Vor Heim-WM noch Luft nach oben

(sid). Mit Blick auf seine Nachfolger sehnt Arnd Peiffer die Heim-Weltmeisterschaften regelrecht herbei. Keine Frage, da ist sich der frühere Spitzen-Biathlet und heutige TV-Experte der ARD sicher, wenn Mitte Februar in Oberhof der Saisonhöhepunkt beginnt, ist mit den Deutschen zu rechnen. »Ich habe sehr viel Vorfreude. Die Last liegt nicht nur auf einem Paar Schultern«, frohlockte Peiffer.
Nach dem ersten Saisondrittel zog er ein rundum positives Zwischenfazit - obwohl längst nicht alles rundläuft.
Nach der dritten Weltcupstation im französischen Annecy-Le Grand liegen die Deutschen voll im Soll. Bei den Männern schafften es auch ohne die zurückgetretenen langjährigen Zimmerpartner Peiffer und Erik Lesser drei Athleten aufs Treppchen, bei den Frauen bleibt Denise Herrmann-Wick das Zugpferd.
Ein Sieg und ein dritter Platz sind für die Olympiasiegerin zu diesem frühen Saison-Zeitpunkt beachtlich. »Denise hat auf der Checkliste so ziemlich alles abgehakt«, sagte Peiffer: »Sie ist jetzt in der Rendite-Phase ihrer Karriere.« Neben ihr erfüllten vier weitere Frauen die WM-Norm, bei den Männern gelang das vier Athleten.
Dieses starke Kollektiv begeistert den fünfmaligen Weltmeister. »Wenn jemand krank wird, dann ist nicht gleich der ersehnte Podiumsplatz oder ein gutes Ergebnis futsch«, sagte Peiffer: »Das ist eine gute Ausgangsposition und befeuert natürlich den Konkurrenzkampf.«
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass viele der Überraschungen durch die aufstrebenden Roman Rees, David Zobel, Justus Strelow, Sophia Schneider und Anna Weidel zum Auftakt in Kontiolahti gelangen. Zwölfmal Top 10 und die beiden Staffel-Podestplätze waren eine Ansage - die weder in Hochfilzen noch in den französischen Alpen wiederholbar waren.
Anlass zur Sorge bereitet das den Verantwortlichen nicht. »Wir steigen ja auch nicht mit Topform in die Saison ein, sondern versuchen uns peu à peu zu steigern«, sagte Trainer Kristian Mehringer: »Und dafür sind wir im Vergleich zu den vergangenen Jahren sehr zufrieden.«
Die Spitze bewegt sich bei den Männern in einer eigenen Liga. Den alles überragenden Norwegern um Dominator Johannes Thingnes Bö gelangen zuletzt nacheinander zwei Dreifachsiege. Im Gesamtweltcup ist Benedikt Doll, in Frankreich Sprint-Dritter, als Elfter bester Deutscher, in der Nationenwertung liegt der DSV hinter Norwegen auf Rang zwei.
Bevor im Januar in Pokljuka wieder um Weltcuppunkte gelaufen wird, geben sich einige Biathleten am 28. Dezember bei der traditionellen World-Team-Challenge auf Schalke die Ehre. Für den DSV wollen Herrmann-Wick, Doll, Vanessa Voigt und Philipp Nawrath ihren Fans nach zwei Jahren Corona-Pause eine gelungene Show bieten.
In Slowenien startet dann der Countdown für die Titelkämpfe vom 8. bis 19. Februar. »Ich hoffe, dass die Januar-Weltcups ergeben, dass der Trainer die Qual der Wahl hat, welche vier er laufen lässt«, sagte Peiffer. Als Experte hat er sein WM-Ticket schließlich sicher.