1. Startseite
  2. Sport
  3. Sportmix

Neues Format schon in Baku

Erstellt: Aktualisiert:

Schreiner4_260423_4c
Carrie Schreiner (24) aus Völklingen ist die einzige Deutsche in der neuen »F1 Academy«. © PRIVAT

(dpa). Kurz vor dem Gastspiel in Baku ändert die Formel 1 ihr Grand-Prix-Format für die Wochenenden mit einem Sprint-Rennen. Schon in Aserbaidschan wird nun die Qualifikation für das Hauptrennen bereits am Freitagnachmittag gefahren. Am Samstag gibt es statt einer zweiten Trainingseinheit eine verkürzte Qualifikation für das später folgende Sprintrennen.

Damit gibt es an den sechs Sprint-Wochenenden dieser Saison nur noch eine reine Trainingseinheit am Freitag, der Samstag gehört ganz dem Sprint-Format.

Die Formel 1 will damit das Showelement stärken und ersetzt das bisweilen zähe Samstagstraining durch eine spannendere Startplatzjagd für das Mini-Rennen. Das Ergebnis des Sprints bestimmt anders als bisher nicht mehr die Startpositionen für den Grand Prix am Sonntag. So hoffen die Macher der Rennserie, dass Fahrer und Teams im 100 Kilometer langen Sprintrennen mehr Risiken eingehen.

Frauen in der Formel 1? Der Weg dorthin soll nun erleichtert werden. Dieses Jahr startet erstmals die von der FIA ins Leben gerufene »F1 Academy«. Junge Fahrerinnen sollen sich durch die neue Serie auf höhere Wettbewerbsstufen vorbereiten können. Das erste Rennwochenende findet am Samstag und Sonntag in Spielberg statt. Starten wird dann auch Carrie Schreiner. Die 24-jährige Saarländerin feiert schon früh im Kartsport große Erfolge und ist seit einigen Jahren im GT-Bereich zu Hause. Im Porsche Sport Cups gewann sie 2018 als erste Frau ein Rennen. 2019 war sie die jüngste Fahrerin auf dem Podest im ADAC GT Masters. Mit unserer Zeitung spricht Schreiner über Vorurteile, eine riesige Chance und den Mythos Nordschleife.

Im Rahmen der »F1 Academy« standen erste Tests in Barcelona an. Ihr Eindruck?

Es lief teilweise schon ganz gut. Ich bin jetzt das erste Mal mit ART unterwegs, saß das erste Mal in einem Wagen der »F1 Academy«. Da müssen wir als Team zusammen natürlich noch viel lernen. Ich bin der einzige Quereinsteiger im Feld. Alle anderen sind in den letzten Jahren nur Formel gefahren. Ich bin in den letzten Jahren nur Autos mit Dach gefahren, das ist schon ein Unterschied.

Ihr Vater ist auch Rennen gefahren. Sie haben erzählt, dass Sie Ihre Kindheit auf den Strecken verbracht haben. Da gab es ja quasi keine andere Wahl, als einmal selbst hinter dem Steuer zu sitzen.

Doch, eine Wahl hatte ich natürlich (lacht). Ich war nicht von Anfang an Feuer und Flamme, das hat sich mit der Zeit entwickelt. Seit ich zehn bin, wollte ich dann auch unbedingt in den Motorsport. Ich habe viel ausprobiert, aber das war die einzige Sportart, bei der ich hängen geblieben bin, für die ich brenne.

Der Motorsport ist männerdominiert. Mussten Sie sich am Anfang Ihrer Karriere mit vielen Vorurteilen rumschlagen?

Die Vorurteile gibt es immer noch. Ich habe gezeigt, dass ich schnelle Rennen fahren kann. Natürlich gibt es aber auch Misserfolg im Sport. Wenn es einen Misserfolg gibt, fühlen sich viele vielleicht bestätigt und denken sich: Ist ja eh eine Frau, das passt ja. Wenn man Erfolg hat, ist das umso wertvoller. Weil das viele vielleicht gar nicht erwartet haben. Wenn in einer Serie ein paar Männer hinterherfahren, interessiert das keinen. Wenn die Frauen aber hinterherfahren, heißt es gleich: Ich wusste es doch.

Im Alter von 16 sind Sie Formel 4 gefahren, unter anderem auch gegen Mick Schumacher.

Das war ein starker Jahrgang. Viele fahren immer noch Formel 3, Formel 2, einige sogar in der Formel 1. Für mich war das sehr hart. Im Kart war ich immer gut, im Formel-Bereich habe ich mich dann schwerergetan. Es gab über 30 Starter, viele Anwärter für den Profibereich. Ich bin relativ klein, anfangs war das auch eine Hürde. Aus dieser Zeit habe ich aber definitiv viel gelernt.

Sie sind in den GT-Bereich gewechselt, ist die Nordschleife am Nürburgring Ihre Motorsport-Heimat?

Für mich ist die Nordschleife die beste Rennstrecke auf der Welt. Was es dort gibt, gibt es nirgendwo anders. Die Fans, der Mythos, die Stimmung, sobald man den Nürburgring betritt. Das ist ein ganz spezielles Gefühl, anders als auf anderen Rennstrecken. Selbst bei kleineren Rennen ist immer extrem viel los, die Menschen brennen für den Nürburgring. Für mich ist es auch eine Hassliebe (lacht). Es kommt auch oft vor, dass das ganze Rennen nur aus »Code 60« besteht. In gewissen Sektionen darf dann nur 60 km/h gefahren werden, das ist frustrierend. Dadurch, dass die Strecke so lang ist, kannst du auch in der Sonne fahren und in einem anderen Abschnitt regnet es dann und du siehst es vorher nicht.

