor: »Wie auch die aktuelle Tabelle, ist das ein bisschen surreal.«

Ein Eiserner bei der WM in Katar? Nun, zumindest ist nun klar, dass Khedira auf der vorläufigen Kaderliste von Bundestrainer Hansi Flick steht, die jener am 10. November auf finale 26 Mann verkürzen wird. Eine Nominierung wäre der verdiente Lohn, nachdem sich die Berliner am Sonntag durch den 2:1 (0:1)-Sieg in allerletzter Sekunde gegen Borussia Mönchengladbach wieder an Bayern München vorbei auf Rang eins schoben. Von dort grüßt der Underdog seit nun sieben Wochen.

Wenn nun ein Unioner in die Wüste fahren sollte, ist dann der kleine Klub aus Berlin-Köpenick nicht endgültig ein Meisterschaftsanwärter? Nein, Trainer Urs Fischer fing derartige Träumereien sofort ein, wie er es immer tut. »Der zwölfte Spieltag, 26 Punkte - da ist einiges wirklich optimal gelaufen. Da sind wir klar im Kopf. Wir werden nicht rumspinnen«, sagte der Schweizer: »Unser Ziel bleibt das gleiche.« Und das sind 40 Punkte - die Richtgröße für den Klassenerhalt.

Erst danach könne man »über neue Ziele sprechen«, so Fischer, der auch seine Mannschaft für ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion lobte. »Obwohl sie an erster Stelle steht, kann sie das schon sehr gut einschätzen«, sagte er. Und angesprochen auf die Meistergesänge der Fans trat Kevin Behrens, Torschütze zum 1:1, den Beweis an. »Die Fans träumen natürlich, aber in der Kabine ist es kein Thema«, sagte der Stürmer bei DAZN: »Wir geben einfach Gas.« Und wie!

Erstmals in dieser Saison kämpfte sich Union gegen Gladbach nach Rückstand, Nico Elvedi (33.) hatte für die Fohlen getroffen, zurück. Nach Behrens Ausgleich (79.) rannten die Gastgeber wie entfesselt an und erzwangen den umjubelten Sieg, den Danilho Doekhi mit seinem Kopfballtor in der siebten Minute der Nachspielzeit ermöglichte.

Welchen Stellenwert er mittlerweile genießt, zeigten auch die Berichte des spanischen Portals »Futbol Total« über ein mögliches Interesse des FC Barcelona an Khedira, dessen Vertrag 2023 ausläuft. Union-Sportchef Oliver Ruhnert belächelte die Spekulationen. »Ich würde mir sehr gerne mal anhören, was denn der FC Barcelona vom 1. FC Union Berlin wollen würde«, sagte er bei Bild-TV: »Dann wären wir in eine ganz neue Kategorie vorgestoßen, wenn es uns jetzt schon möglich ist, Spieler zum FC Barcelona zu transferieren.«

Auf die Unterstützung ihres Anhangs müssen die Berliner am Donnerstag im entscheidenden Gruppenspiel um den Einzug in die K.-o.-Runde der Europa League bei Royale Union Saint-Gilloise (21 Uhr/RTL+) verzichten. Wegen verschiedener Verfehlungen von Teilen des Anhangs darf Union keine Auswärtstickets vergeben. Fischer wollte den Wert des emotionalen Erfolgserlebnisses am Sonntag nicht überbewerten. »Es kann natürlich Kräfte freisetzen«, sagte der 56-Jährige. Aber auch aus Niederlagen wie etwa der in Bochum zuvor nehme man etwas mit. »Immer gut, wenn es dann im nächsten Spiel wieder aufgeht. Im Moment scheint das bei uns der Fall zu sein.«

(dpa). Die vielen Fragezeichen bleiben wahrscheinlich für immer, juristisch aber ist das Dauerthema Sommermärchen auch in Deutschland beendet. Das Landgericht Frankfurt hat das Verfahren in der Affäre rund um die Fußball-WM 2006 gegen die früheren DFB-Funktionäre Theo Zwanziger, Horst R. Schmidt und Wolfgang Niersbach wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung eingestellt. Das bestätigte die Frankfurter Staatsanwaltschaft am Montag.

