Niederlage als Mutmacher

Wieder verloren, aber diesmal überzeugt: Die DHB-Männer betreiben in Spanien Wiedergutmachung. Im WM-Countdown hat Bundestrainer Alfred Gislason dennoch viel Arbeit vor sich.
Für Alfred Gislason überwog das Positive. »Es war ein Auftritt, der etwas optimistischer macht«, sagte der Bundestrainer am Ende einer sehr lehrreichen Woche mit »Höhen und Tiefen«. Zwar hatten die deutschen Handballer auch ihren zweiten WM-Härtetest verloren, doch die Spielweise beim 31:32 (13:13) in Spanien diente dem Isländer als Mutmacher.
»Es war eine sehr, sehr gute Leistung«, bekräftigte Gislason am Sonntag auf der zweistündigen Fahrt von Jaen zum Flughafen Malaga: »Wir gehen mit mehr Selbstvertrauen aus der Woche.« Auch Linkshänder Kai Häfner, mit neun Toren bester Schütze gegen den Olympia-Dritten, beobachtete »die richtige Reaktion« nach dem »wirklich schlechten Spiel am Donnerstag«.
Das 33:37 gegen Europameister Schweden hatte an der deutschen »Ehre gekratzt«, wie Johannes Golla einräumte. In Andalusien zeigte die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) am Samstag aber ein ganz anderes Gesicht. »Wir können mit einem viel besseren Gefühl auf die nächsten Aufgaben blicken«, sagte Kapitän Golla, der zusammen mit Julian Köster im Innenblock überzeugte. Auch in der Offensive fand Deutschland im letzten Länderspiel des Jahres spielerische Lösungen. Das Aufeinandertreffen im EHF EURO Cup endete dennoch mit der fünften DHB-Niederlage gegen Spanien in Folge: Kreisläufer Tim Zechel vergab in den Schlusssekunden mit einem Lattentreffer die Chance auf den Ausgleich. »Wir hätten sogar den Sieg verdient gehabt«, fand Gislason.
Und so mischte sich drei Monate vor Beginn der Weltmeisterschaft in Polen und Schweden (11. bis 29. Januar) in die berechtigte Zuversicht ebenso berechtigter Ärger. Axel Kromer fand angesichts der Schlussphase, in der Deutschland einen Zwei-Tore-Vorsprung noch herschenkte, deutliche Worte. »Es wäre wichtig, gegen große Mannschaften auch mal zu punkten«, forderte der DHB-Sportvorstand. Die Mannschaft habe »weitere Schritte zu gehen«, Handball sei schließlich ein »Ergebnissport, wir hätten gern gewonnen«.
Grund zur Euphorie gibt es keineswegs. Die im Resultat identischen, aber praktisch ganz unterschiedlichen Spiele gegen die Weltklasse-Teams geben nur schwer Aufschluss darüber, wo die deutsche Mannschaft steht. Klar ist: Unerklärliche Schwächephasen wie gegen Schweden dürfen nicht wieder vorkommen. Es braucht mehr Konstanz. Ähnlich wie gegen die Spanier, die am Ende aber - mal wieder - ausgebuffter waren.
»Es war wichtig zu sehen, wie die Jungs auf unsere deutliche Kritik nach dem ersten Spiel reagiert haben«, sagte Gislason und glaubte, im Aufbau der Mannschaft »ein großes Stück weitergekommen« zu sein. Bis zur WM hofft er noch auf die Rückkehr einiger verletzter Spieler. So dürfte Fabian Wiede wieder fit werden, auch bei Julius Kühn besteht nach dessen Knöchelbruch noch Hoffnung.
Gislason versammelt sein Team erst wieder kurz vor Weihnachten in Barsinghausen. Nach zwei weiteren Tests gegen Island am 7. und 8. Januar wartet dann die WM-Vorrunde mit Katar, Serbien und Algerien. Spätestens dann müssen die Ergebnisse wieder stimmen.
Spanien: Beste Werfer: Figueras 8, Gomez Abello 7/6. - Deutschland: Klimpke (Wetzlar), Wolff (Kielce) - Häfner (Melsungen) 9, Golla (Flensburg) 6, Knorr (Rhein-Neckar) 4, Schiller (Göppingen) 4/4, Zerbe (Lemgo) 3, Weber (Magdeburg) 2, Köster (Gummersbach) 1, Mertens (Magdeburg) 1, Witzke (Leipzig) 1, Ernst (Leipzig), Groetzki (Rhein-Neckar), Semper (Flensburg), Steinert (Erlangen), Zechel (Erlangen). - Schiedsrichter: Karim Gasmi/Raouf Gasmi (Frankreich). - Zuschauer: 4200. - Strafminuten: 4/10.