Vierte Plätze en masse
(sid). »Mit einer Flasche Bier« wollte Patrick Hausding die WM-Wettkämpfe vom Sofa aus verfolgen - doch nur einmal konnte er auf eine Medaille anstoßen. Beim ersten Groß-event nach dem Rücktritt des Rekordeuropameisters hatten sich die deutschen Wasserspringer mehr ausgerechnet. Ein Coronafall, zahlreiche Infekte und viele knapp verpasste Medaillenränge drückten ein wenig die Stimmung.
»Nicht glücklich, aber zufrieden« - so lautete dann auch das Fazit von Bundestrainer Lutz Buschkow von den Titelkämpfen in Budapest: »Vierte Plätze haben wir en masse. Meistens waren wir selbst dran schuld, weil wir den einen oder anderen Patzer gemacht haben, der uns den Medaillenplatz verhagelt hat.«
Am Schlusstag sprangen auch die Olympiadritten Tina Punzel/Lena Hentschel im 3-m-Synchron als Vierte knapp an den Podestplätzen vorbei - es passte ins Bild dieser WM. 11,13 Punkte fehlten nach schwachen Pflichtsprüngen zu Beginn und einer Aufholjagd von Rang sieben am Ende zu Edelmetall. »Es war kein Geheimnis, dass wir um Bronze kämpfen wollten. Jetzt sind wir einen Platz dahinter, das ist schon bitter«, sagte die viermalige Europameisterin Punzel: »Ich ärgere mich heute, aber morgen kann ich mich über das Gesamtergebnis freuen.« Die 26-Jährige hatte zuvor bereits in ihren Wettkämpfen die Plätze vier und fünf belegt.
Kritische Worte fand Buschkow. »Sie sind gar nicht in den Wettkampf reingekommen«, sagte er mit Blick auf die schwachen Pflichtsprünge zu Beginn, »es lief nicht alles so, wie man sich das wünscht. Es ist schade, dass wir es nicht geschafft haben, weil wir selber Fehler gemacht haben.« Die Aufholjagd führte von Platz sieben nur noch auf vier.
Das anschließende Turm-Finale der Männer als Highlight fand sogar ohne deutsche Beteiligung statt. Timo Barthel, der zum WM-Auftakt mit Synchronpartner Lars Rüdiger vom 3-m-Brett Bronze gewonnen hatte, schied im Halbfinale aus.
Punzel und Hentschel hatten am Samstag im Einzel als Vierte und Zwölfte die Podestplätze verpasst, was Europameisterin Punzel aber kaum wurmte. Sie sei »super zufrieden« mit ihrer Leistung, hatte die Dresdnerin gesagt. Trotz ihrer zweiwöchigen Erkrankung im Vorfeld der WM habe sie sich »auf den Punkt fit« gefühlt.
Das traf nicht auf alle im Team zu, »wir haben reichlich Infekte«, wie Buschkow verriet. Am schlimmsten erwischte es Moritz Wesemann, der nach einem positiven Coronatest vorzeitig von seiner WM-Premiere abreisen musste. Die Nachricht habe »alle sehr erschüttert«, berichtete Hentschel, »alle hatten auch ein bisschen Angst, dass es uns auch trifft.« Man habe sich aber »gegenseitig hochgepusht«, sagte Hentschel, »so dass hier keiner irgendwie mit schlechter Laune durch die Halle laufen muss oder irgendwie deprimiert ist.«