Selbst schärfste Kritiker überzeugt

Der FC Bayern startet im DFB-Pokal seine Wiedergutmachungs-Tour. Zuvor haben die Münchner mit der Vertragsverlängerung von Sportvorstand Hasan Salihamidzic eine wichtige Personalie geklärt.
Kritisiert, angefeindet, bedroht - und nun gefeiert: Mit der Vertragsverlängerung von Sportvorstand Hasan Salihamidzic bis 2026 hat Bayern München vor dem Start in die Wochen der Wahrheit ein wichtiges Zeichen gesetzt. Ein weiteres klares Statement des Rekordmeisters soll am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD und Sky) in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Drittligist Viktoria Köln folgen.
»Nachdem wir zwei Jahre nichts, aber mal gar nichts mit dem Pokalsieg zu tun hatten, wollen wir unbedingt mal wieder ins Finale«, betonte Thomas Müller vor dem Start in die Münchner Wiedergutmachungs-Tour. Auch für Trainer Julian Nagelsmann sind die Pokal-Ziele eindeutig. Er könne ja nicht sagen, »wir wollen Zweiter werden. Die Frage beantwortet sich von selbst«.
2021 war der Rekord-Pokalsieger in der zweiten Runde bei Zweitligist Holstein Kiel kläglich gescheitert, in der Vorsaison blamierte sich der FC Bayern beim 0:5 in Gladbach bis auf die Knochen. Auch wenn Nagelsmann in Köln die große Rotation mit fünf Wechseln ankündigte, soll diesmal nichts schiefgehen.
Die Bayern, bei denen gegen die Viktoria auch der lange am Knie verletzte Leon Goretzka vor seinem Comeback steht, fühlen sich für die anstehenden Herausforderungen inklusive Champions League gewappnet. Dies liegt am aktuellen Luxus-Kader, für den in erster Linie Salihamidzic verantwortlich zeichnet.
Mit den spektakulären Verpflichtungen von Sadio Mané oder Matthijs de Ligt sorgte der 45-Jährige für Aufsehen, der Abgang von Robert Lewandowski ist schon jetzt nahezu vergessen. Doch auch mit diversen Verkäufen konnte Salihamidzic deutlich punkten.
Nagelsmann attestierte ihm deshalb am Dienstag erneut einen tollen Job: »Er hat auch in schwierigen Transferphasen sehr gut gearbeitet.« Selbst Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, oft genug scharfer Kritiker seines früheren Teamkollegen, hat seine Meinung revidiert. Er gab Salihamidzic nun nach einem »Super-Transfersommer eine Eins mit Sternchen«.
Auch die öffentliche Wahrnehmung hat sich zuletzt geändert, nachdem »Brazzo« bei vielen Bayern-Fans zum Feindbild mutiert war. Sein Sohn Nick hatte gar von Morddrohungen über die sozialen Medien berichtet.
2017 hatte Salihamidzic als Sportdirektor das Amt von Matthias Sammer und ein schweres Erbe übernommen. Auch zwischen den Vereinspatronen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge tat sich der frühere Profi lange Zeit sehr schwer, »meinen Platz zu finden«. Er habe »Fehler gemacht« und sich »hier und da die Finger verbrannt«, sagte Salihamidzic unlängst der »SZ«. Doch inzwischen merke er, »wie sich der Respekt mir gegenüber verändert«.
So kam es auch wenig überraschend, dass der Münchner Aufsichtsrat die Personalie am Montag bei seiner turnusmäßigen Sitzung einstimmig durchwinkte.