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Rekabi unter Druck?

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Elnaz Rekabi bei ihrer Rückkehr in Teheran. © AFP

(sid). Voller Hoffnung auf eine neue Galionsfigur für ihre Proteste gegen das iranische Mullah-Regime waren viele Dutzend Menschen zum Teheraner Flughafen gepilgert. »Elnaz ist eine Heldin«, skandierten in der Menschenmenge auch zahlreiche Frauen ohne Kopfbedeckung. Der Auftritt der Sportkletterin Elnaz Rekabi in der Ankunftshalle beseitigte nach dem Wirbel um ihren ohne Hidschab absolvierten Wettkampf in Seoul indes nur die größten Zweifel an ihrer körperlichen Unversehrtheit.

Stunden nach Rekabis Ankunft übermittelte das Internationale Olympische Komitee Garantien der iranischen Sportführung für die Sicherheit der Athletin und versicherte, »die Situation in den kommenden Tagen und Wochen genau zu beobachten«. Die weltweiten Befürchtungen um Rekabis Wohlergehen blieben jedoch bestehen.

Daran änderte weder das IOC-Statement noch die Erklärung der 33-Jährigen im iranischen Staatsfernsehen etwas. Rekabi hatte nach der Landung in der Heimat ihr Bedauern über die Abläufe in Südkorea ausgedrückt und damit im Kern die abwiegelnde Mitteilung auf ihrem Instagram-Kanal zum »unabsichtlichen Versehen« beim Verzicht auf den Hidschab wiederholt.

Für Irans Kritiker aber stand Rekabi, die von Familienangehörigen begrüßt wurde, bei ihren Aussagen eindeutig unter Druck des Regimes. »Die Sorgen um ihre Sicherheit bleiben«, teilte das New Yorker Zentrum für Menschenrechte in Iran CHRI umgehend mit. Nach Ansicht der britischen Amnesty-International-Botschafterin Nazanin Boniadi kann Rekabi ihre Aussagen nicht freiwillig gemacht haben: »Es ist eindeutig gewesen, dass Elnaz Rekabi zu ihrem Statement von den Behörden, die fortlaufend erpresste Bekenntnisse im Fernsehen benutzen, gezwungen worden ist.« Tatsächlich erschien die Ähnlichkeit von Rekabis TV-Erklärung mit dem konstruiert wirkenden Instagram-Posting vom Dienstag als zu groß für einen Zufall. »Aufgrund der Atmosphäre, die im Finale des Wettbewerbs herrschte, und der unerwarteten Aufforderung, meinen Lauf zu starten, habe ich mich mit meiner technischen Ausrüstung verheddert, und das hat dazu geführt, dass ich den Hidschab nicht wahrgenommen habe, den ich hätte beachten sollen«, sagte Rekabi. Die Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen litt zusätzlich durch eine betont nachdrückliche Entschuldigung »bei den Menschen in Iran für die durch mich verursachten Spannungen. Ich bin friedlich, bei bester Gesundheit und wie vorgesehen nach Hause zurückgekehrt«.

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