»Lewa« ist weg

(sid). Ein paar dicke Tränen weinten sie Robert Lewandowski dann schon noch nach. »Er wird uns fehlen«, sagte Manuel Neuer, und der Mannschaftskapitän war nach der offiziellen Saisoneröffnung des FC Bayern am Samstag nicht der Einzige, der so dachte. Ja, bekannte Trainer Julian Nagelsmann, »für uns ist das ein Verlust«. Und auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic gab zu:
»So ein Weggang ist für keinen Klub einfach.«
Bei den Münchnern sind sie aber auch erleichtert, dass das von Lewandowski angeheizte und nervende Transfertheater nun endlich vorbei ist, dass sie für ihn 45 Millionen Euro plus bis zu fünf Millionen Boni erhalten. Kurz vor Mitternacht war am Freitag die mündliche Zusage vom FC Barcelona gekommen - er sei »froh, dass da jetzt ein Lösung gefunden wurde, die für beide okay ist«, sagte in diplomatischen Worten Nationalspieler Leon Goretzka.
Klubchef Oliver Kahn hat am Ende sein »Basta« aus dem Mai gerne einkassiert - nach der Verpflichtung des Weltstars Sadio Mane und angesichts der finanziellen Entschädigung für den Abgang Lewandowskis. Salihamidzic gab aber auch zu, dass er den Abgang des Torgaranten mit einem »lachenden und einem weinenden Auge sehe«. Schließlich müssten nun die »40 bis 50 Scorerpunkte«, die der Pole geliefert habe, ja erst mal ersetzt werden.
Er stehe nun vor einer großen Herausforderung, stellte Trainer Nagelsmann umgehend fest. »Wenn du einen Stürmer verlierst, der 40 Tore schießt über mehrere Jahre, dann ist das eine große Komponente, die wegbricht«, sagte er. Diese »Last«, betonte Salihamidzic, müsse nun eben »auf mehreren Schultern« verteilt werden. Das wiederum sei eine »große Chance für alle, trotzdem Bayern München strahlen zu lassen nach der Ära Lewandowski«, glaubt Nagelsmann.
Und für diese neue Ära sehen sich die Bayern sehr gut aufgestellt. Das Zauberwort ist: »flexibel«. Sie haben nun keinen Mittelstürmer mehr wie Lewandowski, aber »wir haben viele gute Spieler, die auf mehreren Positionen spielen können«, erläuterte Salihamidzic. Als da wären: Mane, der nun bis 2026 gebundene Serge Gnabry, Kingsley Coman, Thomas Müller, Leroy Sane, Jamal Musiala, und ja, auch Eric Maxim Choupo-Moting.
»So richtig ersetzen wirst du ihn nicht können«, sagte Nagelsmann über Lewandowski, aber die geballte Kraft für die Offensive lässt Klubchef Kahn auch schon frohlocken. »Wenn ich der gegnerische Trainer wäre, würde ich mir schon Gedanken machen, wer da wo spielt«, sagte er mit einem Lächeln und ergänzte: »Wir haben viel Flexibilität, da kannst du für viele Überraschungsmomente beim Gegner sorgen, und darum geht es im Fußball.«
Die Bayern scheinen auch gewillt, weiter in das Personal zu investieren - und nicht nur in Person von Matthijs de Ligt von Juventus Turin für die Defensive. Kahn betonte, durch die Ablöse für Lewandowski »haben wir natürlich auch die Möglichkeit, weiter zu schauen, was sich noch tut auf dem Transfermarkt«. Heiß begehrt: Mathys Tel von Stade Rennes. Das 17 Jahre alte Sturm-Talent soll dem FC Bayern bereits zugesagt haben - aber 25 Millionen kosten.