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Scheinheilige Debatte?

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Max Verstappen muss sich immer wieder wegen des Überschreitens der Budget-Grenze erklären und wirft der Konkurrenz Heuchelei vor. © IMAGO

Der Budget-Streit nach dem Überschreiten der finanziellen Obergrenze durch Red Bull sorgt vor dem Großen Preis der USA für Spannungen im Fahrerlager.

Max Verstappen spottet über »Heucheleien« der Konkurrenz, Lewis Hamilton fürchtet um die »Integrität« der Formel 1 und hat eine Mehrheit hinter sich: Noch vor dem mit Spannung erwarteten Urteil des Automobil-Weltverbands FIA ist das Rennen um die Deutungshoheit im Budget-Streit der Königsklasse voll entbrannt.

Vor dem Großen Preis der USA in Austin/Texas am Sonntag (21.00 Uhr MESZ/Sky) ist das Zerwürfnis zwischen Red Bull und weiten Teilen der Konkurrenz unübersehbar. Red Bull fühlt sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Die Rivalen fordern harte Sanktionen.

Für den zweimaligen Weltmeister Verstappen ist die Debatte um den Regelbruch in der Saison 2021 scheinheilig. Die Rufe nach harten Sanktionen gebe es vor allem deshalb, »weil wir gut sind. Sie versuchen, uns auf jede erdenkliche Weise auszubremsen«, sagte Verstappen in Austin bei Sky Sports: »Aber so funktioniert die Formel 1 eben auch. Letztlich sind alle ein bisschen heuchlerisch.«

Unstrittig ist: Das Team des Niederländers hat 2021 den Budgetdeckel von 150 Millionen Dollar »geringfügig« überschritten. Uneinigkeit herrscht nun über zwei Kernfragen: Welche Auswirkungen hatten diese Mehrausgaben auf den engen Titelkampf der Vorsaison? Und: Wie soll das Fehlverhalten geahndet werden?

Antworten muss die FIA liefern. Das Urteil besitzt dabei Sprengkraft. Greift die FIA mit voller Härte durch - im Extremfall könnte Verstappen WM-Punkte und dadurch den Titel der Vorsaison verlieren - könnte das die Formel 1 in eine tiefe Krise stürzen. Belässt es die FIA bei einer milden Strafe, schafft sie einen gefährlichen Präzedenzfall.

Allerdings soll die FIA Red Bull bereits das Angebot einer Vereinbarung unterbreitet haben. Demnach soll das Team den Regelverstoß anerkennen und damit einer härteren Strafe entgehen. Bei einer Anerkennung wäre seitens des Rennstalls kein Einspruch mehr gegen das Urteil der FIA möglich. Lehnt Red Bull die Vereinbarung ab, wäre ein Strafmaß in voller Härte denkbar.

»Ich denke, dass es um die Integrität des Sports geht«, sagte Rekordweltmeister Hamilton, der die WM mit acht Zählern Rückstand in einem strittigen Saisonfinale an Verstappen verloren hatte. Wenn die Regeln gelockert werden, so der Mercedes-Star, »würden alle Teams einfach über die Stränge schlagen, Millionen mehr ausgeben und dann nur einen Klaps auf die Hand bekommen«.

Das Konzept des Kostendeckels, der auf Sicht das Feld zusammenführen, die Teams finanziell gesunden und für mehr Chancengleichheit sorgen soll, steht auf dem Spiel. Das »Cost Cap« ist ein hart erkämpfter Konsens in der Formel 1. Auch deshalb fordern Red Bulls Rivalen ein hartes Durchgreifen.

»Wir wollen Klarheit und Fairness. Wir alle wissen, wie stark sich ein, zwei oder drei Millionen Dollar auf die Entwicklung und die Leistung eines Autos auswirken können«, sagte Ferrari-Pilot Carlos Sainz: »Ich hoffe, dass die Strafe, wenn es eine gibt, relativ deutlich ausfällt.« Als wahrscheinlich gilt das nicht. Mutmaßlich läuft es auf eine Geldstrafe für Red Bull hinaus. Auch ein reduziertes Budget, der Ausschluss aus einer oder mehreren Sessions oder Beschränkungen bei Tests könnten theoretisch folgen.

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