Unglaublich: 23 von 30

Union Berlin feiert, tanzt und träumt von der Meisterschaft. Doch Trainer Urs Fischer drückt umgehend auf die Euphoriebremse.
Urs Fischer gab in dem großen Freudentaumel den Spielverderber. »Es ist ein Wahnsinn, es ist unglaublich«, schwärmte der Trainer des Sensationsspitzenreiters Union Berlin zwar, dann bremste er aber vehement: »Wir sollten erst mal die 40 Punkte erreichen, bevor wir über ein neues Ziel sprechen.«
Die euphorisierten Fans sahen das naturgemäß ganz anders. »Deutscher Meister wird nur der FCU!«, hallte durch die Alte Försterei, das konnte auch Fischer nicht verhindern. Die Anhänger der Köpenicker träumen vom Titel, seit nunmehr über einem Monat führt der Hauptstadtklub die Bundesliga an - und wird das auch definitiv nach dem elften Spieltag tun. Der Vorsprung auf Verfolger Bayern München liegt bei vier Punkten. »Ja, natürlich verstehe ich es. Aber es ist mir egal«, sagte Fischer über die singende Anhängerschaft. Es sei »doch logisch, dass unsere Fans uns feiern und Lieder anstimmen. Sie dürfen auch träumen, aber wir nicht. Wir sollten unseren Fokus behalten.«
Starke 23 von 30 möglichen Punkten sammelten die Eisernen. Mit ihrer Zweikampfstärke und dem unbändigen Willen rangen sie auch Vizemeister Borussia Dortmund mit 2:0 (2:0) nieder. Janik Haberer traf doppelt (8./21.), das Stadion bebte. Es war die nächste reife Leistung des Fischer-Teams, das in dieser Verfassung kaum zu knacken scheint.
Das weiß auch Edin Terzic. »In erster Linie ist es das, was Spitzenteams ausmacht«, befand der BVB-Coach: »Es ist ein sehr reifer, geschlossener Spielstil. Sie stehen an der Tabellenspitze, weil sie es richtig gut machen. Man muss ihnen ein riesengroßes Kompliment machen.«
Dabei waren es die Westfalen, die Union auf die Siegerstraße brachten. Schlussmann Gregor Kobel rutschte mit dem Ball am Fuß aus, Haberer musste nur noch zur Führung einschieben. »Wenn man oben steht, hat man das Glück vielleicht«, witzelte Unions Timo Baumgartl: »Wir genießen es umso mehr und wehren uns nicht dagegen.«
Das Köpenicker Fußball-Märchen findet seine Fortführung, doch ist Union Berlin wirklich die beste Mannschaft in Deutschland? »Wenn ich auf die Statistik schaue, dann glaube ich: Nein, ist sie nicht«, sagte Fischer: »Wir stehen zwar an erster Stelle, aber wir haben weiter unsere Themen, an denen wir arbeiten müssen.«
Lediglich 29 Prozent Ballbesitz hatten die Eisernen. In der zweiten DFB-Pokalrunde am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky) gegen Zweitligist 1. FC Heidenheim werden die Berliner deutlich häufiger den Ball haben, die Favoritenrolle liegt natürlich beim Tabellenführer. Doch Fischer warnte: »Das wird eine ganz schwere Aufgabe. Wir werden uns am Limit bewegen müssen. Ein Selbstläufer wird das nicht.«