1. Startseite
  2. Sport
  3. Sportmix

Union stürzt von der Spitze

Erstellt:

imago1018252809h_071122_4c
Die Vorentscheidung: Leverkusens Moussa Diaby (l.) nutzt einen Schnitzer von Berlins Torwart Lennart Grill und ist auf dem Weg zum 2:0 für Bayer. © Imago

(sid). Mit verschränkten Armen stand Trainer Urs Fischer im Regen, Manager Oliver Ruhnert verkroch sich auf der Bank unter einer Decke. Die Bruchlandung der Bundesliga-Überflieger von Union Berlin verfolgten die sportlichen Macher ohne sichtbare Emotionen - nebenan feixten die Leverkusener um ihren Coach Xabi Alonso, dem endlich der Befreiungsschlag gelang.

»Das war eine Ohrfeige«, sagte Fischer nach der 0:5 (0:0)-Pleite bei Bayer, mit der das Überraschungsteam nach knapp zwei Monaten von der Tabellenspitze stürzte. Für die extrem schwache Leistung in der zweiten Halbzeit fand der Schweizer klare Worte: »Du darfst nicht so ins offene Messer laufen. Das war für mich Jugendfußball.«

Kapitän Christopher Trimmel nahm die dritte Niederlage in den letzten vier Auswärtsspielen - nur drei Tage nach dem ersten Einzug in die K.-o.-Runde in der Europa League - gelassener: »Das passiert mal. Wir spielen eine grandiose Saison. Wir wussten, dass es mal so Spiele gibt, wo wir eine Packung kriegen. Wir wollen so lange wie möglich da oben bleiben, aber es wird natürlich hart.« Am 11. September hatten die Köpenicker die Tabellenführung übernommen, jetzt mussten sie sie dem Rekordmeister Bayern München überlassen.

Ausgerechnet der Ex-Unioner Robert Andrich (46.) leitete das Debakel ein. Nach einem Ballverlust von Ersatztorwart Lennart Grill erhöhte Moussa Diaby auf 2:0 (56.), nur zwei Minuten später legte der Franzose mit dem dritten Treffer nach. Zudem trafen Adam Hlozek per Hacke (68.) und Mitchel Bakker (76.). »Das war ein Totalausfall in der zweiten Halbzeit«, gab Rani Khedira bei DAZN zu, »das darf uns nur einmal passieren und nie wieder.«

Der Werkself dagegen, am Dienstag aus der Champions League abgestiegen, gelang im achten Spiel unter Alonso endlich der zweite Sieg. Bayer kletterte vom Relegationsplatz auf Rang 14. Andrich mahnte dennoch mit Blick auf der Derby am Mittwoch beim 1. FC Köln: »Wir dürfen jetzt nicht denken, wir schaffen es wieder mit Tralala-Fußball. Wenn wir einfach spielen, sind wir brutal gut.«

Nachdem die erste Hälfte weitgehend ohne Strafraumszenen geblieben war, traf Andrich keine Minute nach Wiederbeginn für die Gastgeber. Dann vertändelte Grill den Ball weit vor dem eigenen Strafraum, Diaby nutzte den Fehler zum 2:0. Damit war der Knoten geplatzt.

Breisgauer im Stil eines Topteams

Christian Streich rieb sich unterdessen die Augen, streckte dann beide Fäuste in die Luft und herzte mit einem Lachen alle, die ihm über den Weg liefen. Der Kulttrainer genoss offenbar ein bisschen ungläubig den historischen Erfolg des SC Freiburg, der in der besten Saison seiner Vereinsgeschichte zum ersten Jäger des neuen Bundesliga-Spitzenreiters Bayern München geworden ist. »Das war ein sehr guter Auftritt von uns. Jeder beteiligt sich daran. Wenn einer mal einen Fehler macht, ist der Nächste da«, sagte Kapitän Christian Günter nach dem 2:0 (0:0)-Sieg am Sonntagabend gegen den 1. FC Köln, den die Breisgauer mit der brutalen Effektivität eines abgeklärten Topteams herausspielten, bei DAZN. Mit 27 Punkten nach 13 Spieltagen steht der Sport-Club, der auch in der Europa League mit dem erstmaligen Achtelfinaleinzug glänzte, so gut da wie noch nie. Nur ein Zähler trennt Freiburg vom FC Bayern.

Woo-Yeong Jeong (53.) und Michael Gregoritsch (64.) trafen für die Breisgauer, die seit sechs Pflichtspielen ungeschlagen sind. »Wir sind einfach sehr stabil. Jeder erfüllt seine Aufgaben«, sagte Matchwinner Gregoritsch, der das erste Tor vorbereitet hatte. Nach frühen SC-Chancen und einer dann eher langweiligen ersten Hälfte steigerte sich Freiburg nach der Pause, erzielte die beiden Treffer und verwaltete diesen Vorsprung souverän zum verdienten Sieg.

Auch interessant