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Profifußball vor Zerreißprobe

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Oliver Leki (l.) und Axel Hellmann brauchen eine Zweidrittelmehrheit für ihren umstrittenen Investorenplan. © DPA

(sid). Wenn am Mittwochnachmittag im Raum »Skyloft« die Entscheidung über den Milliardendeal verkündet wird, könnte sich rasch ein heftiges Gewitter am Fußball-Himmel entladen. Der Streit um den Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL), den die Bosse der 36 Profiklubs ab 11.30 Uhr im Sheraton-Hotel am Frankfurter Flughafen final austragen, ist längst zur Zerreißprobe eskaliert.

Dass sich der Investoren-Zoff wie ein Spaltpilz durch den Profifußball frisst, haben die letzten Tage vor der mit Spannung erwarteten Abstimmung deutlich gemacht. Die Gegner des Geschäftsmodells, das zwei Milliarden Euro in die Kassen spülen soll, sind in die Offensive gegangen. Nach dem FC St. Pauli verschärfte vor allem der 1. FC Köln den Ton und positionierte sich »entschieden« gegen die DFL-Pläne. Zahlreiche weitere Klubs sollen eine ähnliche Haltung haben.

Passend zu der Kritik wurden zuletzt immer mehr fragwürdige Details der anvisierten Vereinbarung bekannt, die in erster Linie die Ängste der Fans vor der Einflussnahme eines Geldgebers und der weiteren Zementierung der sportlichen Kräfteverhältnisse geschürt haben. Angesichts der unübersichtlichen Gemengelage erscheint es völlig offen, ob die nötige Zweidrittelmehrheit zugunsten des Investorenplans zustande kommt.

Die Skeptiker spielen allerdings mit dem Feuer. Denn sollte der von den DFL-Interimsbossen Axel Hellmann und Oliver Leki in den vergangenen Monaten vorangetriebene Deal scheitern, haben einige Topklubs bereits die Drohkulisse einer Abspaltung der Bundesliga vom Rest und dem damit einhergehenden Ende der »Subventionen« für die kleineren Vereine entworfen.

Dass Leki ein Votum jenseits der Zweidrittelmarke im Sinne eines breiten Konsens als nötig betrachtet und nun auch noch die Drittligisten ihr Stück vom Kuchen abhaben wollen, macht die Ausgangslage nicht einfacher. Auch die Meinungen von Finanzexperten, deren zahlreiche Einlassungen kein klares Bild hinsichtlich Chancen und Risiken zeichnen, hilft nicht weiter.

Dazukommen die umfangreichen Proteste von Fangruppen, die eine Zustimmung für einige Vereinsbosse erschweren. Es wird mit einer geheimen Abstimmung gerechnet, damit die Klubs in der Öffentlichkeit nicht als Befürworter oder Gegner ausgemacht werden können. Leki lässt keinen Zweifel daran, was er von fehlender Transparenz hält: »Ablehnung ist auch in Ordnung, das muss man dann aber auch sagen.«

Neben den Kölnern hat das auch Pauli-Präsident Oke Göttlich getan. Er will beantragen, die Entscheidung über die Aufnahme von Verhandlungen mit den vier potenziellen Investoren zu verschieben. Das wäre allerdings auch nicht im Sinne von Leki und Hellmann, die bereits einen zeitlichen Ablauf vorgelegt haben. Schon bei einer weiteren Versammlung Anfang oder Mitte Juli ist das grüne Licht für den ausgewählten Geldgeber angepeilt.

Laut dem Plan soll der Investor 12,5 Prozent der Anteile einer Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, über 20 Jahre erwerben. Dadurch sollen zwei Milliarden Euro erlöst werden, die in erster Linie (750 Millionen Euro) in die Zentralvermarktung und den Aufbau einer Streamingplattform gesteckt werden sollen. 300 Millionen Euro sollen zur freien Verwendung an die Klubs gehen (getreu dem derzeit geltenden Verteilerschlüssel), der Rest ist zweckgebunden für Investitionen in die Infrastruktur.

Das Modell ist nicht ohne Risiko: Für die erhofften zwei Milliarden Euro müssten die Klubs für die Dauer des Vertrags auf 12,5 Prozent ihrer Medienerlöse zugunsten des Kapitalgebers verzichten. Selbst bei einem moderaten Wachstum der Einnahmen (derzeit knapp 1,3 Milliarden pro Saison aus In- und Ausland) wären das über zwei Jahrzehnte gesehen deutlich mehr als drei Milliarden - also ein Verlustgeschäft.

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