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Russland-Erfahrung eint Farke und Schwarz

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(dpa). Daniel Farke und Sandro Schwarz kennen sich bislang nicht persönlich. Die Herausforderungen für beide Fußball-Trainer sind seit gut einem halben Jahr dabei ähnlich. Im Gegensatz zur Ausnahmesituation, der sich die aktuellen Trainer von Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC im Frühjahr ausgesetzt sahen, muten die aktuellen Aufgaben fast harmlos an:

Die Krisenklubs der vergangenen Bundesliga-Saison wieder auf Erfolg zu trimmen. Im März gingen beide als Trainer in Russland unterschiedlich mit dem militärischen Angriff Russlands auf die Ukraine um.

»Das war eine durch und durch surreale Situation«, sagte Farke nun rückblickend vor dem erstmaligen Aufeinandertreffen mit dem aktuellen Berliner Trainer Schwarz am Freitag (20.30 Uhr/DAZN). Erst im Januar hatte der 45 Jahre alte Farke einen neuen Job bei FK Krasnodar begonnen. Nach Kriegsbeginn verließ Farke Russland sofort, ohne auch nur bei einem Pflichtspiel sein neues Team betreut zu haben. »Das war für mich die richtige Entscheidung«, sagte Farke.

Noch komplizierter war es für Schwarz, der seit 2020 schon bei Dynamo Moskau beschäftigt war. »Es hat sich über die Monate eine sehr enge Bindung entwickelt, zur Mannschaft, zum Staff, zu den Club-Verantwortlichen«, sagte Schwarz vor wenigen Wochen. Zudem habe sich der Club sofort von diesem Angriffskrieg distanziert. »Das war für uns ein sehr wichtiges Signal, weil es für mich unvorstellbar gewesen wäre, dort zu bleiben, wenn von den Club-Verantwortlichen auch nur ansatzweise eine andere Haltung dazu bestanden hätte«, bekräftigte Schwarz, der blieb. Eine Verantwortung für die lieb gewonnenen Spieler und Menschen im Umfeld habe ihn zunächst in Moskau gehalten. »Wenn du mit einem ukrainischen und einem russischen Spieler zusammensitzt und gemeinsam weinst. Dann stellen sich die Dinge anders dar«, sagte der 43-Jährige. »Natürlich spürt man auch die innere Zerrissenheit in sich, weil ich genau wusste, wie die Erwartungshaltung aus der Heimat war«, sagte Schwarz, der das Land erst nach dem 1:2 im Pokalfinale gegen Spartak Moskau im Mai verließ. Farke und Schwarz waren zwei von vielen ausländischen Trainern, die Russland nach Beginn des Angriffskriegs verließen. Der russische Fußball nennt zwar keine Zahlen, allerdings wird dort groß berichtet über jeden, der bleibt oder kommt.

Kontakt zwischen Farke und Schwarz gab es im Frühjahr nicht, sie kennen sich nicht persönlich. Dies wird sich erst heute ändern. Dann zeigt sich, wer bei seiner neuen Aufgabe schon weiter ist. So unterschiedlich beide Trainer in Russland entschieden, so unterschiedlich ist auch ihre Herangehensweise an den Spielstil ihrer Teams. Nach den missglückten Experimenten in Mönchengladbach mit Farkes Vorgängern geht es nun zurück zum Ballbesitz-Fußball früherer Zeiten. Bislang mit Erfolg. Der Saisonstart gelang. »Ich bin mit den Jungs, wie sie es zurzeit interpretieren, extrem zufrieden«, sagte Farke. »Es fühlt sich so eingespielt an, als wäre ich schon ewig hier.« Schwarz kann das in Berlin noch nicht behaupten. Auch wenn die sachliche Art des Mainzers ankommt, fehlt noch der erste Sieg.

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