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Riesige Fußstapfen

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Zugang Luca Pellegrini, hier noch im Juve-Trikot, könnte am Sonntag schon sein Debüt für die Eintracht geben. © IMAGO

Luca Pellegrini ist von Eintracht Frankfurt als Ersatz für Filip Kostic geholt worden. Klar ist: Der Italiener interpretiert die Rolle auf der linken Seite ganz anders. Er könnte am Sonntag sein Debüt geben.

Mit Italienern verbindet Eintracht Frankfurt wenig Gutes, höchstens noch mit jenen, die leckere Pasta und vollmundige Weine auf ihrer Karte anbieten. Aber Fußball spielende Italiener? Das war bisher keine Erfolgsgeschichte beim Klub aus dem Herzen Europas. Es gab da mal den in Gießen geborenen Giovanni Speranza, der aus der eigenen Jugend entwuchs und zweimal in der 2. Liga für die Frankfurter spielen durfte (2001/02) sowie, noch früher, Marco Rossi.

Der heutige Nationaltrainer der ungarischen Auswahl verteidigte in der Saison 1996/97 15-mal für die Frankfurter - damals relativ erfolglos. In diesen Tagen heuerte dort der dritte Italiener im Eintracht-Dress an, verbunden mit der Hoffnung, dass er, Luca Pellegrini, mehr Positives beisteuern wird als seine italienischen Vorgänger.

Der Mann für die linke Seite, 23, war Teil der Verhandlungsmasse um Starspieler Filip Kostic, der sich bekanntlich Juventus Turin anschloss, während Pellegrini für eine Saison auf Leihbasis den umgekehrten Weg einschlägt. »Filip hat in Frankfurt eine sehr erfolgreiche Zeit erlebt«, lässt Pellegrini bei seiner Vorstellungs-Pressekonferenz am Donnerstag übersetzen. Und er, der Neuzugang, werde nun eben versuchen daran anzuknüpfen. Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche schwärmte dann auch prompt gegenüber dem »Kicker« von seiner aktuellsten Errungenschaft auf dem Transfermarkt. Pellegrini habe nämlich eine »extrem hohe Geschwindigkeit«, sei technisch gut und könne sowohl die defensive wie die offensive Rolle auf links bearbeiten. »Luca«, so Krösche, »interpretiert die Rolle anders als Filip, weil er spielerisch andere Fähigkeiten hat. Filip war gradlinig, ging bis zur Grundlinie durch und flankte. Luca kombiniert mehr, zieht auch mal nach innen oder spielt einen tiefen Ball ins Zentrum.« Außerdem schieße er »super Standards«. Erstaunlich viel Lob.

Der erste Eindruck im neuen Umfeld sei jedenfalls positiv, berichtet der Italiener. In Frankfurt sei er schließlich »sehr gastfreundlich« empfangen worden, vor allem von Franco Lionti, ebenfalls Italiener, Zeugwart und seit vielen, vielen Jahren die gute Seele des Teams. Lionti habe ihm, Pellegrini längst auch ein bisschen die Stadt gezeigt.

Abwehr vor Angriff

Ernsthaft erwartet bei der Eintracht nun wohl niemand, dass Pellegrini künftig und vor allem sofort den Kostic gibt, also das Eintracht-Spiel absolut dominiert. Sehr wohl aber ist der einmalige Nationalspieler als Stammkraft für die linke Seite eingeplant - vermutlich bereits nach nur einer Trainingswoche am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) im Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Christopher Lenz jedenfalls nutzte zuletzt seine Chancen nicht.

»Mein Ziel und meine Aufgabe ist es, immer bereit zu sein.« Selbst wenn Coach Oliver Glasner einen Torwart brauche, »dann würde ich das auch spielen«. Luca Pellegrini schmunzelt in diesem Moment, dann lacht er, und überhaupt macht er bei seinem ersten Auftritt einen lockeren und freundlichen Eindruck. Die Eintracht wird ihr Spiel anpassen müssen auf den Zugang, der längst nicht mit so viel Offensivdrang unterwegs ist wie Kostic. Pellegrini, der in der Jugend zwar noch als Stürmer auflief, hat sich zu einem manierlichen Verteidiger entwickelt, der, ganz die italienische Fußballschule, über ein sauberes Passspiel und ein ausgeprägtes taktisches Verständnis verfügt. »Ich bin daran gewöhnt, eher defensiv zu spielen«, sagt der Spieler, »aber bringe auch Eigenschaften für die offensive Position auf links mit.« Er wird beide Fähigkeiten benötigen, sollte Glasner weiterhin im 3-4-2-1-System agieren lassen.

Frankfurt ist die erste Auslandsstation für Pellegrini, der bei der AS Roma zum Profi entwickelt, von Juventus für 22 Millionen Euro gekauft und in der Folge zweimal verliehen wurde, an Genua CFC und Cagliari Calcio. In der vergangenen Saison spielte er zwar häufiger für die Alte Dame, Stammkraft aber war er nie. Zudem musste er sich ständig mit Verletzungen herumärgern. »Ich hatte nicht so viel Glück in meiner Karriere«, sagt er, die vergangene Saison sei jedoch eine recht verletzungsfreie gewesen. »Ich habe mein Gleichgewicht gefunden und bin vollkommen fit.«

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