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Mit Respekt und Selbstvertrauen

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Jesper Lindström möchte wie hier gegen Leverkusen auch heute Abend im Pokal einen Treffer bejubeln. © VOGLER

Die Frankfurter Eintracht will Pokal-Gastgeber Stuttgarter Kickers nicht auf die leichte Schulter nehmen. Deshalb setzt Trainer Glasner heute auch auf seine Topkräfte.

Egal, wie es ausgehen wird im altehrwürdigen Stadion auf der Waldau, man kann Oliver Glasner hinterher sicher nicht vorwerfen, vor dem Aufeinandertreffen von David mit Goliath nicht ausgiebig genug gewarnt zu haben. Man solle sich hüten, die Stuttgarter Kickers, den Fünftligisten und ergo als David unterwegs, zu unterschätzen, predigte der Eintracht-Coach am Montagvormittag vor dem 35-minütigen Regenerationstraining. Und deshalb hat er in der Vorbereitung auf die Zweitrundenpartie im DFB-Pokal am heutigen Dienstagabend (18 Uhr/Sky) nichts verändert und den Tabellenführer der Oberliga Baden-Württemberg von seinen Analysten haarklein sezieren lassen. Champions League oder Amateurverein? »Da machen wir keinen Unterschied.« Fußballerisch seien sie nicht schlecht, die Schwaben, führte Glasner also pflichtgemäß aus, sie könnten auf ein gewisses Tempo bauen und verloren haben sie schon lange nicht mehr, »das letzte Mal im April«. Klingt fast nach unlösbar.

Die Rollen sind, bar jeder Ironie, natürlich eindeutig verteilt, ist ja klar, vier Spielklassen trennen die Eintracht und den Rivalen aus dem Stadtteil Degerloch. Hier die kleinen Kickers, die seit Jahren versuchen, zumindest mal in die Regionalliga zu kommen. Dort der Riese aus Frankfurt, Europa-League-Sieger, Champions-League-Teilnehmer und Tabellenfünfter der Bundesliga, am Samstag stolzer 5:1-Triumphator gegen den für gewöhnlich nicht so schlechten Werksverein Bayer 04.

»Leverkusen ist aber vorbei«, wirft Glasner ein. »Wir laufen nicht tagelang durch die Gegend und klopfen uns auf die Schultern.« Der 48-Jährige fordert von seinen Spielern ein höchstes Maß an Konzentration und Fokussierung, und zur Untermauerung seiner Worte kündigt er prompt an, »mit der besten Aufstellung zu spielen«.

Auch als sichtbares Zeichen nach innen und außen: Das Ding nehmen wir nicht auf die leichte Schulter. Das wiede-rum bedeute nicht, dass zwangsläufig die Elf beginnen wird, die über Leverkusen hinwegdonnerte, denn in homöopathischen Dosen habe er stets rotiert in den vergangenen Wochen: Gegen Union Berlin erhielt etwa Djibril Sow eine schöpferische Pause, in Tottenham Mario Götze und gegen Leverkusen Kapitän Sebastian Rode.

Doch keinesfalls werde er, Glasner, Spieler wie Jerome Onguene oder Almamy Touré für die Startformation nominieren, die sich gerade erst wieder ins regelmäßige Mannschaftstraining zurückgearbeitet haben. »Das wäre der falsche Ansatz«, sagt der Fußballlehrer. »Das ist ja kein Testspiel, um reinzukommen, oder eine lästige Pflichtaufgabe.« Nein, die Eintracht will »im Pokal überwintern«, weshalb seine Profis das Spiel entsprechend seriös angehen sollen. »Wir respektieren den Gegner, aber wir sind die bessere Mannschaft, und wenn wir unsere Leistung und unser Potenzial auf den Platz bekommen, gehen wir als Sieger vom Feld.« Daran dürfte es in der Tat wenig Zweifel geben. Es ist, wie so oft bei diesen ungleichen Duellen, eine Frage der Einstellung, eine mentale Geschichte. Da hat die Eintracht ab und an noch Probleme, die 0:3-Klatsche bei Schlusslicht Bochum liegt nicht lange zurück. Andererseits: Vier Spielklassen sind eine Menge Holz, da müsste schon einiges schiefgehen, um Schiffbruch zu erleiden.

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