Zuvor war im Vorjahr bereits ein Prozess in der Schweiz gescheitert. Im Nachbarland hatten die ehemaligen Spitzenfunktionäre des Deutschen Fußball-Bundes nach der Einstellung des Verfahrens Entschädigungen erhalten. Die vier ursprünglich Angeklagten, zu denen auch der frühere FIFA-Generalsekretär Urs Linsi gehörte, bekamen insgesamt rund 705 000 Schweizer Franken (640 000 Euro). Die Schweizer Bundesstaatsanwaltschaft hatte versucht, den Ex-Funktionären Zwanziger (77), Schmidt (80), Niersbach (71) und Linsi (73) Prozesskosten aufzubürden. Sie argumentierte unter anderem, dass die vier Angeklagten das Verfahren erschwert hätten, bevor es im April 2020 wegen Verjährung eingestellt wurde. Auch die Frankfurter Staatsanwaltschaft hatte im gleichen Sachzusammenhang gegen das Quartett ermittelt.

Das Landgericht Frankfurt teilte am Montag mit: »In der angefragten Strafsache werden derzeit keine Auskünfte erteilt.« Wegen »eines nicht behebbaren Verfahrenshindernisses«, so die Verteidigung von Schmidt, wurde das Verfahren eingestellt. Eine Doppelbestrafung durch ein Gericht in der Schweiz und in Deutschland ist nicht möglich.

»Damit haben die von Anfang an pflichtwidrigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt, die der Schweizer Bundesanwaltschaft zudem noch in höchst fragwürdiger Weise Rechtshilfe geleistet hat, ein für die Steuerfahndung und die Frankfurter Justiz im Übrigen angemessen blamables Ende gefunden«, kommentierte Zwanziger über seinen Rechtsbeistand die Entscheidung. Gleichzeitig kündigte sein Anwalt an, wegen der Persönlichkeitsverletzungen Ansprüche von »nicht unter 50 000 Euro« geltend zu machen. Beim DFB läuft noch eine interne Aufarbeitung der Sommermärchen-Affäre - ein teurer Bericht der Kanzlei Freshfields hatte keine weltbewegenden Erkenntnisse gebracht.

Im Kern ging es um eine Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro des DFB über den Weltverband FIFA an den inzwischen gestorbenen Unternehmer Robert Louis-Dreyfus. Das Geld wurde als Bei-trag für eine Gala zur WM 2006 deklariert, die nie stattfand. Im Jahr 2002 hatte Beckenbauer ein Darlehen von Louis-Dreyfus in gleicher Höhe erhalten, das letztlich auf Konten des einstigen FIFA-Vizepräsidenten Mohamed bin Hammam verschwand. Wofür das Geld floss, ist bis heute unklar.

(dpa/sid). Bayer Leverkusens Trainer Xabi Alonso hofft für das wichtige Champions- League-Spiel gegen den FC Brügge an diesem Dienstag (18.45 Uhr/DAZN) auf eine Rückkehr von Mittelfeldspieler Kerem Demirbay. »Kerem hat heute trainiert. Deswegen hoffen wir, dass er dabei sein wird und bereit ist«, sagte der spanische Coach am Montag.

Auf Offensivmann Karim Bellarabi und den an der Wade verletzten Charles Aranguiz muss Alonso dagegen noch verzichten. Der zuvor verletzte Mittelstürmer Patrik Schick könnte nach seiner Einwechslung bei der 0:2-Niederlage am Samstag bei RB Leipzig sein Startelf-Comeback geben. »Er war nicht komplett fit. Wenn er morgen komplett fit ist, wird er spielen.«

Alonso gab seinen Schützlingen unmissverständlich die Eckpfeiler im Kampf um den Trostpreis Europa League mit auf den Weg: »Vorfreude, Energie und Intensität« will der Spanier im Kampf ums Überwintern in Europa sehen. »Für alle ist es wichtig, wir wollen weiter in Europa bleiben. Für das Prestige, für die Fans. Wir wollen weiter Spiele in der BayArena haben, weil wir wissen, wie besonders diese sind«, appellierte Alonso: »Es werden die kleinsten Details entscheidend sein. Wir brauchen eine komplette Mannschaftsleistung auf dem Platz, um ein gutes Spiel zu machen. Wir müssen gewinnen. Das ist alles, was zählt.«

Die Rechnung für das Überwintern im Europapokal ist relativ simpel, Schützenhilfe vom FC Porto im Parallelspiel gegen Atletico Madrid ist vonnöten: Bayer muss gewinnen und Atletico darf nicht über einen Punkt hinauskommen. Oder: Die Rheinländer holen gegen die für das Achtelfinale der Champions League qualifizierten Belgier einen Punkt und Atletico verliert. Kein Grund aber für Alonso, während des Spiels auf seinem Smartphone Infos einzuholen: »Ich werde nicht auf Atletico schauen«, bekräftigte er. Getragen werden soll seine angeknockte Werkself vom Großteil der mindestens 28 500 Zuschauer im Stadion.

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Rani Khedira (vorne) und der 1. FC Union Berlin schweben auf Wolke sieben. © IMAGO

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