Rekordjagd fällt aus
(sid). Eigentlich hatte Florian Wellbrock Großes vor in Rom. Fünf Medaillen bei fünf Starts: Was bei der WM in Budapest historisch gut war, sollte auch bei den Europameisterschaften in der Ewigen Stadt möglich sein. Doch eine Corona-Infektion hat den Schwimm-Olympiasieger aus der Bahn geworfen. Das EM-Programm wird reduziert, die Rekordjagd fällt aus.
»Da ist definitiv Zeit verloren gegangen. Inklusive WM und der Vorbereitung habe ich sechs bis sieben Wochen nicht richtig trainiert«, sagte Wellbrock vor dem EM-Auftakt am Donnerstag: »Das merke ich aktuell im Training sehr deutlich.« Dennoch lässt sich der deutsche Schwimmstar die EM im Weltrekordbecken des Foro Italico, wo Paul Biedermann vor 13 Jahren mit Fabelzeiten die Schwimmwelt auf den Kopf stellte, und im Meer vor Ostia nicht nehmen. Zunächst war Wellbrock über alle seine Strecken gemeldet, am Mittwoch verzichtete er auf den Start über 800 m Freistil ab Freitag: »Wir entscheiden von Tag zu Tag und von Rennen zu Rennen, was wir machen und wie wir vorgehen.«
Sein Trainer Bernd Berkhahn hatte den Rückzug bereits angedeutet, um »mehr Zeit für die Vorbereitung« auf die 1500 m am Montag und Dienstag zu haben. Denn sein Schützling sei zwar wieder »voll belastbar«, aber nicht bei »vollen Kräften«.
Eigentlich wollte Wellbrock das Duell mit seinem Rivalen Gregorio Paltrinieri in dessen Heimat spektakulär fortsetzen. Bei Olympia vor einem Jahr in Tokio hatte der Magdeburger den Italiener zweimal hinter sich gelassen - bei Bronze über 1500 m und Gold über 10 km. Bei der WM vor sechs Wochen konterte Paltrinieri und nahm Wellbrock die Titel über beide Strecken ab. Der 1500-m-Weltrekord des Chinesen Sun Yang von 2012, den Paltrinieri in Budapest knapp verpasste, könnte in Rom geknackt werden, mutmaßte Berkhahn. Nur leider nicht von Wellbrock. »Die Vorbereitung reicht sicher nicht für den Weltrekord«, meinte der Trainer, »ich hoffe aber, dass er mitspielen kann.«
Im EM-Becken sind 28 deutsche Schwimmer am Start, deutlich mehr als bei der WM (zehn). Aber auch acht weniger als urprünglich geplant - wegen Absagen aus gesundheitlichen oder Studiengründen. Vor allem junge Talente sollen internationale Erfahrung sammeln.