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Sommermärchen 2.0.?

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Philipp Lahm ist in diesen Tagen unterwegs und wirbt für die Fußball-EM 2024 im eigenen Land. © IMAGO

(sid). Allzu viel Zeit haben Philipp Lahm und Co. nicht. Gerade mal 544 Tage liegen zwischen dem Abpfiff der Winter-WM und dem Anpfiff des eigenen Großprojekts - am 14. Juni 2024 fällt in der Münchner Allianz-Arena der Startschuss für die Europameisterschaft in Deutschland. Angesichts der Strahlkraft des Events gehen die Planungen bereits jetzt in die heiße Phase.

Und zumindest Lahm hat schon klare Vorstellungen, wohin die Reise gehen soll.

Nach der skandalumtosten WM in Katar will der Ex-Weltmeister bei der Heim-EM »unsere Werte wieder mehr in den Vordergrund rücken und vor allem das Spiel«, so der Turnierdirektor in seiner Kolumne für das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). »Und ich denke«, ergänzte er, »dass die Leute darauf Lust haben.«

Sowieso wollen die EM-Macher 2024 vieles anders machen als in Katar - und träumen nach dem von vielen nicht bloß sportlich als Tiefpunkt wahrgenommenen WM-Turnier von einem Sommermärchen 2.0. Man müsse, so Lahm, der dieser Tage durch die zehn deutschen Spielorte, »Host Cities« genannt, tingelt, in erster Linie zeigen, »dass wir toller Gastgeber sind und die Leute gern zu uns kommen und danach auch sagen, es war toll in Deutschland, wir hatten Freude. Das muss unser Ziel sein.«

Mit der (Vor-)Freude am bzw. auf den Fußball und seine internationalen Großereignisse, das wissen Lahm und seine Mitstreiter, ist das hierzulande momentan so eine Sache. Die Lust auf die (Männer-)Nationalmannschaft und alles, was mit ihr zu tun hat, hält sich in Grenzen. Es herrscht Katerstimmung. »Wir alle möchten, dass sich bei der Heim-EM wieder ganz Deutschland hinter der Nationalmannschaft versammelt«, so Bundestrainer Hansi Flick zuletzt fast flehentlich. Von einer Euphorie wie sie rund um die Heim-WM 2006 herrschte, ist Deutschland im Winter 2022 jedenfalls (noch) meilenweit entfernt. »Wir brauchen mehr Zusammenhalt und ein Wir-Gefühl«, sagte Lahm dieser Tage etwa in Leipzig. Man müsse dafür »eine Mannschaft finden, mit der sich die Menschen identifizieren können«.

Das Sportliche ist das eine. Mit der EM will der Deutsche Fußball-Bund (DFB) aber auch ein Paradebeispiel für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Sport-Großveranstaltung liefern. Transparenz dürfte dabei eine ebenso große Rolle spielen wie Good Governance und eine angemessene Stakeholder-Beteiligung. »Wir dürfen nicht nur andere kritisieren, sondern müssen mit gutem Beispiel vorangehen«, sagte kürzlich Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International Deutschland.

Nach der höchst umstrittenen WM in Katar ist nun der DFB mit seinen Ausrichterstädten und Partnern gefordert. Das Turnier in anderthalb Jahren soll Maßstäbe setzen. »Für uns ist ganz entscheidend, dass die EM im eigenen Land nachhaltig ist, dass sie die Menschenrechte achtet, dass wir ein gutes Vorbild für die Welt sind«, sagte Innenministerin Nancy Faeser (SPD) anlässlich der Auslosung der Quali-Gruppen im Oktober: »Da wollen wir natürlich mit bestem Beispiel vorangehen.«

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