Perez nutzt die Gunst

(sid). Max Verstappen schnaubte. Ganz freundlich hatte ihn gerade jemand daran erinnert, dass der WM-Titel dann ja am kommenden Sonntag in Japan perfekt gemacht werden könne. »Ach«, sagte Verstappen bloß, darum gehe es doch gar nicht: »Der Titel sollte kein Problem sein, wir haben einen großen Vorsprung. Aber ich will immer gute Rennwochenenden haben!
«
Und dieses Rennwochenende in Singapur sei eben »wirklich schrecklich« gewesen. Der Weltmeister hatte am Samstag über sein Red-Bull-Team geschimpft, am Sonntag dann im zähen Verkehr festgesteckt, sich dazu übel verbremst - und am Ende stand nur Platz sieben. Die Titelparty war damit vertagt, und das Feuerwerk am Nachthimmel knallte nur für seinen Teamkollegen Sergio Perez. »Frustrierend« sei das alles gewesen.
Perez also gewann einen langweiligen, verregneten Grand Prix im Stadtstaat vor dem Ferrari-Duo Charles Leclerc und Carlos Sainz, weite Teile des Rennens verbrachte das Feld hinter dem Safety Car.
Über die Zahlen wollte Verstappen dann gar nicht mehr viel reden, dabei sind die ja weiterhin sehr erfreulich für ihn: In Japan eröffnet sich die nächste Chance, dann kann er seinen zweiten WM-Titel sogar erstmals aus eigener Kraft holen.
Leclerc und Perez verkürzten ihren Rückstand zwar auf 104 beziehungsweise 106 Punkte. Gewinnt Verstappen aber in Suzuka inklusive Bonuspunkt für die schnellste Runde, dann kann ihn an den vier folgenden Rennwochenenden niemand mehr abfangen. In Singapur durfte erstmal Perez feiern. Sein vierter Grand-Prix-Sieg wackelte noch eine Weile, die Rennkommissare gaben letztlich aber nur eine milde Strafe für ein Fehlverhalten des Mexikaners hinter dem Safety Car.
Sebastian Vettel, mit fünf Erfolgen noch immer Rekordsieger in Singapur, ergatterte bei seinem letzten Auftritt im Nachtrennen als Achter immerhin mal wieder Punkte im Aston Martin. Mick Schumacher war erstmals in Singapur am Start und lange ordentlich unterwegs. Eine unverschuldete Kollision mit George Russell im Mercedes warf ihn letztlich aber zurück auf Rang 13. Auf einen neuen Vertrag bei Haas wartet Schumacher weiterhin.
Für Verstappen indes hatte sein Geburtstagswochenende schon mit einigen Pannen begonnen. Am Freitag, seinem 25. Ehrentag, verpasste er viel Trainingszeit, weil sein Team schier endlos am Setup herumschraubte. Am Samstag dann lag er auf abtrocknender Strecke im Qualifying zwar auf Bestzeitkurs - doch Red Bull hatte sich verkalkuliert: Verstappen ging auf der letzten schnellen Runde das Benzin aus.
Der Niederländer schimpfte lautstark und öffentlich, »inakzeptabel« und »beschissen« sei ein solcher Fehler. Und am Sonntag folgte gleich das nächste Unheil. Zunächst von oben und für alle: Starkregen sorgte für eine Verschiebung des Starts um eine Stunde. Und dann für Verstappen selbst: Mit dem achten Startplatz hatte er ohnehin bereits gehadert, die ersten Runden allerdings absolvierte er dann sogar außerhalb der Top 10. Gleich auf den ersten Metern fiel er zurück, »da habe ich mich in eine noch schlechtere Position gebracht.«
An der Spitze eroberte sein Teamkollege Perez derweil die Führung, setzte sich knapp vor Leclerc und Sainz. In einem durch virtuelles und echtes Safety Car fünfmal ausgebremsten Rennen wurde es dann langatmig. Verstappen kam in dieser Phase kaum mal voran, und fiel dann durch einen schweren Verbremser auch noch weit zurück. Er kämpfte sich dann noch einmal in die Top 10 - aber Spaß habe das nicht gemacht, sagte er später.
