Vettel will anecken

Sebastian Vettel und Lewis Hamilton nutzen die Formel 1 immer wieder auch für gesellschaftliche Botschaften. Das gefällt nicht jedem. Jetzt sorgen Aussagen des Weltverbandspräsidenten für Wirbel.
Fast schon demonstrativ zupfte Sebastian Vettel seine Schweißbänder in den ukrainischen Farben zurecht. Dann stellte der Formel-1-Star klar, dass weder er noch Lewis Hamilton sich von den irritierenden Aussagen des Weltverbandschefs in ihrem politischen Engagement bremsen lassen werden. »Diese Themen sind wichtiger als wir, wichtiger als der Sport. Wir sollten dafür weiter Aufmerksamkeit erzeugen und den Leuten zeigen, dass es viele Dinge gibt, die wir besser machen können«, sagte Vettel zum Auftakt des Gastspiels in Baku am Freitag - und ein paar Stühle weiter nickte Hamilton dazu.
Kurz vor den ersten Trainingsrunden in Aserbaidschan hatte der Präsident des Internationalen Automobilverbands FIA noch versucht, seine Sätze aus einem wenige Tage zuvor erschienenen Interview einzufangen. Im Gespräch mit dem Fachportal »grandprix247.com« hatte Mohammed bin Sulayem unter anderem hinterfragt, »ob wir dem Sport ständig unsere Überzeugungen aufzwingen sollten«.
Legenden wie Niki Lauda und Alain Prost hätten sich einst nur ums Fahren gekümmert. »Jetzt fährt Vettel ein Regenbogenfahrrad, Lewis engagiert sich leidenschaftlich für Menschenrechte und Lando Norris befasst sich mit psychischer Gesundheit«, sagte der FIA-Chef.
Als diese Sätze das Fahrerlager erreichten, wurden sie schnell als Kritik an den sozialen und gesellschaftlichen Aktivitäten einiger Piloten interpretiert. »Vielleicht wurde es ja aus dem Zusammenhang gerissen. Aber es hält uns nicht dabei auf, was wir tun«, versicherte Rekordchampion Hamilton. Die Formel 1 sei eine wichtige Plattform auch für gesellschaftliche Diskussionen. »Ich ermutige alle Piloten, ihre Meinung zu sagen«, fügte der 37-Jährige hinzu.
FIA-Chef bin Sulayem hatte in seinem Interview noch im Stil vieler Verbandsfürsten wie IOC-Präsident Thomas Bach davor gewarnt, Sport und Politik zu vermischen. »Zu politisch« sei ihm der Motorsport inzwischen geworden, hatte bin Sulayem gesagt. Gerade vor Auftritten der Rennserie wie in Aserbaidschan kommen den Vermarktern politische Botschaften eher ungelegen. Im autoritären Staat des Präsidenten Ilham Aliyev beklagen Menschenrechtler immer wieder Verhaftungen und Folter von Oppositionellen und die zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit.
Leclerc vor Perez
Ferrari-Pilot Charles Leclerc ist im Training von Baku zur Tagesbestzeit gerast. Der Monegasse verwies am Freitag den Red-Bull-Piloten Sergio Pérez auf den zweiten Platz. Nach seinem Triumph in Monaco war der Mexikaner Pérez bei den Übungseinheiten in Aserbaidschan erneut schneller als sein Teamgefährte Max Verstappen. Der Niederländer belegte Rang drei. Sebastian Vettel musste sich im Aston Martin mit Platz elf begnügen. Mick Schumacher kehrte als Vorletzter zurück in die Garage seines Haas-Teams.