Neue Farbtupfer in der 2. Liga

Die wohl beste 2. Fußball-Bundesliga in der vergangenen Saison ist Geschichte - doch vor dem Saisonstart am Freitag bleibt die Spannung im Unterhaus groß. Das hat mehrere Gründe.
Ausgeglichenheit ist Trumpf: Nach der Rückkehr von Schalke 04 und Werder Bremen ins Fußball-Oberhaus bedeutet die neue Saison in der 2. Bundesliga zwar einerseits eine sportliche Zäsur, aber andererseits auch eine große Chance. Denn klare Aufstiegsfavoriten sind nicht auszumachen.
»Die Liga ist sehr breit aufgestellt und, glaube ich, nicht mit Favoriten behaftet«, sagte Fortuna Düsseldorfs Trainer Daniel Thioune. Am Freitag (20.30 Uhr/Sky) wird die neue Spielzeit mit dem Duell zwischen Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern und Hannover 96 eröffnet.
Zwar geht der Hamburger SV im fünften Zweitligajahr wohl als aussichtsreichster Kandidat ins Aufstiegsrennen - dahinter ist es aber offen wie lange nicht. Düsseldorf, unter Thioune mit nur einer Niederlage in 13 Spielen, wird von Fans und Experten die Bundesliga-Rückkehr ebenso zugetraut wie Absteiger Arminia Bielefeld. Auch Darmstadt 98, im Vorjahr nur knapp gescheitert, rechnet sich Chancen aus, genau wie der FC St. Pauli. Gleiches gilt für Hannover 96 und den 1. FC Nürnberg - obwohl Club-Coach Robert Klauß tiefstapelt. »Ein Stück weit tragen wir da auch selbst Schuld dran, weil wir letztes Jahr zumindest die Chance hatten, länger oben mitzuspielen«, sagte der 37-Jährige. Dennoch müsse der Club »realistisch bleiben« und sich »nicht von den Emotionen von außen leiten lassen«.
Der langjährige Bundesliga-Coach Ewald Lienen setzt zwar einerseits auch auf den HSV, sieht aber auch Gefahren. So könnten interne Reibereien wie beim HSV zwischen Sportvorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel zum Störfaktor werden. Lienen sagte bei einem Sky-Termin in Hamburg: »Gerade traditionsreichen Großvereinen fehlt es oft an einer klaren Führung, zu viele Leute wollen mitreden.«
Emotionen sind der 2. Liga nicht nur durch den Schalker und Bremer Aufstieg sowie auch durch den Dresdner Abstieg sicherlich verloren gegangen. In dem 1. FC Kaiserslautern, der sich in einer aufgeheizten Relegation gegen die Sachsen durchsetzte, kehrt nach vier Jahren Drittklassigkeit aber ein Publikumsmagnet zurück. Die Euphorie rund um den Betzenberg ist riesig. »Je länger die Vorbereitung geht, desto kürzer ist der Abstand zum ersten Spiel und desto mehr fängt das Kribbeln an«, sagte FCK-Kapitän Jean Zimmer. Die Roten Teufel geben dem Unterhaus einen besonderen, farblichen Anstrich. Einerseits mit Transfercoups wie Weltmeister und Europa-League-Sieger Erik Durm. Andererseits durch seine nach wie vor vorhandene Strahlkraft. Der »Klassenerhalt« sei das Ziel, so Zimmer, »alles andere wäre vermessen«.
Auch Eintracht Braunschweig, deutscher Meister 1967, und der 1. FC Magdeburg, Europapokalsieger der Pokalsieger 1974, bringen als weitere Drittliga-Aufsteiger viel Tradition zurück in Liga zwei - und Offensivpower. Vor allem Drittligameister Magdeburg begeisterte unter Trainer Christian Titz mit frühem Pressing und schnellem Umschaltspiel. Und mit Baris Atik zaubert ab sofort ein kleiner Wirbelwind im Unterhaus, der mit seinem Scorer-Rekord (19 Tore, 22 Vorlagen) Maßstäbe in der 3. Liga gesetzt hat.