Noch ist nichts erreicht

(sid). Uli Hoeneß genoss den »wunderbaren Abend« im Schatten des Eiffelturms still auf einer weißen Couch, Oliver Kahn seinen »schönsten Valentinstag« auch ohne Ehefrau Svenja mit einem kleinen Münchner Hellen im Stehen: Zu Risotto, kalten Kanapees und Törtchen ging es beim FC Bayern eher nüchtern zu. Noch, das wussten die Stars um Torheld Kingsley Coman im schmucklosen Ballsaal Orsay des noblen Hotels Pullman, ist nichts erreicht.
Zu beeindruckend war die Show von Zauberer Kylian Mbappé.
Mit dem eingewechselten Wunderstürmer sei Paris St. Germain »eine ganz andere Mannschaft« gewesen, stellte Ehrenpräsident Hoeneß weit nach Mitternacht ehrfurchtsvoll fest. Auch Vorstandschef Kahn mahnte bei seiner Rede auf dem »Get together« mit Fans, Sponsoren und VIPs wie SPD-Chef Lars Klingbeil ein wenig erschrocken, man habe ja »gesehen, was dieser absolute Ausnahmespieler auslöst«.
Mbappé, gerade erst von einer Blessur am Oberschenkel genesen, verkörpere »Extraklasse«, urteilte Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Der WM-Torschützenkönig hätte dem deutschen Rekordmeister den wichtigen 1:0 (0:0)-Erfolg im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League mit seiner unwiderstehlichen Wucht beinahe noch entrissen. Favorit aufs Weiterkommen? »Paris St. Germain, wie immer«, sagte Mbappé mit entschlossenem Blick.
Duelle »auf diesem Niveau - da entscheiden Hundertstelsekunden, da entscheiden Millimeter und kleinste Fehler über Sieg oder Niederlage«, rief Kahn den abgekämpften Profis zu und forderte: »Diese Leistung müssen wir mitnehmen ins Rückspiel« am 8. März und in die Liga, wo es »jetzt richtig zur Sache« gehe: »Wir wissen, da draußen warten sie darauf, dass wir auch mal straucheln, und den Gefallen wollen wir niemandem tun!«
Bei Trainer Julian Nagelsmann war die Botschaft nach dem »Ritt auf der Rasierklinge« angekommen. Der Sieg, die lange Dominanz, das Tor von PSG-Spezialist Coman (53.) - alles schön und gut, aber »es heißt nicht, dass wir die Beine hochlegen müssen«.
Nur Coman vergaß seine Wadenprobleme und geriet in seiner Geburtsstadt für einen Moment ins Schwärmen. Träumen, auch vom Finale in Istanbul am 10. Juni und dem Henkelpott, sei erlaubt, »wir können viel schaffen, wenn wir so spielen«, meinte der 26-Jährige, der die Bayern schon im Finale 2020 gegen seinen Ex-Klub ins Glück geschossen hatte. Allerdings: In drei Wochen werde es »noch schwieriger« - wegen Mbappé, der dann starten wird. Beim jüngsten Rendezvous in München traf der Torgarant im April 2021 doppelt - die Bayern verloren 2:3 und scheiterten nach dem 1:0 in Paris im Viertelfinale. Damit sich Geschichte trotz abgeschaffter Auswärtstorregel nicht wiederholt, schwor Joshua Kimmich seine Kollegen noch in der Kabine auf die »harte Aufgabe« ein.
Trotz all des Mahnens und Warnens: Stolz waren die Bayern schon auf ihren Coup. »Hier in Paris muss man erst mal gewinnen«, rief Kahn verzückt, nach einer kurzen Nacht twitterte er mit Zwinkersmiley: »Einen schöneren Valentinstag hatte ich noch nie.«
Für den zuletzt angespannt wirkenden Nagelsmann, im Vorjahr krachend im Viertelfinale an Außenseiter FC Villarreal gescheitert, war es der bislang größte Sieg mit den Bayern. »Der Trainer wird ständig infrage gestellt, wo er überhaupt nicht infrage gestellt werden kann. Das ist komisch«, sagte Salihamidzic, »man hat gesehen, dass Mannschaft und Trainer gut harmonieren.« Das werde auch im Rückspiel so sein, wenn er den nach seiner Gelb-Roten Karte gesperrten Benjamin Pavard ersetzen muss. Salihamidzic hat für diesen Fall vorgesorgt und im Winter die Alternativen Joao Cancelo und Daley Blind beschafft.
Dienstag
AC Mailand - Tottenham 1:0
Paris St. G. - B. München 0:1
Mittwoch
FC Brügge - B. Lissabon
B. Dortmund - FC Chelsea
21. Februar (21 Uhr)
Eintr. Frankfurt - SSC Neapel
FC Liverpool - Real Madrid
22. Februar (21 Uhr)
RB Leipzig - Manchester City
Inter Mailand - FC Porto
Rückspiele: 7./8. und 14./15. März.