Russland erschleicht sich eine Lücke
(sid). Das Stadion in Bischkek ist nicht gerade ein Schmuckstück. Die 23 000 Sitzschalen verblasst, die Flutlichtanlage ein altes Stahlmonster. Und doch muss die Fußballwelt am Samstag einen verstohlenen Blick auf die marode Arena in der Hauptstadt Kirgistans werfen. Schließlich hat sich die Nationalmannschaft des zentralasiatischen Landes dafür hergegeben, gemeinsam mit den Russen aufzulaufen.
Als »Freundschaftsspiel« bezeichnet der russische Verband RFU auf seiner Home- page die Partie, mit der sich der Gastgeber der WM-Endrunde 2018 auf der internationalen Bühne zurückmelden will. Tatsächlich ist es die erste Partie des Nationalteams seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine. Eine Lücke im System ist dafür verantwortlich, dass sie überhaupt stattfinden darf.
Denn obwohl russische Nationalmannschaften und Klubs im Februar von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) mit Rückendeckung des Internationalen Sportgerichtshofs CAS gesperrt wurden und der Weltverband FIFA einen WM-Bann ausgesprochen hat, fallen bilateral vereinbarte Testspiele nicht unter diese Regelung. Dafür sehen sich die Verbände nicht zuständig.
Das freut die Russen. Denn die können durch das Spiel gegen den 95. der Weltrangliste die Rückkehr zu einer Art Normalität vorgaukeln. Nach Ansicht von Kritikern wird es den Russen und ihren verbliebenen Freunden dabei ohnehin zu leicht gemacht. Das zeigt auch der jüngste Beschluss des UEFA-Exekutivkomitees. Das Exko verkündete zwar, dass Russland nicht an der Auslosung der Qualifikation zur Europameisterschaft 2024 in Deutschland teilnehmen darf - Belarus wird bei der Ziehung der Gruppen am 9. Oktober in Frankfurt dagegen dabei sein.