Nun geht es wieder zurück in den Formel-Bereich. Mussten Sie lange drüber nachdenken, als das Angebot kam, in der »F1 Academy« zu fahren?

Ich war erst zwiegespalten, weil ich nicht so die Formel-Fahrerin bin. Ich muss also quasi noch mal von vorne angefangen. Aber so eine riesige Chance muss man natürlich nutzen. Wenn der Name Formel 1 dahintersteht, wird es eine große Sache. Es wird auch finanziell ordentlich unterstützt und derzeit gebe ich alles dafür, dass es für mich persönlich und das Team gut wird. Für ART sind schon Champions wie Lewis Hamilton gefahren, das ist ein cooles Gefühl und eine riesige Ehre, dass so ein Team mich anspricht. Und natürlich auch ein gewisser Druck (lacht). Aber ich träume nicht von der Formel 1. Für mich ist das eine super Chance, gesehen zu werden und mir die ein oder andere Türe zu öffnen. Ich bleibe auch weiterhin dem GT-Bereich treu. Das Ziel ist es, Profirennfahrerin zu werden.

Wie sehen Sie die Chance von einer Frau als Fahrerin in der Formel 1?

Die Serie bedeutet nicht, dass es in drei Jahren automatisch die erste Formel-1-Fahrerin gibt. Aber es ist ein Anfang, Frauen dorthin und so nah wie möglich ranzubringen. Und irgendwann wird es eine Frau geben, die es schafft. Sonst wurde immer viel geredet, jetzt wurde endlich auch was gemacht. Die Serie gibt uns Sichtbarkeit und eine exzellente Förderung.

Sie sind noch jung, aber haben im Motorsport schon viel erlebt. Welche Ziele haben Sie noch?

Mein Ziel ist es, auf der Nordschleife die erste Frau zu sein, die unter acht Minuten fährt. Abgesehen von der Nordschleife bin ich davon weggegangen, mich auf irgendetwas zu versteifen. Die »F1 Academy« habe ich beispielsweise auch nicht kommen sehen. Ich gebe immer mein Bestes, und freue mich auf Herausforderungen.

NICO-MARIUS SCHMITZ

(sid). Er war Jugend-Europameister, holte Bronze bei der Junioren-WM und stand mit Hannover im Pokalfinale - doch richtig berühmt wurde Timo Kastening erst durch einen der kuriosesten Momente der jüngeren Länderspielgeschichte. »Wie heißt du?«, hatte der damalige Bundestrainer Christian Prokop den EM-Debütanten vor laufenden Kameras während des deutschen Turnier-Auftakts gefragt. Millionen TV-Zuschauer schmunzelten. Auch Kastening nahm es mit Humor. Netter Nebeneffekt von Prokops Fauxpas: Der Name Kastening war in aller Munde und ist seitdem nicht bloß Handballfans ein Begriff.

Drei Jahre später sind die Augen bei der Nationalmannschaft endlich wieder auf den kleinen Flügelflitzer von der MT Melsungen gerichtet. Mit den Länderspielen in Schweden am Donnerstag (18.35 Uhr/sportschau.de) und gegen Spanien am Sonntag (15.35 Uhr/ARD) feiert Kastening seine Rückkehr nach langer Leidenszeit. Erstmals nach seinem Kreuzbandriss im April 2022 lud DHB-Coach Alfred Gislason den Linkshänder wieder ein. Kastening brennt auf sein Comeback und will sich mit Nachdruck für die großen Aufgaben im kommenden Jahr empfehlen. »Natürlich stehen für mich die Heim-EM 2024 und die Olympischen Spiele klar im Fokus. Dafür lohnt es sich total, den A... aufzureißen«, erzählte Deutschlands Handballer des Jahres 2019 kürzlich der »Handballwoche«. Bei den kommenden Highlights wolle er »unbedingt« dabei sein, betonte Kastening, der die WM im Januar verpasst hatte.

Die Phase nach schwierigen Monaten, in der auch eine Autofahrt unter Alkoholeinfluss publik wurde und er seinen Führerschein abgeben musste, betrachtet der 27-Jährige als einen »Neuanfang«. Während der Verletzungspause habe er gemerkt, »wie wichtig und wie großartig Handball für mich ist«, sagte Kastening: »Mit der Freude war das so eine Sache, es gab diese erste und schwere Verletzung, ich hatte die Dummheit mit dem Führerscheinverlust begangen und auch privat lief es nicht rund damals.« Es sei »Zeit für eine Trendwende« gewesen.

Dass ein Kastening in Topform fürs deutsche Team eine Bereicherung wäre, steht außer Frage. Mit seinen blitzschnellen Tempogegenstößen erinnert der gerade einmal 1,80 m große Rechtsaußen an Speedy Gonzalez, der es liebt, dem Gegner in der Abwehr die Bälle zu stibitzen, um sie vorne in leichte Tore umzumünzen. »Der Timo schleicht sich da unten immer von 1,50 Meter irgendwo raus und klaut dann den Ball. Der macht es überragend«, sagte der frühere DHB-Kapitän Uwe Gensheimer einmal über Kastening - und beschrieb damit genau jene Fertigkeiten, die sie sich beim Verband auch jetzt wieder von dem Rechtsaußen erhoffen.

imago1010763087h_260423_4c
Timo Kastening will sich bei seinem Comeback für die kommenden großen Aufgaben empfehlen. © IMAGO

Auch interessant